Ausgabe

#78 CORONA

EDITORIAL: Zurück ins Leben

Natürlich ist die Krise noch nicht vorbei. Für uns nicht und für unsere VerkäuferInnen schon gar nicht. Die vergangenen Wochen waren hart für sie. Sie verloren sozialen Halt und einen guten Teil ihrer eh schon kärglichen Einnahmen. Es gab kaum noch KäuferInnen auf der Straße, und auch kaum noch Zeitschriften der Straße. Denn auch wir mussten unser Büro schließen, zum Schutz der VerkäuferInnen und der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen. Einzig die StreetworkerInnen blieben, um den Kontakt zu halten und Hefte auszugeben.

Nun kehrt das Leben schrittweise zurück, wir können dank vieler toller SpenderInnen – herzlichen Dank! – unsere VerkäuferInnen für ihren Verdienstausfall ein wenig entschädigen. Und es gibt eine neue Ausgabe! Dass sie sich ausschließlich um das Thema Corona dreht, ist nur scheinbar naheliegend.Denn ansonsten widmet sich ja jede unserer Ausgaben einer Straße, einem Platz, einem Ort in Bremen. Und jetzt?

Es gibt diesen Ort. In Bremen. Denn im hiesigen Dom wird die Heilige Corona ja schon seit über eintausend Jahren verehrt. Und sie ist, so steht es im Heiligen-Lexikon, durchaus auch für Abwehr von Seuchen zuständig (Seite 7). Wir haben uns mal angesehen, wie das in der praktischen Arbeit funktioniert. Und den Streetworker Jonas Pot d’Or bei der Arbeit begleitet (Seite 8) oder recherchiert, wo Bedürft ige in Zeiten der Kontaktsperre nun ihr Essen herbekommen haben (Seite 20) und ein Bett für die Nacht finden konnten (Seite 26). Natürlich haben wir aber auch einige der Betroffenen befragt, wie es ihnen in dieser Zeit der Pandemie erging (Seiten 12, 24 und 28).

Leider haben wir aber auch zwei Todesfälle unter unseren VerkäuferInnen zu beklagen (Seite 30). Einer von ihnen war vor Kurzem noch unser Titelheld. Wir gedenken ihrer.

Viele interessante Erkenntnisse beim Lesen wünschen
Jan Zier, Tanja Krämer und das Team der Zeitschrift der Straße

Der Straßenverkauf hat NOCH NICHT wieder begonnen. Die Vorbereitungen dafür laufen, doch ein paar Tage wird es noch dauern. Sooory!

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Aus dem Inhalt:

06 Corona (online lesen)

Heiligenstatue im Bremer Dom und Mittelpunkt eines mittelalterlichen Corona-Kultes. Heute allgegenwärtiges Virus, das unser aller Leben verändert hat

08 Hausbesuch draußen

In Zeiten der Kontaktsperre sollten die Menschen möglichst viel zu Hause bleiben. Wie soll das gehen, wenn man kein Zuhause hat? Unterwegs mit StreetworkerInnen

12 „Als wäre die ganze Welt paralysiert“

Aya Nathalie Yao möchte sehr gerne wieder als Krankenschwester arbeiten. Ausgerechnet die Corona-Pandemie verhindert dies nun

14 Inmitten der Leere

Bildstrecke

20 Keiner soll hungrig sein

Zahlreiche Hilfsorganisationen kümmern sich um die Verpflegung von obdachlosen Menschen. In Corona-Zeiten müssen sie einiges anders machen

22 Keine Zuschüsse für Obdachlose

Dürfen Menschen, die auf der Straße leben, jetzt noch zusammen platte machen? Wo sollen sie hin, wenn sie einen Platzverweis bekommen? Wir haben nachgefragt

24 Der Sorgenvolle

Ein Besuch bei unserem Verkäufer Giorgi Ispas, der sich weniger vor dem Virus als vor der drohenden Not fürchtet

26 Kein Ersatz für ein Zuhause

Die Notunterkünft ein Bremen sind auch in Zeiten der Corona-Krise „nicht übermäßig voll“ – und fühlen sich auf eine Quarantäne gut vorbereitet

28 „Das ist eine harte Nummer momentan“

Stefan Gehring hat es von der Straße zurück in ein geordnetes Leben geschafft. Doch die Corona-Krise ändert sein Leben grundlegend

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