Alle Artikel mit dem Schlagwort: Straßenverkäufer

WIR STELLEN UNS NEU AUF UND VERÄNDERN UNSERE VERTRIEBSSTRUKTUREN

Neue Ausweise Auf Bremens feuchten Herbststraßen verändert sich etwas in diesen ersten Novembertagen – die Zeitschrift der Straße ändert ihre Vertriebsstukturen und ihr Regelwerk. Unsere Verkäufer*innen erhalten einen neuen Verkaufsaufsweis. Dieser ist mit einem Foto versehen, zeitlich befristet und u. a. durch ein Originalsiegel und einen QR-Code erheblich fälschungssicherer als die vorherige Version. Auf der Karte finden Sie auch die Verkäufernummer und die Gültigkeitsdauer. Feste Verkaufsplätze Seit dem 6. November 2023, mit Erscheinen der neuen Ausgabe stehen unsere Verkäufer*innen außerdem an festen Plätzen. Weil wir nicht wollen, dass sich unsere Verkäufer*innen aufdringlich verhalten, ist es schon lange verboten, die Zeitschrift der Straße im Gehen zu verkaufen. Wir entwickeln die Zeitschrift in engem Austausch mit anderen deutschen Straßenzeitungen. Im Gespräch mit den Kolleg*innen mussten wir feststellen, dass wir mit der freien Platzwahl die absolute Ausnahme waren. Vom festen Verkaufsplatz versprechen wir uns größere Verlässlichkeit, ein stabileres soziales Umfeld für die Verkaufenden und bessere Möglichkeit, sie aufzusuchen, wenn es Probleme gibt. Alle Verkäufer*innen haben einen festen Platz, der übrigens ebenfalls auf dem Ausweis vermerkt ist. Wir werden …

WARNUNG VOR FALSCHER STRASSENZEITSCHRIFT AUF BREMENS STRASSEN

ACHTUNG – ACHTUNGUns erreichen Mitteilungen, dass Verkäufer*innen des Magazins Querkopf sich als Verkäufer*innen der Zeitschrift der Straße ausgeben. Die Zeitschrift der Straße distanziert sich von diesem Magazin und allen Personen, die dieses in unserem Namen verkaufen. Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer erkennen Sie immer an unseren Verkaufsausweisen und der Zeitschrift der Straße. Auf unseren Zeitschriften im Verkauf auf Bremens Straßen befindet sich immer ein Stempel mit der Verkäufer*innennummer, beides muß zusammen passen, damit Sie sicher seinkönnen, dass es sich um eine*n bei uns registrierte*n Verkäufer*in handelt. Bitte bleiben Sie uns treu. Unterstützen Sie weiter unsere Verkäuferinnen und Verkäufer und das Original Bremens. Wir und viele Menschen, die die Zeitschrift der Straße verkaufen, danken Ihnen! Ihre Zeitschrift der Straße

IMPRESSIONEN VOM HOFFEST

Am 15. Juli feierten wir das Erscheinen unserer Ausgabe #50 mit einem Fest im Innenhof hinter unserem Büro. Entgegen aller meteorologischen Unkenrufe blieb es trocken, und sogar die Sonne meinte es phasenweise gut mit uns. Das Fest war trotz Sommerferien ordentlich besucht. Highlights: die Auszeichnung der erfolgreichsten Straßenverkäufer, tolle Live-Musik von der Bühne und Leckeres vom Grill. Der Mann am Grill war übrigens kein Geringerer als Randy Ziegler, das Gesicht unserer Ausgabe #49! Dass er an diesem Tag Geburtstag feierte und trotzdem zusammen mit seinen zwei Kollegen ehrenamtlich für dasEssen sorgte, soll nicht unerwähnt bleiben. Den vielen, die an der Organisation und Durchführung beteiligt waren, sei hier nochmals herzlich gedankt.   Beitragsfoto: Cory Patterson Fotos: Cory Patterson und Michael Vogel

„DIE ARMUT WIRD IMMER GRÖSSER“

#50 DIE STRASSE – Stefan Gehring arbeitet seit über zwei Jahren bei der Zeitschrift der Straße. Und er malt auch: Die Zeichnung unten ist von ihm. Täglich steht er am Nordausgang des Bahnhofs, an der Bürgerweide. Hinter dem Bahnhof arbeiten insgesamt fünf VerkäuferInnen der Zeitschrift der Straße – er und sein Freund Bommel, durch den er zu dieser Arbeit gekommen ist, sind jeden Tag da. Mit seinem Dreitagebart wirkt der 33-Jährige jung, seine Haut ist gebräunt.   [Wir haben Stefan Gehring gebeten, mit einer Einwegkamera seine eigene Sicht auf Bremen einzufangen. Das folgende Protokoll entstand während eines Gesprächs mit ihm über seine Fotos, von denen einige in der Ausgabe #50 abgebildet sind.] „Ich hab viele Baustellen fotografiert. Mit den Bildern sollen wir ja unseren Blick auf die Straße zeigen – oder unsere Perspektive. Mir kommt es so vor, als wären überall nur Baustellen. Ich bin ja Bremer und egal, an welche Zeit ich mich zurück erinnere: Überall wird gebaut. Dazu kann man ein kleines Experiment machen. Man kann mehrere Leute fragen: „Nenn’ mir mal drei …

KOMMEN SIE IN UNSER VERTRIEBSTEAM!

Sie kennen und lieben die Zeitschrift der Straße? Sie wissen, dass Bremens Straßenmagazin von Studierenden als Lernprojekt erstellt wird? Sie haben vielleicht sogar Ihre Stammverkäuferin bzw. Ihren Stammverkäufer in der Stadt? Dann fragen Sie sich vielleicht, wie die StraßenverkäuferInnen eigentlich an die Hefte kommen, die sie verkaufen, und wer die VerkäuferInnen betreut. Die Antwort auf fast alles ist (und hat) unser Vertriebsteam! Es besteht aus knapp einem Dutzend Ehrenamtlicher im Alter zwischen 20 und 70 Jahren. In zwei Schichten pro Tag zu je drei Stunden betreiben sie das Vertriebsbüro in der Innenstadt. Was bedeutet das? Im Mittelpunkt steht immer der Kontakt mit den StraßenverkäuferInnen, die das Büro aufsuchen, um Hefte für 90 Cent zu kaufen, die sie anschließend auf der Straße für 2 Euro anbieten. Das Vertriebsteam prüft Verkäuferausweise, gibt Hefte aus, kassiert das Geld, trägt den Umsatz in eine Datenbank ein und macht am Ende der Schicht eine Abrechnung. Neuen VerkäuferInnen werden die Verkaufsregeln erklärt und Ausweise ausgestellt. Ebenso wichtig wie der Heftverkauf sind die Gespräche mit den VerkäuferInnen, die mit ihren Sorgen und …

VERKÄUFER IM RAMPENLICHT: RENE MOCELLIN VON SURPRISE, SCHWEIZ

SURPRISE/Schweiz: Als René Mocellin, 64, nach jahrelanger Schreibarbeit seine Autobiografie beendet hatte, wurde ihm langweilig. Seit bald einem Jahr verkauft er deshalb Surprise am Bahnhof Basel SBB.   „Ich muss zugeben, dass ich anfangs Hemmungen hatte, das Strassenmagazin zu verkaufen. Ich befürchtete, dass man mich als randständig wahrnehmen würde, und dieses Image will ich auf keinen Fall. Dann sagte ich mir: Ich mach das einfach auf meine Art. Ich sehe nicht verwahrlost aus, und meine Ausrüstung mit dem Bildschirm und den anderen Extras erweckt auch nicht den Anschein. Jetzt bin ich fast ein Jahr bei Surprise dabei, seit März 2015. Ich verkaufe fast jeden Tag von zehn Uhr morgens bis in den Abend hinein am Haupteingang des Basler SBB-Bahnhofs. Und ich muss sagen: Mir gefällt die Aufgabe. Ich bekomme nette Rückmeldungen von den Leuten, meine Elektronik gefällt ihnen. Ich habe immer Leuchttafeln dabei, die ich selber installiere. In der Adventszeit nahm ich einen kleinen leuchtenden Tannenbaum mit, das kam besonders gut an. Einmal ging eine jüdisch-orthodoxe Familie an mir vorbei, und die Kinder machten ganz …

STRASSENVERKÄUFER TRIFFT PAPST

STRAATNIEUWS/Utrecht: Papst Franziskus gibt ehemals obdachlosem Straßenverkäufer Marc in Rom ein exklusives Interview   Es ist noch früh, als wir vor dem Dienstboteneingang des Vatikans links vom Petersdom eintreffen. Die Schweizergarde war über unsere Ankunft in Kenntnis gesetzt worden und lässt uns durch. Wir steuern auf das Domus Sanctae Marthae zu, in dem Papst Franziskus wohnt. Das Domus Sanctae Marthae ist aller Wahrscheinlichkeit nach das außergewöhnlichste Drei-Sterne-Hotel der Welt. Das große, weiße Gebäude, in dem Kardinäle und Bischöfe residieren, während sie im Vatikan ihren Dienst leisten oder ihn besuchen, ist auch die offizielle Residenz der Kardinäle während des Konklaves. Hier werden wir ebenfalls erwartet. Wie in jedem anderen Hotel stehen hinter der Rezeption zwei Damen, die uns auf eine Nebentür verweisen. Der Versammlungsraum ist schon vorbereitet. Dieser Raum, der dem Papst unter der Woche als Konferenzraum dient, ist ziemlich groß und mit Schreibtisch, Sofa, Tischen und Stühlen ausgestattet. Dann beginnt das Warten. Marc, der Straatnieuws-Verkäufer, hat von uns allen die meiste Geduld, und wartet in seinem Stuhl sitzend darauf, was als Nächstes kommt. Plötzlich erscheint …

VerkäuferInnen der Zeitschrift der Straße

KAUFEN STATT ALMOSEN GEBEN

Viele Bremerinnen und Bremer kennen inzwischen die Zeitschrift der Straße. Und wer eine Ausgabe durchgeblättert und gelesen hat, der weiß: Es lohnt sich. Unser Magazin bietet ungewöhnliche Einblicke in diese Stadt und Geschichten von Menschen, über die sonst niemand schreibt. Dennoch passiert es immer wieder, dass Passanten unseren Verkäufern keine Zeitung abkaufen, sondern ihnen einfach eine Münze zustecken. Das mag nett gemeint sein, doch es degradiert unsere Kollegen auf der Straße (sicherlich ungewollt) zu Almosenempfängern. Wir vom Projekt Zeitschrift der Straße wollen eine Alternative zum „Schnorren“ schaffen. Wir wollen, dass bedürftige Menschen selbstbewusst ein publizistisches Qualitätsprodukt anbieten und so positive Begegnungen, Gespräche und Erfahrungen entstehen. Und zwar auf Augenhöhe. Zehntausende Exemplare der Zeitschrift der Straße wurden bereits verkauft, Zehntausende Kontakte geschaffen zwischen besser situierten und häufig ausgegrenzten Menschen. Deshalb appellieren wir an Sie, liebe Leserinnen und Leser: Statt Almosen zu geben, kaufen sie weiterhin die neuesten Ausgaben bei unseren Verkäufern. Wenn Sie ihnen ansonsten etwas Gutes tun wollen, dann helfen Sie mit der wirksamsten Werbung der Welt: Erzählen Sie in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis von …

VERKÄUFER IM RAMPENLICHT: COLIN, BIG ISSUE

BIG ISSUE NORTH/Nordengland: Seit sechs Jahren verkauft Colin die Straßenzeitung „The Big Issue North“ in Manchester. Er ist ziemlich bekannt, was nicht zuletzt an den regelmäßigen Posts über seinen Alltag liegt, die auf der Facebook-Seite der Straßenzeitung geteilt werden. Mit Christian Lisseman spricht er über einen lokalen Film, bei dem er den Anführer einer Gang gespielt hat, wie er wieder Kontakt mit seinem Vater aufgenommen hat und wie Big Issue North ihm dabei auf geholfen hat, wieder auf die Beine zu kommen.   Warum verkaufst du das Magazin? Ich wurde obdachlos aufgrund von Familienproblemen. Seit dem Teenageralter war ich immer wieder obdachlos. Ich habe in Hostels geschlafen, aber auch auf der Straße. Ich habe 2009 angefangen, Big Issue North zu verkaufen. Zu der Zeit habe ich auf der Straße geschlafen und kam auf die Idee, mir mit dem Verkauf der Zeitung ein bisschen Geld dazu zu verdienen. Hast du Familie? Ja, habe ich. Vor einigen Jahren habe ich in einem Hostel der Heilsarmee gelebt. Dort habe ich eine Weihnachtskarte bekommen mit einem Brief darin – …

EIN SCHNACK MIT STEFAN

#31 WESTERDEICH – Über einen Umweg kam er zur Bildhauerei, durch einen guten Freund zur Zeitschrift der Straße   Ich bin in Tenever aufgewachsen, zusammen mit meiner Schwester. Als ich elf Jahre alt war, ist unsere Mutter abgehauen und hat den Kontakt zur Familie abgebrochen. Zwei Jahre später ist dann unser Vater gestorben. Meine Schwester und ich wohnten erst für ein halbes Jahr bei unseren Großeltern, danach ein Jahr bei einer Pflegefamilie. Aber das war nur für den Übergang, bis wir einen Platz im Heim bekamen: in Alten Eichen in Huchting. Dort habe ich mit acht anderen Jugendlichen in einer Wohngruppe gelebt. Nach der Schule habe ich als Lagerist gearbeitet, über eine Zeitarbeitsfirma. Ich hatte immer nur kurze Verträge, die brauchten halt nur neue Leute, wenn dort besonders viel los war. Nach einem Jahr habe ich damit aufgehört. Was ich dann gemacht habe? Ich habe Dinge verkauft, von denen ich lieber die Finger gelassen hätte. War keine gute Idee. Nach einiger Zeit haben sie mich erwischt. Das war’s dann. Im Gefängnis hab ich in der …