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#108 OEWER WEG

EDITORIAL: Im wilden Osten

Liebe Leserinnen und Leser,

Wohnstraßen wie der Oewerweg sind für uns immer eine besondere
Herausforderung. Meist fehlen die großen Institutionen, deren Türschilder und Internetseiten ihre Geschichten schon von sich aus in die Öffentlichkeit tragen. Manchmal hat man trotzdem Glück, kommt über den Gartenzaun ins Gespräch und kennt nach einem Nachmittag die halbe Nachbarschaft beim Vornamen. Und manchmal nicht.

Im Oewerweg in Osterholz stimmt irgendwie beides. Beim ersten Besuch, an einem trüben Vormittag, hat es Redaktionsleiter Paul geschafft, die immerhin 1,3 Kilometer der Straße abzulaufen, ohne dabei auch nur einem einzigen Menschen zu begegnen: nicht zu Fuß, nicht auf dem Fahrrad, nicht im Auto – nicht mal im Garten. Aber später haben wir durchaus noch einige spannende Kontakte geknüpft und hier im Bremer Osten ein Quartier kennengelernt, das doch sehr viel mehr zu bieten hat, als die langen Reihen aus Einfamilienhäusern auf den ersten Blick vermuten lassen.

Mitnehmen möchten wir Sie zum Beispiel in die WG der Lebenshilfe (Seite 12), die im Sommer 40 wird und sogar noch mehr zu feiern hat als diesen runden Geburtstag. Selbst ein bisschen überrascht waren wir davon, wie tief verwurzelt American Football hier am Oewerweg ist. Wir haben uns die Geschichte beim Training erklären lassen und einige Szenen dieses kontaktfreudigen Sports für unsere Bildstrecke eingefangen (Seite 14).

Gleich zwei Texte haben schließlich mit der Psychiatrie am Klinikum Bremen-Ost zu tun, an dessen Gelände sich der Weg entlangschlängelt. Hier haben wir Menschen kennengelernt, die sich auf sehr unterschiedlichen Wegen mit der düsteren Vorgeschichte der Institution beschäftigt haben (Seiten 8 und 24).

Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre

Karolina Meyer-Schilf, Jan-Paul Koopmann
und das Team der Zeitschrift der Straße

Aus dem Inhalt:

08 Licht ins Dunkel
Die Erforschung der NS-Geschichte der Bremer Psychiatrie

12 Immer in Bewegung
Die Lebenshilfe-WG für Menschen mit Behinderung wird 40

14 Tradition im Handgemenge
Bildstrecke

20 Auf Spurensuche
Ein Postkartenfoto wird Ausgangspunkt unserer Recherche

24 Es waren verrückte Zeiten
Studierende bringen eine psychiatrische Patientenakte auf die Bühne

28 „Ich vermisse es, zu Hause zu sein“
Unsere Verkäuferin Florica hat sich auch ohne Deutschkenntnisse eine Stammkundschaft erarbeitet


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