Monate: Mai 2018

DIE UNI DER STRASSE

Liebe Besucherin, lieber Besucher, die Uni der Straße ist seit 2016 das Bildungsprogramm der Zeitschrift der Straße. Es richtet sich vor allem an wohnungslose oder prekär wohnende, von besonderer materieller Armut betroffene Menschen. Doch teilnehmen darf jede und jeder Interessierte. Die Begegnung von Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit unterschiedlichem gesellschaftlichen Hintergrund, der Austausch und das gemeinsame Feiern am Semesterende sind zentrale Anliegen der Uni der Straße. Die Veranstaltungen der Uni der Straße dienen der Persönlichkeitsbildung und Stärkung der persönlichen Autonomie. Sie finden im Semesterrhythmus statt und bieten spannende, verständliche und lebensnahe Einführungen in Gebiete der Wissenschaft, der Kultur und der sinnvollen Lebenspraxis. Hier ist das Programm des Wintersemesters 2019/2020. Impressionen finden Sie auf unserer Instagram-Seite. Alle Veranstaltungen der Uni der Straße sind kostenlos dank der Förderung durch Aktion Mensch und der Unterstützung durch Spenderinnen und Spender. Bei einigen Veranstaltungen ist die Teilnehmerzahl begrenzt und eine Anmeldung erforderlich. Wenn Sie sich informieren oder teilnehmen möchten, bitten wir um Kontaktaufnahme mit Cory Patterson  unter 0421 17540580 oder patterson@inneremission-bremen.de. Hintergrundfoto: Per Gosche/flickr.com

#58 FEDELHÖREN

EDITORIAL: Zwei Teile, eine Straße Was die Weser für Bremen, ist der Rembertiring für den Fedelhören: Er teilt die unaufdringlich schöne Straße in zwei Hälften – wir haben sie beide besucht. In der südwestlichen geht es recht mondän zu, hier findet man einen Hotspot des Antiquitäten- und Kunsthandels. Unser Autor Björn Struß hat bei der Gelegenheit probiert, etwas Geld zu verdienen (Seite 8). „Klaviere Backhaus“ hatten wir einen letzten Besuch abgestattet, bevor das Traditionshaus nach fast vier Jahrzehnten dicht gemacht hat (Seite 14). Im nordöstlichen Teil des Fedelhören, wo es ruhiger zugeht, kommen auch Menschen mit ganz wenig Geld auf ihre Kosten: in der Teestube Hoppenbank (Seite 26). Wer will, kann sich aber auch mit Leib und Seele nach Italien entführen lassen (Seite 12). Und dann möchten wir noch kurz Werbung in eigener Sache machen: Seit vier Wochen läuft das Sommersemester der Uni der Straße. Das Schwerpunktthema ist dieses Mal Wasser, mit Vorträgen zu Trinkwasser und Küstenschutz sowie einer Exkursion zum Weserkraftwerk. Das gesamte Programm finden Sie im Netz unter http://uni-der-strasse.de/programm. Einige werden es bemerkt …

VIEL MEHR ALS NUR TEE

#58 FEDELHÖREN – In einer neuen Serie stellen wir Einrichtungen vor, die unser sozialer Stadtrundgang „Perspektivwechsel“ besucht. Heute: das Haus Fedelhören.   Unscheinbar wirkt der Eingang der Teestube, zwischen all den großen, stattlichen Häusern im Fedelhören, grau und niedrig. Es ist ein Ort, an dem eilige PassantInnen schnell vorbeihasten. Aber die gehören ja auch nicht zum typischen Klientel der Teestube. Gegründet wurde sie einst für ehemalige Strafgefangene – auch als tagesstrukturierende Maßnahme –, inzwischen kommen aber auch Hartz-IV-EmpfängerInnen und RentnerInnen, die wenig Geld haben. Sie kommen zum Essen, zum Reden, zum Schachspielen oder um die Lokalzeitung zu lesen. Seit einiger Zeit dürfen allerdings nur noch nachweislich bedürftige Personen hier essen: „Wir beschäftigen auch Ein-Euro-Jobber, und die dürfen nur für Bedürftige arbeiten“, sagt Hermann Smidt, der Leiter der Teestube. „Das hat auch was mit Wettbewerbsverzerrung zu tun, weil wir das Essen ja viel billiger herstellen können.“ Gleich nebenan ist „Das schwarze Schaf“, ein kleines Restaurant mit mediterraner Küche. „Das wir dem Konkurrenz machen, glaube ich aber nicht“, sagt Smidt, und lächelt. Ein Mittagessen in der Teestube …