Autor: Redaktion

DAS PHÄNOMEN LESTRA

#38 HORNER KIRCHE – Ein unabhängiger Supermarkt in Familienbesitz hält sich wacker im Konkurrenzkampf mit Lebensmittelketten und Discountern. Unser Autor schaut nach, wie das geht.   Lestra steht in einem Reisführer als Bremer Einrichtung, deren Besuch lohnt. Beachtlich für einen Supermarkt. Allerdings kein gewöhnlicher seiner Art. Lestra war schon „Supermarkt des Jahres“, „Bester Getränkehändler“, „Beste Weinabteilung Deutschlands“, „Beste Tiefkühlabteilung“, „Lieblingstheke Käse“, „Fischtheke des Jahres“ und „Lieblingsmarkt“. Stets ausgezeichnet durch Fachleute oder Kundenbefragungen. „Andere Geschäfte haben auch viel Auswahl, aber Lestra toppt das noch einmal“, sagt Karsten Nowak, Leiter des Geschäftsbereiches Einzelhandel der Handelskammer Bremen. „Man kann seinen Grundeinkauf dort erledigen und bekommt viele Besonderheiten dazu. Etliche Lebensmittel findet man nur dort.“ Um als Familienunternehmen gegen übermächtige Ketten und Discounter bestehen zu können, hat das Kaufhaus einen langen Weg zurückgelegt. Der heutige Edel-Supermarkt mit dem besonderen Ruf eröffnet 1970 direkt gegenüber der Horner Kirche. Lestra ist Mittelpunkt des Stadtteils, ausgestattet jedoch mit einer Strahlkraft, die weit darüber hinaus reicht. Ein Jahr zuvor hatte die BSAG auf dem ehemaligen Straßenbahndepot eine knapp 3.000 Quadratmeter große Verkaufshalle errichtet. Kaufmann Heinz Strangemann pachtet …

Zynischer Kontrast: I love Bremen

DAS MÜSSEN WIR HINKRIEGEN – FÜR ALLE!

Gastbeitrag von Hinz&Kunzt, Hamburg: Freunde fragen mich manchmal, ob es mich frustriert, wenn sie oder andere sich jetzt intensiv für Flüchtlinge engagieren – und die Obdachlosen so ins Hintertreffen geraten. Nein, dass sich so viele um die Neuankömmlinge kümmern und offen für sie sind, finde ich richtig toll. Das macht mir Mut für die Zukunft. Das geht übrigens nicht nur mir so, sondern auch anderen in unserem Team von Hinz&Kunzt. Ein Kollege ist ganz aktiv als Flüchtlingshelfer, auch viele Obdachlose und Ex-Obdachlose engagieren sich. Und die Obdachlosen sind dadurch nicht ins Hintertreffen geraten. Sie waren es schon, bevor die Flüchtlinge kamen. Nur wird jetzt erst so richtig deutlich, was alles möglich ist, wenn eine ganze Stadt sich anstrengt. Hamburg hat, wie Bremen viele Tausende Menschen untergebracht. Mehr schlecht als recht, aber immerhin. Politiker, Behördenmitarbeiter, Mitarbeiter der Unterkünfte, Freiwillige – sie arbeiten bis an den Rand der Erschöpfung. Diese Meisterleistung unserer Städte begeistert mich. Und machen mich gleichzeitig ein bisschen neidisch. Warum wird das Thema Obdachlosigkeit nicht mit derselben Power angepackt? Ich komme mir schon vor …

DIGITALE KARTOGRAFEN

#33 FALKENSTRASSE – Eine bunte Gruppe von Hackern arbeitet an einer besseren Weltkarte   Hackerspace. Das klingt nach einem vertrackt zwielichtigen Hinterzimmer. Und ist doch das Gegenteil: ein Ort, an dem getüftelt, verändert und erarbeitet wird – offen in jeglicher Hinsicht. Der Hackerspace Bremen wurde Ende 2011 als Verein gegründet. Er hat 53 Mitglieder und doppelt so viele Aktive. Nerds im besten Sinne: Technikbegeisterte jeden Alters, Informatiker, Elektroniker und Bastler. Sie treffen sich in sogenannten Usergroups und gehen gemeinsamen Hobbys in Kreativwerkstätten und Workshopräumen nach. Wichtigstes Mitglied – so hört man – sei der Grill. Der laufe eigentlich immer. Beim Betreten des Hinterhofs in der Bornstraße liegt allerdings ein anderer Geruch in der Luft. Von einem Lasercutter ziehen beißende Dämpfe herüber. Anfang des Jahres hat eine Teespedition auf der anderen Hofseite zusätzliche Räume zur Verfügung gestellt. Hier wird gelötet, geätzt und in 3D gedruckt. Aber auch geruchsneutral mit der Stickmaschine und einem Plotter an großflächigen Plakaten gearbeitet. Eine der Usergroups, die monatlich Platz, Infrastruktur und Technik des Hackerspace nutzt, ist die OpenStreetMap-Gruppe (OSM). Früher trafen …

#1 SIELWALL lebt

Kaum zu glauben, aber in einem Büro in Bremerhaven ist tatsächlich noch ein halbes Kistchen #1 SIELWALL aufgetaucht. Habe mich gleich eingedeckt und konnte auch ganz gut verkaufen. Ein paar hab ich noch zurückbehalten, man weiß ja nie, was noch kommt … Und meinen Standort vorm „Edeka“ am Dobben habe ich auch wieder zurückgewonnen. Einige gute Nachrichten also. Jetzt hoffe ich bloß noch, dass ich bald ’ne richtige Wohnung finde, in der ich mir auch wieder was kochen kann – dann brauch ich nicht mehr so viel Geld fürs Essen.

VERKAUF MIT FLAPPE

Sommer, Sonne, Malle: schön war’s. Aber der Alltag hat mich brutal schnell wieder eingeholt. Also bitte nicht wundern, wenn ich beim Verkaufen gerade ’ne ziemliche Flappe ziehe: Mir gehts einfach nicht gut. Ich bin gesundheitlich angeschlagen, meinen Stammplatz vorm Edeka am Dobben schnappt mir dauernd jemand weg und die Bude, in der ich wohne, macht mich auch fertig. Ich muss so schnell wie möglich raus da – nur wohin? Sachdienliche Hinweise gerne ans Büro der Zeitschrift der Straße.

INKOGNITO AUF MALLE

Die #23 UNISEE gibt’s jetzt auch auf Malle, ein Exemplar jedenfalls. Hab ich dort bei Freunden in der Kneipe liegen lassen. Ansonsten hab ich einfach mal eine Woche Urlaub gemacht (war ein Geschenk zu meinem 50. Geburtstag): Jeden Tag Meeresrauschen! Jetzt macht’s auch wieder voll Spaß, hier bei der Zeitschrift der Straße zu sein. Werde nun wieder richtig in den Verkauf einsteigen. Also wer noch ein Heft braucht: Ich stehe vorm Edeka Am Dobben, vor der Stadtbibliothek, gelegentlich auch vorm Rewe am Delmemarkt und vermutlich bald auch wieder im Schnoor beim Heini-Holtenbeen-Denkmal.

AUFREGENDE ZEITEN

Ich bin wieder draußen! Habe meinen Klinikaufenthalt gut überstanden; mir geht’s nun deutlich besser als zuvor. Und das Beste: Ende der Woche fahre ich für ein paar Tage in Urlaub – ein Geschenk zu meinem 50. Geburtstag. Dreimal habe ich in der Zwischenzeit versucht, die Zeitschrift der Straße zu verkaufen. Das läuft aber leider gerade nicht so gut. Ich vermute, dass viele die neue Ausgabe #23 UNISEE, in der auch ein Artikel von mir drin ist, schon haben. Oder es war einfach Ferienflaute. Bis ich meine Tagestherapie beginnen kann, wird es noch ein paar Wochen dauern. Drei Dinge helfen mir, die gut zu überstehen. Erstens meine Freunde aus der WG, bei denen ich mich sehr gut aufgehoben fühle – ohne sie würde ich das gar nicht schaffen. Zweitens eine gute Freundin, die ich neulich per Zufall wieder getroffen habe und die mich nun immer wieder auf die richtige Spur setzt. Und drittens die Zeitschrift der Straße, die ich ab Oktober wieder regelmäßig verkaufen werde und für die ich bereits an meinem nächsten Artikel schreibe.

In der Klinik

Bin noch immer in der Klinik auf Entzug. Es läuft sehr gut, wenn auch die wirklich harten Tage noch bevorstehen. Ich erzähle natürlich allen hier von der Zeitschrift der Straße und alle sagen, ich soll da auf jeden Fall dranbleiben, weiter verkaufen und Artikel schreiben. An meinem nächsten sitze ich bereits und ab Anfang Oktober werde ich auch wieder Hefte verkaufen – das ist so ziemlich das einzige, was mir gerade fehlt.