Monate: Mai 2020

#78 CORONA

EDITORIAL: Zurück ins Leben Natürlich ist die Krise noch nicht vorbei. Für uns nicht und für unsere Verkäufer:innen schon gar nicht. Die vergangenen Wochen waren hart für sie. Sie verloren sozialen Halt und einen guten Teil ihrer eh schon kärglichen Einnahmen. Es gab kaum noch Käufer:innen auf der Straße, und auch kaum noch Zeitschriften der Straße. Denn auch wir mussten unser Büro schließen, zum Schutz der Verkäufer:innen und der ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen. Einzig die Streetworker:innen blieben, um den Kontakt zu halten und Hefte auszugeben. Nun kehrt das Leben schrittweise zurück, wir können dank vieler toller Spender:innen – herzlichen Dank! – unsere Verkäufer:innen für ihren Verdienstausfall ein wenig entschädigen. Und es gibt eine neue Ausgabe! Dass sie sich ausschließlich um das Thema Corona dreht, ist nur scheinbar naheliegend. Denn ansonsten widmet sich ja jede unserer Ausgaben einer Straße, einem Platz, einem Ort in Bremen. Und jetzt? Es gibt diesen Ort. In Bremen. Denn im hiesigen Dom wird die Heilige Corona ja schon seit über eintausend Jahren verehrt. Und sie ist, so steht es im Heiligen-Lexikon, durchaus auch …

HEILIGE CORONA

#78 CORONA – Heiligenstatue im Bremer Dom und Mittelpunkt eines mittelalterlichen Corona-Kultes. Heute allgegenwärtiges Virus, das unser aller Leben verändert hat In Bremen war Corona schon berühmt, lange, sehr lange bevor sie zum Synonym für Quarantäne und Hamsterkäufe mutierte. Sie wurde sogar verehrt. Und zwar gerade hier. Corona lebte im zweiten Jahrhundert nach Christus, in Ägypten oder Syrien, so genau wissen wir das heute nicht mehr. Sie soll, damals 16, bei der Hinrichtung eines gewissen Victor von Siena selbst zum Tode verurteilt worden sein. Corona starb auf schaurige Weise, erzählt die kirchliche Legende, die ja oft eine gewisse Liebe zur Grausamkeit aufweist: Man habe zwei Palmwedel zusammen gebunden und die junge Frau an deren Spitzen gefesselt. Als die Palmen zurückschnellten, wurde Corona zerrissen. In Erinnerung bleibt sie uns als christliche Märtyrerin, als Heilige, natürlich als Jungfrau und mit einem milden, melancholischen Lächeln unter langem Haar. Geschichte und Relikte Nach Bremen kam sie dank Erzbischof Adaldag, der im Jahre 965 ihre Reliquien zusammen mit denen von Cosmas und Damian und einigen weiteren Heiligen aus Italien mitbrachte. …