Jahr: 2015

TRITT INS LEERE

#25 ZIEGENMARKT – Ein Zei­chen für den ers­ten Sex, für Mord und Tot­schlag oder ein­fach für nichts? Eine Suche nach der Wahr­heit über die Schu­he an der Leine   „Viel­leicht ist es ja auch ein­fach eine Fies­heit unter ver­fein­de­ten Schü­lern und so“, ver­mu­tet das Mäd­chen. „Also, man klaut einem die Schu­he und wirft sie hoch, dass sie hän­gen blei­ben, und sagt: ‚Hol sie dir!‘“ Neun sind es an der Zahl. Sport­li­che Ver­sio­nen, an den Schnür­sen­keln zu­sam­men­ge­bun­den, immer paar­wei­se. Man muss den Kopf schon ziem­lich in den Na­cken legen, um sie zu sehen. Sie hän­gen un­term Bre­mer Him­mel, ge­nau­er: über dem Draht­seil, an dem auch die Stra­ßen­la­ter­ne hoch über der Kreu­zung be­fes­tigt ist. Und nicht nur hier. „Shoefi­ti“, zu­sam­men­ge­setzt aus den eng­li­schen Wör­tern „shoe“ und „graf­fi­ti“. Wie auch Graf­fi­ti und „Urban Knit­ting“, das Um­hä­keln von Park­pol­lern, Mas­ten und an­de­rem, ist die Schuh­in­stal­la­ti­on eine Form, in den öf­fent­li­chen Raum ge­stal­tend ein­zu­grei­fen – Gue­ril­lakunst also. Unter In­si­dern gilt schon das Wer­fen an sich, im Fach­jar­gon „Shoetos­sing“ ge­nannt, als Per­for­mance. Dass Schu­he an Ka­beln, Bäu­men, Am­peln und La­ter­nen bau­meln, …

STOPP ELEND

#25 ZIEGENMARKT – Sie wollten die Verelendung aufhalten – die einen die der Junkies, die anderen die des Viertels. Ein Rückblick auf das Ende einer der größten Drogenszenen Deutschlands „Meine Damen und Her­ren, liebe Jun­kies, heute ver­tei­len wir sau­be­re Sprit­zen, wer tut es mor­gen?“, steht auf den gro­ßen Schil­dern, die sich die Stu­die­ren­den um­ge­hängt haben. Sie ste­hen auf dem Markt­platz und im Vier­tel, rund ums Siel­walleck. Sie haben Eimer dabei für die Sprit­zen. Vor allem aber in­for­mie­ren sie dar­über, wie man Dro­gen­ab­hän­gi­gen hel­fen kann. Es ist 1991 und die of­fe­ne Dro­gen­sze­ne im Bre­mer Stein­tor­vier­tel gilt als eine der größ­ten in ganz Deutsch­land. Fast alle der Süch­ti­gen sind ob­dach­los und kon­su­mie­ren auf of­fe­ner Straße. Die Jun­kies und ihre Hin­ter­las­sen­schaf­ten sind über­all zu fin­den: in Vor­gär­ten, in Haus­ein­gän­gen, auf Spiel­plät­zen. Schul­hö­fe blei­ben wäh­rend der Pau­sen wegen her­um­lie­gen­den Sprit­zen oder be­nutz­ten Kon­do­men ge­schlos­sen. Dieb­stäh­le, Ein­brü­che, Dea­le­rei und Pro­sti­tu­ti­on sind an der Ta­ges­ord­nung – ir­gend­wo­her muss das Geld für die gan­zen Dro­gen kom­men. Bil­der von aus­ge­mer­gel­ten Ge­sich­tern und sprit­zen­über­sä­ten Vor­gär­ten schmü­cken die Zei­tungs­co­ver bun­des­weit. 23 Jahre spä­ter: Im Kon­takt-Café …

LÄUFT BEI MIR

Es ist gut drei Wochen her, es regnete heftig und ich hatte wie immer keinen Schirm dabei. War zu knapp bei Kasse einen zu kaufen, und solange es trocken ist, denkt man ja auch nicht dran. Als ich an der Wilhelm-Kaisen-Brücke über die Kreuzung ging, fiel – zack – nicht weit von mir ein Schirm auf die Straße. Ich fragte eine Radfahrerin, ob das ihrer wäre. Nein, sagte sie, der sei wohl vom Himmel gefallen. Nun ja, vielleicht ist er auch aus einem Auto herausgefallen, oder jemand hat ihn vonm Balkon geschmissen. Mir jedenfalls kam er sehr zupass, und obendrein war er lila, meine Lieblingsfarbe. Einen Schirm hatte ich nun, was noch fehlte war eine Lesebrille. Meine alte war vor Wochen zerbrochen und nun sogar ganz weg. Einige Tage später, ich stehe vorm Edeka am Dobben und verkaufe. Drei Jugendliche, eher finstere Typen im Gangstyle, kommen auf mich zu, einer streckt den Arm raus und hält mir, ohne ein Wort, eine Brille hin und geht weiter. Die Brille passt und hat sogar in etwa die …

RELEASE DER #25 ZIEGENMARKT

Wir laden Sie herzlich ein, das neue Heft und uns kennenzulernen am Montag, den 2. Februar 2015 um 18 Uhr im neuen Vertriebsbüro der Zeitschrift der Straße Auf der Brake 10-12 (Nähe Hbf) Programm: Redakteur Armin Simon präsentiert die druckfrische Ausgabe Uwe macht Musik der Straße Studentin Susan Buckow liest ihren Artikel „Haariger Beweis“ Gelegenheit zum Gespräch mit Redaktion, Vertrieb und weiteren Aktiven TREFFEN SIE UNS. UNTERSTÜTZEN SIE UNS. EMPFEHLEN SIE UNS. Wir freuen uns auf Sie! Ihr Team der Zeitschrift der Straße

#25 ZIEGENMARKT

EDITORIAL: HAPPY BIRTHDAY Zum Geburtstag gibt’s Überraschungen, das gilt auch für die Zeitschrift der Straße. Vier Jahre ist das Bremer Straßenmagazin nun alt, im Schnitt sind sechs Ausgaben pro Jahr erschienen. Künftig, Überraschung Nummer eins, werden es zehn pro Jahr sein. Freuen Sie sich mit uns auf mehr Orte, mehr Geschichten und mehr Einblicke in das einzigartige Zeitschriftenprojekt, das unlängst auch vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft ausgezeichnet wurde (Seite 28). Zweitens gibt sich die Zeitschrift der Straße zu ihrem Geburtstag ein neues Gewand. Was es damit auf sich hat und welche Neuerungen das mit sich bringt, lesen Sie auf Seite 27. Neu ist drittens unsere Adresse. Statt im Lloydhof finden Sie uns nun hinterm Siemens-Hochhaus Auf der Brake 10–12, fußläufig zwischen Hauptbahnhof und City gelegen – schauen Sie gerne einmal vorbei. Was bleiben wird, sind spannende Geschichten, nach denen wir an jedem Ort aufs Neue suchen. Am Ziegenmarkt wimmelte es nur so davon. Acht haben wir aufgeschrieben; die eine Hälfte hier im Heft, die andere auf www.zeitschrift-der-strasse.de, unserer (ebenfalls neu gestalteten) Internetseite. Viel Spaß …