EDITORIAL: Urbanes Grün
Liebe Leserinnen und Leser,
es wirkt ein bisschen unentschlossen, dieses erstaunlich weitläufige Areal hinter dem Weserstadion. Als wüsste der breite Streifen Grün selbst nicht immer ganz genau, was er da zwischen Fluss und Stadt eigentlich sein möchte: Ein Park? Ein Schrebergartengebiet? Oder doch eher Spiel- oder Sportplatz? Bereits der Straßenname auf dem Titel dieser Zeitschrift – Sommerdeich – verrät noch eine weitere Eigenschaft der umliegenden „Pauliner Marsch“. Aus stadtplanerischer Sicht ist sie nämlich zunächst mal vor allem ein Überschwemmungsgebiet.
Was das für die zahlreichen NutzerInnen des Geländes bedeutet, haben wir uns gefragt (Seite 20) und einige davon bei dieser Gelegenheit auch gleich etwas besser kennengelernt. Da wären zum Beispiel die ehemaligen BesetzerInnen des Alten Sportamts, die inzwischen einen Verein gegründet und einen auf Dauer ausgelegten Nutzungsvertrag mit der Stadt ausgehandelt haben (Seite 22). Auch mit den jungen Menschen, die das Gelände nachts für Freiluft-Partys nutzen, haben wir gesprochen (Seite 12) – und irgendwie erlebt haben wir auch die wohl einzigen richtigen VollzeitbewohnerInnen der Straße: die Esel, Ziegen und Pferde vom Sportgarten (Seite 14).
Insgesamt haben wir eine spannende Gegend kennengelernt, die uns als stille, grüne Oase im Stadtraum entgegenkam – und sich bald als aktiver bis aktivistischer Schauplatz von Jugendkultur entpuppen sollte. Und wo in Bremen hat man das sonst schon mal am selben Ort? Wir laden Sie ein zu einem Perspektivwechsel, zu einem neuen Blick auf die Natur in der Stadt und auf die Menschen, die damit etwas anzufangen wissen.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Karolina Meyer-Schilf, Jan-Paul Koopmann
und das Team der Zeitschrift der Straße
Aus dem Inhalt:
08 Die Welt ein bisschen bunter
Graffiti ist längst etablierte Kunst. Bremen hängt etwas hinterher
12 Lila Wolken am Hundestrand
Raves sind harte Arbeit, mindestens für die OrganisatorInnen
14 Beste Freunde
Bildstrecke
20 Land unter
Der Sommerdeich heißt nicht aus Jux so. Hier droht wirklich Hochwasser
22 Gekommen, um zu bleiben
Wie eine Besetzung zur Vertragspartnerschaft wurde
28 „Meine Sorge ist, dass wir uns fremd werden“
Unser Verkäufer Sorin vermisst seine Kinder
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