Corona, Online-Artikel

DIE BREMER TAFELN IN CORONA-ZEITEN

#78 CORONA – Die fünf Ausgabestellen der Tafel in Bremen waren auch während der Kontaktsperre in der Corona-Pandemie geöffnet – dank des Einsatzes junger HelferInnen und kreativer Ideen.

Während der Kontaktsperre mussten viele Hilfseinrichtungen schließen. Auch die Tafeln in manchen Bundesländern machten dicht. In Bremen sah das anders aus: „Zwar ging es in dem Ausgabestellen etwas langsamer zu, aber der Betrieb konnte aufrechterhalten werden“, sagt Uwe Schneider, der Vorsitzende der Tafel Bremen. „Zum Glück haben wir viele neue, jüngere HelferInnen“. So konnten die älteren HelferInnen zu ihrer eigenen Sicherheit zu Hause bleiben. Zurzeit engagieren sich laut Schneider so viele junge Menschen bei der Tafel in Bremen, dass keine weiteren HelferInnen aufgenommen werden.

Um die BesucherInnen und die HelferInnen vor einer Infektion zu schützen, verfolgen die Ausgabestellen in Bremen nun unterschiedliche Strategien. In Huchting bereiten die HelferInnen Körbe vor, die die BesucherInnen dann auswählen können. In den Ausgabestellen in Bremen Burg und in Hemelingen wählen die BesucherInnen die einzelnen Lebensmittel selbst aus. Es dürfen aber nur wenige zeitgleich im Raum sein. Zu den Seniorentafeln für mobilitätseingeschränkte und ältere Menschen in Obervieland und der Vahr kommen viele Personen, die der Risikogruppe angehören. „Diese zwei Tafeln sind in den 14-Tage-Rhythmus gegangen: 60 BesucherInnen kommen in der einen Woche, 60 in der anderen. So gibt es weniger Auflauf“, sagt Uwe Schneider. Für Personen der Risikogruppe gibt es auch die Möglichkeit, jemand anderen vorbeizuschicken, um die Lebensmittel abzuholen. In Burg gibt es für ältere Menschen zudem das Angebot, dass die Lebensmittel geliefert werden. Schneider betont, dass die Tafeln aktuell auch neue KundInnen aufnähmen.

Aktuell gibt die Bremer Tafel Lebensmittel an über 7.000 Personen weiter, täglich kommen über 350 Bedarfsgemeinschaften zu den Ausgabestellen. „Die aktuellen Maßnahmen sind Übergangslösungen. Wir hoffen, dass wir weiterhin genug junge HelferInnen und Lebensmittel haben werden“. Bis jetzt sehe es aber nicht so aus als würden die Lebensmittel knapp werden. „Die Spendenfreudigkeit ist gut. Das sieht auf dem Land anders aus.“

Die Tafel in Bremen und die Tafel in Bremerhaven zählen zu den 106 Tafeln in Niedersachsen. 52 dieser Tafeln waren während der Kontaktsperre geschlossen. „90 Prozent der Helfer sind über 60 Jahre alt. Um sie zu schützen, wurden sie nachhause geschickt“, sagt Manfred Jabs, der Erste Vorsitzende des Tafelverbands Niedersachsen und Bremen. Die meisten der geschlossenen Tafeln haben sich jetzt mit Bürgerinitiativen zusammengeschlossen. „Ein paar Tafeln, wie beispielsweise die Tafel in Braunschweig, konnten wieder öffnen, weil junge Leute wie Studierende oder Konfirmandengruppen als HelferInnen dazugekommen sind“, sagt Manfred Jabs. Bei den Tafeln in Niedersachsen gab es auch Probleme, weil die Lebensmittelspenden knapp waren. „Das ist von Region zu Region unterschiedlich.“ Die Lage habe sich aber wieder normalisiert. „Manchmal hat auch eine Tafel reichlich und kann etwas abgeben. Die Tafeln helfen sich dann gegenseitig.“

Zahlreiche junge HelferInnen hielten während der Kontaktsperre den Betrieb in Bremens Tafeln aufrecht, sodass ältere HelferInnen zu ihrer Sicherheit zu Hause bleiben konnten.

In Bremerhaven und Umgebung gibt es sechs Ausgabestellen, die 4.500 Menschen im Monat versorgen. Von diesen mussten drei zeitweilig schließen – eine in Bremerhaven, eine in Dorum und eine in Bederkesa. „Die Tafeln haben hier das Glück Ware von der Firma Frosta zu bekommen. Frosta produziert im Moment viel, aber es fällt auch etwas ab,“ sagt Jabs. Auch der Schiffsausrüster Odin spendet Lebensmittel an die Tafel in Bremerhaven. Da auch die Kreuzfahrtsaison durch den Corona-Virus eingeschränkt wird, hat das Unternehmen nun einen großen Überfluss an Lebensmitteln.

Um das Infektionsrisiko möglichst klein zu halten, treffen die Tafeln in Bremen und Niedersachsen unterschiedliche Maßnahmen. „Es wird auf den nötigen Abstand geachtet und einige Tafeln packen die Lebensmittel vorab in Tüten ab“, sagt Manfred Jabs. „Andere Ausgabestellen lassen nur zwei bis drei Personen gleichzeitig rein“. Die HelferInnen seien zudem geschützt durch Handschuhe und Desinfektionsmittel. „Hier erhalten die Tafeln auch Spenden und die Hygiene wird vollständig eingehalten“, sagt Manfred Jabs.

Text: Julia Pohl
Fotos: Beate C. Köhler