EDITORIAL: DER STADTRAND VON EINST
Liebe Leser:innen,
dafür, dass die H.-H.-Meier-Allee gewissermaßen eine Sackgasse ist, kommen doch ganz schön viele Menschen durch – wenn auch nicht unbedingt mit dem Auto. Wo die ehemalige Erschließungsstraße Neu-Schwachhausens im Norden endet, fahren die Straßenbahnen nämlich weiter ins Grüne und bringen vor allem Studierende aus Zentrum und Neustadt an die Uni. 7.000 Fahrräder pro Tag kommen noch dazu. Und daher kennt man die Straße in Bremen wohl auch in erster Linie: vom Durchfahren.
Für diese Ausgabe haben wir aber doch mal angehalten und zum Beispiel eine jahrzehntelange Bewohnerin des so markanten wie sonderbar deplatzierten Hochhauses besucht (Seite 26). Gleich um die Ecke trafen wir Christos in seinem Restaurant Akropolis und haben uns seine Geschichte erzählen lassen (Seite 8). Und weil die kulinarische Bandbreite der Straße bei Ouzo und Bifteki längst nicht aufhört, haben wir Kamera und Notizblock dann auch gleich noch ins Café Knigge ausgeführt und zwischen den Stammgästen ungefähr die halbe Stadt getroffen (Seite 14).
Und das ist es wohl tatsächlich, was diese Straße ausmacht: eine soziale Durchmischung, die so gar nicht zum weit verbreiteten Schwachhausen-Vorurteil passen mag. Hochhaus hier, Park dort – und eine Gastronomie, in der man Tisch an Tisch auf KünstlerInnen, Abgeordnete und Ärztinnen genauso treffen kann wie auf Studierende, Geflüchtete oder KleingärtnerInnen aus der Gegend.
Die H.-H.-Meier-Allee ist eine verhältnismäßig junge Straße, die trotzdem schon gravierende Veränderungen erlebt hat und das auch heute noch tut. So haben wir ein Quartier erlebt, das sehr grün ist, aber um seine Bäume kämpft (Seite 12) – und wo Menschen ein Zuhause gefunden haben, die hier nur ganz kurz zur Ruhe kommen sollten (Seite 22). Wir wünschen eine anregende Lektüre!
Karolina Meyer-Schilf, Jan-Paul Koopmann
und das Team der Zeitschrift der Straße
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