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#64 UNTER DER STRASSE

EDITORIAL: Unten ist das neue Oben Es ist nun schon das dritte Jahr in Folge, dass sich die Dezemberausgabe von ihren neun Vorgängerinnen des Jahres unterscheidet: 2016 und 2017 gab es vor Weihnachten je eine Fotoausgabe: die #44 BÜRGERWEIDE und die #54 LINIE 1. In diesem Heft finden Sie zwar wie gewohnt eine Mischung aus Texten und Bildern. Aber unsere Geschichten haben wir nicht auf der Straße gesucht, sondern darunter. So ein Perspektivwechsel soll ja ganz gut tun. Was haben wir also gefunden? Zunächst ist da eine Stadt unter der Stadt: Auf 2.300 Kilometern – was einer Strecke von Bremen bis nach Palermo entspricht – durchziehen die Abwasserkanäle das gesamte Stadtgebiet und transportieren unsere Hinterlassenschaften in die Klärwerke. Eine Errungenschaft, der wir mehr Jahre an durchschnittlicher Lebenserwartung verdanken als dem medizinischen Fortschritt (Seite 8). In der Bischofsnadel, der kleinen Einkaufspassage unter der Prachtstraße Am Wall, sitzt tagtäglich Kenny. Er lebt von dem, was ihm die Passanten in seine Schale werfen, und er lebt für seine Träume. Die meisten davon schreibt und zeichnet er in Notizbücher. …

#63 WARTBURGPLATZ

EDITORIAL: Der Platz am Turm Sollten Sie nicht wissen, wo der Wartburgplatz liegt, dann stellen Sie sich vor, der 235 Meter hohe Waller Funkturm legte sich für ein Nickerchen ziemlich genau in südwestliche Richtung auf den Boden. Wäre der „Waller Spargel“ 23 Meter länger, kletterte er dadurch nicht nur in die Top Ten der höchsten deutschen Fernsehtürme, seine Spitze reichte auch genau bis zum Wartburgplatz. Dort, im Zentrum des Waller Westends, haben sich die AutorInnen dieser Ausgabe (allesamt TeilnehmerInnen an einem Schreibseminar der Zeitschrift der Straße an der Uni Bremen) auf die Suche nach Geschichten gemacht. Die Suche war nicht allzu schwer, der Wartburgplatz hätte auch für ein zweites Heft genügend Stoff geboten. In diesem Heft stellen wir Ihnen einen Autor namens Krakenmann vor, der quasi von Berufs wegen die Waller Kneipenszene erkundet (Seite 24). Bei Som, die in ihrer Eckkneipe die Traditionen des Bremer Arbeiterviertels mit der ihrer thailändischen Heimat verbindet (Seite 8), war er vermutlich auch schon zu Gast. An den meisten Tagen ist in der Kirche der Wilhadi-Gemeinde weniger los als an …

#62 WESER

EDITORIAL: Bremens längste Straße Die Straßen, über die unser Magazin berichtet, suchen wir nach einem gewissen Schema aus: Es sollten sich dort genügend interessante Geschichten finden lassen; die Stadtviertel sollten dabei wechseln; es sollten jedes Jahr einige „prominente“ Straßen darunter sein; und ganz wichtig: der Name muss auf die Titelseite passen. Superlative spielen bei der Auswahl selten eine Rolle. Über Bremens längste Straße wollten wir aber immer schon mal ein Heft machen. Welche das ist? Die Stromer Landstraße? Die Senator-Apelt-Straße? Sie sind je 6,78 Kilometer lang und wären mögliche Kandidaten gewesen. Die A 27 aber ist länger (22,5 Kilometer auf Bremer Stadtgebiet). Leider, denn wer möchte ein ganzes Heft über eine Autobahn lesen? Zum Glück gibt es die Weser. Sie fließt auf 42 Kilometern durch Bremen und ist so unangefochten Bremens längste (Bundeswasser-)Straße. Auch sonst passt sie in unser Raster – sie ist den meisten ein Begriff, hat einen knackig-kurzen Namen, ist fotogen und vor allem: An und auf ihr fanden wir jede Menge interessante Menschen und Dinge. Unser Illustrator Söntke Campen etwa begleitete die …

#61 BAUMWOLLBÖRSE

EDITORIAL: Von Ballen und Brunnen Irgendwas mit Baumwolle sollten wir machen, haben sie uns an der Uni gesagt, genauer: ein Heft, das zu ihrem Schwerpunkt „Global Cotton“ passt. Da ist die Auswahl an Orten, die in Bremen infrage kommen, nicht so groß. Zuerst denkt man vielleicht noch an die Wollkämmerei in Blumenthal – aber die ist ja schon mal mit einer Ausgabe gewürdigt worden; und außerdem ging es da ja vor allem um Schafwolle. Also waren wir mit den StudentInnen unseres Sommersemester-Seminars, meist angehende KulturwissenschaftlerInnen, an der Baumwollbörse. Dort wollten die einen erst mal Paternoster fahren und mit dem netten Portier quatschen (Seite 8), während andere schon an dem Brunnen vor dem Hause stehen blieben (Seite 10), bei dem es zwar Kunst, aber wieder mal kein Trinkwasser für Obdachlose gibt. Und während sich die Männer für einen echten Detektiv (Seite 22) oder einen durch Burnout geläuterten Manager interessierten (Seite 18), beschäftigten sich die Frauen lieber mit anderen Frauen, beispielsweise mit denen der feministischen Rechten, die sich im Sommer vor der Baumwollbörse regelmäßig zusammenfand (Seite 14). …

#60 SCHLOSSPARK

EDITORIAL: Frau Oetgen und Herr Jaß Wir sind stolz. Und etwas traurig! Denn wir erinnern uns an viele wunderbare Texte von Jördis Früchtenicht, Eva Przybyla und Björn Struß. Aber irgendwann ist so ein Studium eben zu Ende. Und die Zeitschrift der Straße ist ein Lernprojekt, da muss man seine Leute eben ziehen lassen. Also freuen wir uns sehr, dass sie nun Karriere machen und sich in der großen Konkurrenz um ein Volontariat beim Weser-Kurier beziehungsweise den Kieler Nachrichten durchgesetzt haben. Wir hätten sie auch eingestellt! Wir gewöhnen uns bereits an die Zeit danach: In diesem Heft sind sie nicht dabei, alle drei nicht. Dafür waren wir mit anderen hoffnungsvollen AutorInnen in Sebaldsbrück unterwegs, rund um den Schlosspark. Wir haben gleich zwei leer stehende Schulen besucht (Seite 24) und eine der ältesten Bewohnerinnen des Stadtteils: Die heute 93-jährige Frau Oetgen kam einst als junge Braut hierher, in eine Genossenschaftssiedlung (Seite 8). Wir waren in einer Villa für besondere Menschen (Seite 12), in einem Hundesalon (Seite 16) und bei Leuten, die Angst haben, dass bei ihnen eingebrochen …

#59 LINDENHOF

EDITORIAL: Von Bärten und Büchern Nein, sagt die Studentin, in Walle sei sie noch nie gewesen. Dabei komme sie ja aus Bremen! Aber was ist dann erst mit Gröpelingen? Das ist ja noch viel weiter draußen, schon fast Bremen-Nord, und kurz vor diesem Bremerhaven. Für viele BremerInnen ist das eben immer noch sehr weit weg, in jeder Hinsicht. Und anderswo ist der Stadtteil noch als das bekannt, was man früher einen „sozialen Brennpunkt“ nannte. Weil das aber zu sehr nach Drogen und Gewalt klingt, heißt das heutzutage „Quartier mit besonderem Entwicklungsbedarf“. Um jener Welt einmal näherzukommen, waren wir jetzt also in der Lindenhofstraße, da, von wo aus man früher zu „Use Akschen“ ging. Dort fanden wir eine innovative Bibliothek, die immer weniger mit Büchern zu tun hat und gerade darum so gut ist (Seite 8). Wir haben uns den Bart stutzen lassen, um bei der Gelegenheit mit den Menschen ins Gespräch zu kommen (Seite 20), und einen alten Stuhl in die Recycling-Börse gebracht, um die Wegwerfgesellschaft mal aus einer anderen Warte zu betrachten (Seite 12). …

#58 FEDELHÖREN

EDITORIAL: Zwei Teile, eine Straße Was die Weser für Bremen, ist der Rembertiring für den Fedelhören: Er teilt die unaufdringlich schöne Straße in zwei Hälften – wir haben sie beide besucht. In der südwestlichen geht es recht mondän zu, hier findet man einen Hotspot des Antiquitäten- und Kunsthandels. Unser Autor Björn Struß hat bei der Gelegenheit probiert, etwas Geld zu verdienen (Seite 8). „Klaviere Backhaus“ hatten wir einen letzten Besuch abgestattet, bevor das Traditionshaus nach fast vier Jahrzehnten dicht gemacht hat (Seite 14). Im nordöstlichen Teil des Fedelhören, wo es ruhiger zugeht, kommen auch Menschen mit ganz wenig Geld auf ihre Kosten: in der Teestube Hoppenbank (Seite 26). Wer will, kann sich aber auch mit Leib und Seele nach Italien entführen lassen (Seite 12). Und dann möchten wir noch kurz Werbung in eigener Sache machen: Seit vier Wochen läuft das Sommersemester der Uni der Straße. Das Schwerpunktthema ist dieses Mal Wasser, mit Vorträgen zu Trinkwasser und Küstenschutz sowie einer Exkursion zum Weserkraftwerk. Das gesamte Programm finden Sie im Netz unter http://uni-der-strasse.de/programm. Einige werden es bemerkt …

#57 SCHWEIZER VIERTEL

EDITORIAL: BESSER ALS IHR RUF Was haben sich die Planer wohl dabei gedacht, als sie dem damaligen Neubauviertel im Bremer Osten so viele Schweizer Straßennamen verpassten? 25 sind es, wenn wir uns nicht verzählt haben. Aber warum nur? Die Gegend ist flach wie sonst auch in der Norddeutschen Tiefeebene, und statt des Rufs der Berge vernimmt man das Rauschen der Autobahn. Was den Wohlstand angeht, ist das Quartier auch eher eine Anti-Schweiz: Jeder vierte Einwohner bezieht Hartz IV, von den Kindern sogar jedes zweite. Das Schweizer Viertel galt lang als sozialer Brennpunkt, nicht umsonst hat es von der Stadt einen Quartiersmanager an die Seite gestellt bekommen. Seither sind nicht alle Probleme verschwunden, aber wir haben bei unseren Recherchen viele Menschen kennengelernt, die für ihr Viertel brennen und es voranbringen wollen. Die Lehrerinnen und Lehrer an der Albert-Einstein-Oberschule beispielsweise, die es schaffen, ihren Jugendlichen die Prinzipien der Demokratie zu vermitteln, obwohl manche kaum auf liniertem Papier schreiben können (Seite 20). Oder Christa Brämsmann, die in Tenever ein Mütterzentrum aufgebaut hat, das Frauen fördert und mittlerweile 75 …

#56 GÜTERBAHNHOF

EDITORIAL: VON BAHNEN UND BURGEN Wenn Sie schon einmal mit dem Zug nach Bremen gefahren sind, sagen wir, aus Oldenburg, haben Sie sie bestimmt auch schon mal gesehen. Die Obdachlosen, die am alten Bahnsteig des Güterbahnhofs wohnen. Und sich gefragt, wer diese Menschen wohl sind und warum sie ausgerechnet hier wohnen. Wir haben sie besucht und ein paar von ihnen näher kennengelernt, vor allem Wolle, der Ihnen schon auf dem Titelbild begegnet ist. Alles Weitere lesen Sie dann ab Seite 8. Früher wäre einer wie Wolle noch nebenan im Papageienhaus untergekommen, aber das steht ja jetzt auch schon gut zwei Jahre leer – seit man, nicht zu Unrecht, von der zentralen Unterbringung von suchtkranken und wohnungslosen Menschen abgekommen ist. Was aus dem Haus jetzt wird? Rote und Grüne haben da verschiedene, widerstreitende Ideen (Seite 24). Eine von ihnen hat mit KünstlerInnen zu tun, naheliegenderweise, denn davon gibt es hier am Güterbahnhof ja eine ganze Menge. Meistens arbeiten sie hier im Verborgenen, in ihren Ateliers, aber ein paar von ihnen durften wir dort besuchen (Seite 14). …

#55 PAPPELSTRASSE

EDITORIAL: VON SPIELERN UND BUNKERN Wir stellen uns ja sonst nicht so gerne in den Mittelpunkt, aber jetzt müssen wir es doch ganz schnell loswerden: Wir haben Geburtstag! Im Februar 2011 erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift der Straße. In der Zwischenzeit wären wir gleich zweimal fast am Ende gewesen, sind nun mit sieben Jahren aber aus dem Gröbsten raus. Und so haben wir auch schon ein Geschenk bekommen: einen Preis, der uns ganz offiziell zu „Alltagshelden“ ernannte. Was es damit genau auf sich hat, lesen Sie ab Seite 28. Nun wollen wir aber wieder über andere reden! Von den ChinesInnen etwa, die sich in Sichtweite der Pappelstraße treffen, in der Po Shin Tao Teh Association. Sie haben uns zum Essen eingeladen und in das Innere ihres Tempels vorgelassen, wovon wir ab Seite 24 berichten. Ebenfalls lieber fernab der Öffentlichkeit agieren die SpielerInnen, die in den diversen, hier beheimateten Spielotheken ihr Glück suchen. Bei der mühsamen Recherche gerieten wir am Ende auch selbst in Versuchung: Seite 8. Natürlich ist uns auch nicht entgangen, was sich …