Jahr: 2023

#112 DELFTER STRASSE

EDITORIAL: Schluss mit Endstation Hand aufs Herz: Wie gut kennen Sie Huchting? Wir bei der Zeitschrift der Straße hatten da bis vor Kurzem jedenfalls noch große Lücken. Okay, wir waren mal im Sodenmatt: Ausgabe 22, die Älteren werden sich erinnern. Dann war lange nichts. Dass der Bremer Südwesten weitgehend ein weißer Fleck auf unserer Landkarte ist, lässt sich zwar nur schwerlich entschuldigen – aber doch immerhin erklären. Huchting ist schon echt weit weg von der Stadtmitte, von unserem persönlichen Umfeld, unseren VerkäuferInnen. Und überhaupt: von Bremen. Das ändert sich gerade ein wenig und deshalb waren wir auch hier. Weil die Straßenbahn kommt. Der Ausbau der Linien 1 und 8 in Huchting ist beschlossene Sache, Teil des „beschlossenen Handlungskonzepts im aktuellen Verkehrsentwicklungsplan Bremen 2025“, wie das auf Behördendeutsch heißt. Was erst mal gut klingt, bewegt die Huchtinger Gemüter auf sehr unterschiedliche Weise. Viele freuen sich. Manche Zugezogenen der letzten Jahre haben Huchting überhaupt nur in ihre Überlegungen einbezogen, weil diese Anschlüsse kommen. Andere fürchten jahrelange Baustellen und gravierende Eingriffe ins Straßenbild. Wir haben uns in dieser …

#109 SEEHAUSER LANDSTRASSE

EDITORIAL: Frische Landluft Liebe Leserinnen und Leser, ein Sonntagnachmittag in der Seehauser Landstraße: Zwei kleine Pferdchen ziehen flink und schnaubend eine Kutsche. Wenige Minuten später bimmelt es: Der Eiswagen kommt und fährt gemächlich durch die Straße, immerzu die Glocke schlagend. Vorbei an der winzigen Schule, deren Leitung es mit viel Engagement geschafft hat, dass sie nicht nur erhalten bleibt, sondern sogar saniert wird (Seite 10). Der Eiswagen lässt auch das große weiße Schild rechts liegen, das den Weg zur „Stadtmitte“ weist – bis dahin aber ist es ein weiter Weg. Der führt vorbei am gigantischen Güterverkehrszentrum (GVZ), das ein Taktgeber und unverzichtbarer Knotenpunkt für die Versorgung ebenjener Großstadt ist, die so sonderbar weit weg scheint. Hier nun gibt es alte Bauernkaten und neuere Reihenhäuser. Hier wohnt auch Schäfer Dennis Mahlstedt, der mit seinen Tieren die Deiche pflegt und mitunter sich manchmal über Besuch aus der Stadt ärgern muss (Seite 20), die mit dem Fahrrad einen Ausflug machen – hierher, in die kleine, stille Oase, umgeben von Industrie. Auf den Feldern vor dem GVZ grasen die …

#108 OEWER WEG

EDITORIAL: Im wilden Osten Liebe Leserinnen und Leser, Wohnstraßen wie der Oewerweg sind für uns immer eine besondere Herausforderung. Meist fehlen die großen Institutionen, deren Türschilder und Internetseiten ihre Geschichten schon von sich aus in die Öffentlichkeit tragen. Manchmal hat man trotzdem Glück, kommt über den Gartenzaun ins Gespräch und kennt nach einem Nachmittag die halbe Nachbarschaft beim Vornamen. Und manchmal nicht. Im Oewerweg in Osterholz stimmt irgendwie beides. Beim ersten Besuch, an einem trüben Vormittag, hat es Redaktionsleiter Paul geschafft, die immerhin 1,3 Kilometer der Straße abzulaufen, ohne dabei auch nur einem einzigen Menschen zu begegnen: nicht zu Fuß, nicht auf dem Fahrrad, nicht im Auto – nicht mal im Garten. Aber später haben wir durchaus noch einige spannende Kontakte geknüpft und hier im Bremer Osten ein Quartier kennengelernt, das doch sehr viel mehr zu bieten hat, als die langen Reihen aus Einfamilienhäusern auf den ersten Blick vermuten lassen. Mitnehmen möchten wir Sie zum Beispiel in die WG der Lebenshilfe (Seite 12), die im Sommer 40 wird und sogar noch mehr zu feiern hat …

#107 HAFENSTRASSE

EDITORIAL: Der andere Hafen, der große! Liebe Leserinnen und Leser nein, wir waren diesmal nicht in Walle und auch nicht in Vegesack – auch wenn die Richtung schon ganz richtig ist. Es gibt nämlich noch eine dritte Hafenstraße im Land: die ganz große in Bremerhaven. Es ist aber kein Wunder, wenn Sie da durcheinander gekommen sein sollten. Die Zeitschrift der Straße ist ja tatsächlich eher selten zu Besuch in Bremens kleiner Schwester. Eine Premiere ist es aber nicht! Schon im April 2011 haben wir nämlich unsere dritte Ausgabe der Alten Bürger gewidmet: Bremerhavens Szeneviertel. Das ist mehr als zehn Jahre her. Dass wir es jetzt nochmal versuchen, ist ein Experiment – für das Publikum wie für die Redaktion. Die musste nämlich erst einmal auf Reisen gehen, auf „Klassenfahrt“ sozusagen, und sich mit der ungewohnten Umgebung vertraut machen. Wir sind gespannt, ob Sie genauso viel Freude an dem Ausflug haben wie wir. Und wer weiß: Vielleicht bekommen Sie ja nach der Lektüre selbst Lust, ans Meer zu fahren und zum Beispiel Willie Kimbroughs berühmte Hot Dogs …

#106 LEHER HEERSTRASSE

EDITORIAL: Die mit der Mühle Liebe Leserinnen und Leser,neben der Mühle steht die Tankstelle, neben dem Landhaus Louisenthalder Aldi-Markt: Es ist schon eine komische Straße, diese Leher Heerstraße. Ein Nebeneinander aus Jahrzehnten, Jahrhunderten gar. Kleine Ladenzeilen mit inhabergeführten Geschäften. Friseure, Blumen, Kieferchirurgie. Eine Autowerkstatt. Und dann diese Ufos aus vergangener Zeit, die in diesem Sammelsurium aus Handel und Dienstleistung gelandet zu sein scheinen, obwohl sie ja als Erste da waren, die Mühle und das Landhaus. Wie es im Inneren des Landhauses aussieht, weiß man: Es ist das Ortsamt Horn-Lehe, offen für die BürgerInnen. Bei der Mühle sieht das schon anders aus: Mit etwas Beharrungsvermögen hat es unser Fotograf Volker Busch schließlich geschafft, einen Blick hineinzuwerfen. Was er dort vorfand, sehen Sie in unserer Bildstrecke (Seite 14). FlaneurInnen übrigens sieht man trotz der Geschäfte in der Leher Heerstraße wenig, Straßenbahngleise dafür umso mehr, sie zerschneiden die Straße in Längsrichtung, es ist die stark frequentierte Linie 4. Das wahre Ufo ist außerdem das neue Zentrum mit dem idyllischen Namen „Mühlenviertel“: Hier war früher ein Gelände der Bundespost …

#105 HELENE KAISEN WEG

EDITORIAL: Neustädter Schleichweg Liebe Leserinnen und Leser, Os jogos online e apostas esportivas mais populares são todos Lampions Bet . Tenta a tua sorte! Plataforma de jogos online para jogadores brasileiros Lampions Bet , inscreva-se e reivindique seu bônus de boas-vindas! „das ist gar keine Straße“, war einer der ersten Einwände auf unserer Redaktionskonferenz, „sondern ein Weg“. Und natürlich hatte der aufmerksame Kollege damit nicht ganz unrecht. Im Sinne von Verwaltung und Verkehrsbehörde ist der Helene-Kaisen-Weg allerdings sehr wohl eine Straße, auch wenn sie nur zwei Hausnummern hat. Und wir bei der Zeitschrift der Straße lassen uns ja eh nicht von solchen Kleinigkeiten abhalten: Straße oder Weg? Naja. Eine „Kleinigkeit“ ist nämlich auch der Weg nicht, obwohl er komplett verkehrsberuhigt ist und sich eher heimlich parallel zur Neuenlander Straße durch die Neustadt schleicht. Er ist so was wie die Hintertür von Flüsse- und Philosophenviertel, ein „Shortcut“ zwischen Bäckerei und Wohnungstür – zwischen Schule und Spielplatz. Wer die endlosen Reihenhäuser dieser Gegend sieht, wird sofort verstehen, warum die meisten AnwohnerInnen ganz froh sind über diese charakteristischen …

DER LETZTE MACHT DAS LICHT AUS

#104 LEERSTAND – Völlig klar: Jede Ausgabe der Zeitschrift der Straße ist eine besondere Ausgabe. Und trotzdem haben wir mit der Nummer 104 etwas besonderes versucht – auch für unsere Verhältnisse. Wir haben uns mit dem „Leerstand“ beschäftigt: einem Phänomen, über das zur Zeit viel gesprochen, geklagt und gegrübelt wird. Die meist fotografischen Beiträge in unserem Heft sind dabei ganz unterschiedlichsten Leerständen gewidmet: Wohnungen, Schulen, Fabriken und Büros. Auf eine zunächst eher ungewöhlich wirkende Variante wollen wir hier einen zweiten Blick werfen. Auf Kirchen nämlich, von denen nicht nur im übertragenden Sinne immer mehr leer stehen. Dabei ist der Mitgliederschwund christlicher Kirchen gar kein Geheimnis. Die regelmäßig veröffentlichten Austrittszahlen steigen Jahr für Jahr. Das illustriert einen Bedeutungswandel der Institution Kirche für die Gesellschaft – schlägt sich zunehmend aber auch in der Nutzung kirchlicher Immobilien nieder. Seit dem Jahr 2000 wurden in Deutschland bereits mehr als 500 katholische Kirchen offiziell entweiht und teils umgenutzt. Eine davon steht in Rönnebeck, im Bremer Norden. Sie wurde 1930 eingeweiht und 2019 wieder geschlossen – vom Weihbischof dem „profanen Gebrauch …

#104 LEERSTAND

EDITORIAL: Geisterstadt vorm Neuanfang Liebe Leserinnen und Leser, ein Gespenst geht um in den Lokalredaktionen – das Gespenst des Leerstands.Und weil dieses Thema derzeit nicht nur die Bremer Medienlandschaftumtreibt, kennen Sie alle unter Garantie solche Schlagzeilen:Traditionsreiches Familienunternehmen schließt nach fünf Generationen!Innenstadt verwaist! Ganze Stockwerke stehen leer! Keine Sorge: Diese Geschichten wollen wir Ihnen hier und heute nicht schon wieder erzählen. Trotzdem beschäftigt uns der Leerstand auch in der Zeitschrift derStraße. Zum einen, weil er sozusagen Lücken in unsere Themenfelderschlägt: weil in fast jeder Straße, mit der wir uns beschäftigen, Gebäudeleer stehen, die jemandem wichtig waren, die vielleicht einmal ganzeQuartiere geprägt haben. Zum anderen wird es auch für unsere VerkäuferInnenvon Tag zu Tag härter, in immer leerer werdenden FußgängerzonenHefte zu verkaufen. All das geht uns etwas an und beschäftigt uns. Aber wie machen wir ein Heft daraus, wenn die Probleme doch sooffensichtlich auf dem Tisch liegen? Wir haben uns für einen Schritt zurückentschieden, für ein bisschen Abstand, um noch mal neu zu fragen:Was bedeutet Leerstand eigentlich, abgesehen von leeren Schaufensternund hektischem Abverkauf? Und ist wirklich alles …