Month: November 2021

MEIN BLOCK(LAND)

#92 H.-H.-MEIER-ALLEE – Sie war eine der Ersten: Die 96-jährige Holde S. lebt seit 1964 in Schwachhausens einzigem Hochhaus „Hier war früher nur Blockland“, erinnert sich Holde S., „und hinten im Westen sahen wir in der Ferne die Sonne untergehen. Auch der schöne Baumbestand hier kommt noch aus dieser Zeit. Durch die Feuchtigkeit gedeiht hier alles so gut.“ Ein Hauch Wehmut schwingt noch mit in diesen Sätzen. Sie erzählen von einer Zeit, in der an Neu-Schwachhausen mit seinen mehrstöckigen Gebäuden aus den 1960er-Jahren noch lange nicht zu denken war. Holde S. hat diese Zeit selbst miterlebt und darf mit ihren 96 Jahren wohl als ein Urgestein des Stadtteils bezeichnet werden. In der von Mehrparteienhäusern gesäumten H.-H.-Meier-Allee bewohnt sie eines der prägnantesten Gebäude, vielleicht des ganzen Stadtteils. Sie nennt eine Wohnung mit eineinhalb Zimmern im 15-stöckigen Wohnblock mit der Hausnummer 51 ihr Eigen. Mit der schmucklos grauen Fassade und diesem Verbotsschild auf der anliegenden Grünfläche, das Kindern das Spielen auf dem Rasen verbietet, wirkt das Areal ein bisschen aus der Zeit gefallen. „Damals fuhren auf der …

#92 H.-H.-Meier-Allee

EDITORIAL: DER STADTRAND VON EINST Liebe Leser:innen, dafür, dass die H.-H.-Meier-Allee gewissermaßen eine Sackgasse ist, kommen doch ganz schön viele Menschen durch – wenn auch nicht unbedingt mit dem Auto. Wo die ehemalige Erschließungsstraße Neu-Schwachhausens im Norden endet, fahren die Straßenbahnen nämlich weiter ins Grüne und bringen vor allem Studierende aus Zentrum und Neustadt an die Uni. 7.000 Fahrräder pro Tag kommen noch dazu. Und daher kennt man die Straße in Bremen wohl auch in erster Linie: vom Durchfahren. Für diese Ausgabe haben wir aber doch mal angehalten und zum Beispiel eine jahrzehntelange Bewohnerin des so markanten wie sonderbar deplatzierten Hochhauses besucht (Seite 26). Gleich um die Ecke trafen wir Christos in seinem Restaurant Akropolis und haben uns seine Geschichte erzählen lassen (Seite 8). Und weil die kulinarische Bandbreite der Straße bei Ouzo und Bifteki längst nicht aufhört, haben wir Kamera und Notizblock dann auch gleich noch ins Café Knigge ausgeführt und zwischen den Stammgästen ungefähr die halbe Stadt getroffen (Seite 14). Und das ist es wohl tatsächlich, was diese Straße ausmacht: eine soziale Durchmischung, …