Monate: Januar 2017

DIESES VERDAMMTE WOCHENENDGEFÜHL

Freitagnachmittag. Das Wochenende steht bevor. Für Unzählige das rettende Ufer nach einer strapaziösen Arbeitswoche. Sie alle arbeiten auf das Wochenende hin. Unternehmungslust oder Ruhezeit stehen auf dem Plan. Obdachlose sind in der Woche auch eher rastlos, versuchen durchzukommen, eine ebenso stressige Woche, aber nicht unbedingt mit der Hoffnung verbunden, ein tolles Wochenende zu haben. Wochenende bedeutet für sie oft Leere: eine trostlose, fast menschenleere Bremer Innenstadt, unterbrochen nur vom Lärm der Discothekenbesucher am Wochenende. Man muss die Zeit rumbringen, irgendwie diesen Wochenendtrip wieder überstehen. Und für einige der Betroffenen endet das Wochenende im Vollrausch, um zu vergessen. Das Wochenende auf der Straße zeigt sich oft monoton, doch nicht nur das. „Du ahnst, es war nicht das letzte Wochenende auf der Straße. Unzählige werden folgen. Wieder alles auf Null. Am liebsten das Wochenende überspringen, beiseiteschieben, um direkt zum Montagmorgen zu kommen, denkst du.“ Diese Gefühle kennen viele Obdachlose. Irgendwann am Wochenende erfasst es jeden. Das melancholische Loch ist vor allem auf der Straße tief. Menschen, die dort leben, haben keine räumliche Ausweichmöglichkeit, keinen emotionalen Fluchttunnel. Überempfindlichkeit …

17 OBDACHLOSE DURCH GEWALT GESTORBEN

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe hat eine Bilanz für das Jahr 2016 vorgestellt. Im Mittelpunkt steht dabei die Gewalt, der obdachlose Menschen ausgeliefert waren. So starben mindestens 17 Obdachlose durch Gewalt. Neun der 17 TäterInnen waren selbst ohne Wohnung. Den 128 bekannt gewordenen Fällen von Körperverletzungen, Vergewaltigungen, Raubüberfällen und bewaffneten Drohungen gegen wohnungslose Menschen steht eine hohe Dunkelziffer gegenüber, da obdachlose Menschen aus Angst vor den TäterInnen und aus mangelndem Vertrauen in die Behörden Übergriffe nicht anzeigen. Folgenden Text veröffentlichte die Bundesarbeits­gemeinschaft Wohnungs­losen­hilfe heute in Berlin. „Gewalt gegen wohnungslose Menschen bleibt alltägliches Problem – mindestens 17 Todesfälle im Jahr 2016 in Deutschland. BAG Wohnungslosenhilfe fordert besseren Schutz für wohnungslose Menschen Gewalt gegen wohnungslose Menschen bleibt ein alltägliches Phänomen in unserer Gesellschaft. Laut Erhebungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAG W), dem bundesweiten Dachverband der Wohnungslosenhilfe in Deutschland, gab es im Jahr 2016 mindestens 17 Todesfälle durch Gewalt gegen wohnungslose Menschen. In acht Fällen waren die Täterinnen und Täter selber nicht wohnungslos. Seit 1989 gab es somit in Deutschland mindestens 502 Todesfälle durch Gewalt gegen wohnungslose Menschen. Zudem gab …

KÄLTE, HILFE, WOHNUNGSLOSE, FLÜCHTLINGE

Am 5. Januar posteten wir auf Facebook und Twitter einen Aufruf, besonders in der kalten Jahreszeit mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen, auf ausgekühlte Menschen und Draußenschläfer zu achten und ihnen ggf. Hilfe zu leisten. Der Aufruf, den wir eigentlich schon im November letztes Jahr verfasst und auf unserer Website veröffentlicht hatten, wurde innerhalb von zwei Tagen über 5000 Mal aufgerufen. Für unsere Verhältnisse ist das eine hohe Zahl, die wohl dadurch zustande kam, dass wir dem Aufruf den Bericht über eine erfrorene obdachlose Frau in Düsseldorf beigefügt hatten (siehe Foto oben). In der Folge erreichten uns einige Nachfragen und Kommentare zu dem Aufruf. Sinngemäß ging es darum, warum im reichen Deutschland eigentlich noch immer Menschen auf der Straße leben (müssen) und ob der Staat da nicht genug tue, weil er zu sehr mit Flüchtlingen beschäftigt sei. Zur Frage, warum Menschen auf der Straße leben, ist im Magazin ‚brand eins‘ im Jahr 2012 ein Artikel erschienen, der einige der Gründe darlegt und vor allem deutlich macht, warum Wohnungslosigkeit nur  unzureichend mit fehlendem Wohnraum …