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#112 DELFTER STRASSE

EDITORIAL: Schluss mit Endstation Liebe Leserinnen und Leser, Hand aufs Herz: Wie gut kennen Sie Huchting? Wir bei der Zeitschrift der Straße hatten da bis vor Kurzem jedenfalls noch große Lücken. Okay, wir waren mal im Sodenmatt: Ausgabe 22, die Älteren werden sich erinnern. Dann war lange nichts. Dass der Bremer Südwesten weitgehend ein weißer Fleck auf unserer Landkarte ist, lässt sich zwar nur schwerlich entschuldigen – aber doch immerhin erklären. Huchting ist schon echt weit weg von der Stadtmitte, von unserem persönlichen Umfeld, unseren VerkäuferInnen. Und überhaupt: von Bremen. Das ändert sich gerade ein wenig und deshalb waren wir auch hier. Weil die Straßenbahn kommt. Der Ausbau der Linien 1 und 8 in Huchting ist beschlossene Sache, Teil des „beschlossenen Handlungskonzepts im aktuellen Verkehrsentwicklungsplan Bremen 2025“, wie das auf Behördendeutsch heißt. Was erst mal gut klingt, bewegt die Huchtinger Gemüter auf sehr unterschiedliche Weise. Viele freuen sich. Manche Zugezogenen der letzten Jahre haben Huchting überhaupt nur in ihre Überlegungen einbezogen, weil diese Anschlüsse kommen. Andere fürchten jahrelange Baustellen und gravierende Eingriffe ins Straßenbild. Wir …

#111 SCHARNHORSTSTRASSE

EDITORIAL: Schwachhausen durch die Hintertür Liebe Leserinnen und Leser, pünktlich zum Herbstanfang ist unsere Sommerpause vorbei und wir melden uns nach zwei Monaten zurück mit einer neuen Ausgabe der Zeitschrift der Straße: einer etwas ungewöhnlichen allerdings, weil die Texte diesmal nicht aus den Händen und Köpfen unserer ehrenamtlichen Redaktion stammen, sondern von Studierenden der Uni Bremen. Die haben sich im vergangenen Semester mit der Scharnhorststraße beschäftigt. Wir befinden uns also in Schwachhausen, einem Stadtteil, der nicht nur Bremen bekannt ist für prachtvolle Villen in Parknähe oder doch wenigstens aufwendig sanierte Altbremer Häuser: ganz hübsch jedenfalls, in ruhiger Lage – und nicht ganz billig. Tatsächlich ist die Scharnhorststraße auch nicht gerade ein sozialer Brennpunkt. Im Gegenteil scheint hier alles wie im Dornröschenschlaf vor sich hin zu schlummern, was sicher nicht nur an der Verkehrsberuhigung liegt. Die Scharnhorststraße führt durch eine Wohngegend, der Verkehr fließt wie im Kreis drumherum über Kurfürstenallee, Kirchbachstraße, Schwachhauser Heerstraße und Bürgermeister-Spitta-Allee. Das heißt allerdings nicht, dass in der Straße nichts los wäre. Wir sind hier etwa auf einen Verein gestoßen, der sich …

#110 SOMMERDEICH

EDITORIAL: Urbanes Grün Liebe Leserinnen und Leser, es wirkt ein bisschen unentschlossen, dieses erstaunlich weitläufige Areal hinter dem Weserstadion. Als wüsste der breite Streifen Grün selbst nicht immer ganz genau, was er da zwischen Fluss und Stadt eigentlich sein möchte: Ein Park? Ein Schrebergartengebiet? Oder doch eher Spiel- oder Sportplatz? Bereits der Straßenname auf dem Titel dieser Zeitschrift – Sommerdeich – verrät noch eine weitere Eigenschaft der umliegenden „Pauliner Marsch“. Aus stadtplanerischer Sicht ist sie nämlich zunächst mal vor allem ein Überschwemmungsgebiet. Was das für die zahlreichen NutzerInnen des Geländes bedeutet, haben wir uns gefragt (Seite 20) und einige davon bei dieser Gelegenheit auch gleich etwas besser kennengelernt. Da wären zum Beispiel die ehemaligen BesetzerInnen des Alten Sportamts, die inzwischen einen Verein gegründet und einen auf Dauer ausgelegten Nutzungsvertrag mit der Stadt ausgehandelt haben (Seite 22). Auch mit den jungen Menschen, die das Gelände nachts für Freiluft-Partys nutzen, haben wir gesprochen (Seite 12) – und irgendwie erlebt haben wir auch die wohl einzigen richtigen VollzeitbewohnerInnen der Straße: die Esel, Ziegen und Pferde vom Sportgarten (Seite …

#109 SEEHAUSER LANDSTRASSE

EDITORIAL: Frische Landluft Liebe Leserinnen und Leser, ein Sonntagnachmittag in der Seehauser Landstraße: Zwei kleine Pferdchen ziehen flink und schnaubend eine Kutsche. Wenige Minuten später bimmelt es: Der Eiswagen kommt und fährt gemächlich durch die Straße, immerzu die Glocke schlagend. Vorbei an der winzigen Schule, deren Leitung es mit viel Engagement geschafft hat, dass sie nicht nur erhalten bleibt, sondern sogar saniert wird (Seite 10). Der Eiswagen lässt auch das große weiße Schild rechts liegen, das den Weg zur „Stadtmitte“ weist – bis dahin aber ist es ein weiter Weg. Der führt vorbei am gigantischen Güterverkehrszentrum (GVZ), das ein Taktgeber und unverzichtbarer Knotenpunkt für die Versorgung ebenjener Großstadt ist, die so sonderbar weit weg scheint. Hier nun gibt es alte Bauernkaten und neuere Reihenhäuser. Hier wohnt auch Schäfer Dennis Mahlstedt, der mit seinen Tieren die Deiche pflegt und mitunter sich manchmal über Besuch aus der Stadt ärgern muss (Seite 20), die mit dem Fahrrad einen Ausflug machen – hierher, in die kleine, stille Oase, umgeben von Industrie. Auf den Feldern vor dem GVZ grasen die …

AB HEUTE NICHT MEHR UNSICHTBAR

#64 UNTER DER STRASSE – StudentInnen der Hochschule Bremerhaven haben einen Kurzfilm für die Zeitschrift der Straße gedreht, der auf besondere Weise die Nöte obdachloser Menschen zeigt   Ein einsamer Held zieht durch eine zerstörte Stadt, ohne klares Ziel vor Augen, konfrontiert mit Brutalität und menschlicher Kälte, die diese Dystopie mit sich bringt. So beginnt der erste Kurzfilm der Zeitschrift der Straße. Im Mittelpunkt ein Mann, der alles, was er vor einiger Zeit noch als selbstverständlich ansah, verloren hat und nun um das bloße Überleben kämpft. Dabei steht er vor Fragen, die das Leben auf der Straße ihm Tag für Tag aus Neue stellt: Woher bekomme ich etwas zu essen? Wo kann ich schlafen? Wem kann ich überhaupt noch vertrauen? In einer Welt, in der alles zerstört wurde, ist der Mann im Film auf sich allein gestellt. Er streift umher, besorgt sich Nahrung und beobachtet die Kämpfe der anderen. Doch wer dieser einsame Held, gespielt von Michael Meyer, denn eigentlich ist, bleibt zunächst ungeklärt. Ist er tatsächlich ein Held? „Wie weit würdest du gehen?“, fragt …

TREIBGUT

#62 WESER – Auf Fahrradtouren entlang der Weser entdeckte der Fotograf Jakob Weber Objekte, die hier abgebildet sind. Wo sonst niemand hinschaut, sammelte Weber Dinge auf, die angeschwemmt oder liegengelassen wurden. Ob Krimi, Romanze oder Erotik-Thriller – die Geschichten hinter den Bildern müssen von jedem selbst erfunden werden. Erste Fundstücke hatte er sich nach Berlin geschickt, wo er als Bildredakteur und Künstler lebt und arbeitet. Leider erreichte ihn das Paket nie und lagert seither in der Zentralen Paketermittlung der Post in Wuppertal. Sollte es eines Tages ankommen, hofft er, dass es Anlass für einen spannenden Roman ist.     Jakob Weber hat an der Hochschule für Künste Bremen studiert und lebt als Bildredakteur und Künstler in Berlin. Mehr unter: jakobweber.de

SCHNELLE SPENDE = DOPPELTE SPENDE

Am Mittwoch, den 28. Februar, ab 11 Uhr morgens kannst Du der Zeitschrift der Straße und ihren Straßenverkäufern mit einer Spende doppelt so viel helfen!   Denn die Spendenplattform betterplace.org, über die wir alle Online-Spenden abwickeln, verdoppelt Deine Spende! Das tut betterplace.org allerdings nicht unbegrenzt. Alle Einzelspenden (bis zu 200 Euro), die über betterplace.org für die Zeitschrift der Straße oder eines der weiteren teilnehmenden Projekte eingehen, werden solange verdoppelt, bis eine Gesamtsumme von 4.000 Euro erreicht ist. Deshalb ist die Aktion ein Spendensprint: nur die schnellsten Spenden werden verdoppelt. Möchtest Du uns mit Deiner Spende doppelt helfen? Dann spende bo bald wie möglich, solange noch Geld im Verdopplungstopf ist. Nutze dafür bitte unsere Projektseite bei betterplace.org, damit Deine Spende auch wirklich am Spendensprint teilnimmt: http://zeitschriftderstrasse.betterplace.org/ Übrigens kannst Du auf der Projektseite auswählen, welchem Zweck Deine Spende dienen soll. Dort berichten wir auch nach dem Ende des Spendensprints vom Ergebnis des Tages. Beim letzten Sprint im Dezember 2016 erhielten wir übrigens 420 Euro an Spenden, die auf 840 Euro verdoppelt wurden. Update: Der Spendensprint dauerte bis …

WEIHNACHTSGRUSS DES BUNDESPRÄSIDENTEN

Jeder, der ein Straßenmagazin kauft, plädiert damit „für ein solidarisches Zusammenleben in unserem Land“, sagt Bundespräsident Joachim Gauck.   In seinem traditionellen Weihnachts-Grußwort richtet sich der Bundespräsident an die Leserinnen und Leser von Straßenmagazinen in ganz Deutschland. Wir veröffentlichen das Grußwort hier online, statt es in unserem Dezemberheft abzudrucken.   Liebe Leserinnen und Leser, ich freue mich, dass Sie einen Blick in diese Zeitung werfen. Ich freue mich, weil es ein Blick ist, der manches wahrnimmt, was in der Hektik unseres Alltags oft keine Beachtung findet. Sie haben den Menschen gesehen, der Ihnen diese Zeitung angeboten hat. Sie haben sich entschieden, sie zu kaufen und sie zu lesen. Über diese Aufmerksamkeit freue nicht nur ich mich, sondern die Vielen, die sich für Straßenzeitungen in Deutschland engagieren. Ihr Interesse ist eines, das mehr bezeugt als Mitleid und das mehr bedeutet, als eine Spende. Straßenzeitungen erzählen Geschichten, die das Leben schreibt, auch solche von menschlicher Not, von Armut und Obdachlosigkeit, von Verzweiflung und Hilfebedürftigkeit – aber eben in der Regel nicht von Ausweglosigkeit. Denn die Redakteure und …

SCHON GEVOTET? GOOGLE CHALLENGE ENDET BALD

Seit dem 8. Februar läuft das Finale der Google Impact Challenge 2016 – mit der Zeitschrift der Straße als einer von 210 Finalisten. In den beiden vorangegangenen Auswahlrunden sind 2000 der anfänglich 2200 Teilnehmer des Wettbewerbs ausgeschieden. Jetzt geht es nochmal um die Wurst, denn schon am 24. Februar endet die Finalrunde, und am 25. Februar werden in Berlin 105 Finalisten ausgezeichnet, darunter hoffentlich auch wir. In den letzten zwei Wochen haben wir gepostet, geteilt und getwittert, was das Zeug hält, zumindest für unsere Verhältnisse. Denn eigentlich ist die Zeitschrift der Straße ja „old school“: ein Print-Magazin. Damit in das Finale eines Google-Wettbwerbs zu kommen, das hat schon fast etwas Subversives. Jetzt wollen wir aber auch einen Platz unter den Gewinnern. Unterstützen Sie uns. Voten Sie für uns. Teilen Sie unsere Beiträge. Laden Sie Ihre Freunde zum Voten für uns ein. Geben Sie nochmal alles, dann wird das was. Herzlichen Dank! PS: Kennen Sie die drei Herren oben im Bild? Sie haben Auftritte in unserem Videoclip und verkaufen die Zeitschrift der Straße, zusammen mit ca. …

In der Klinik

Bin noch immer in der Klinik auf Entzug. Es läuft sehr gut, wenn auch die wirklich harten Tage noch bevorstehen. Ich erzähle natürlich allen hier von der Zeitschrift der Straße und alle sagen, ich soll da auf jeden Fall dranbleiben, weiter verkaufen und Artikel schreiben. An meinem nächsten sitze ich bereits und ab Anfang Oktober werde ich auch wieder Hefte verkaufen – das ist so ziemlich das einzige, was mir gerade fehlt.