EDITORIAL: STRASSE IN ARBEIT
Liebe Leserinnen und Leser,
dieses Heft ist eine Premiere, oder um noch kurz in der Sprache des Theaters zu bleiben: eine Wiederaufnahme. Denn zum ersten Mal nach langer Corona-Pause und dem Wechsel unserer Chefredaktion ist diese Ausgabe mal wieder an der Uni Bremen entstanden. Recherchiert und geschrieben haben es Studierende am Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung. Wie viel Sie beim Lesen davon merken? Keine Ahnung. Aber wir haben uns so intensiv wie lange nicht mit unseren Produktionsbedingungen auseinandergesetzt, mussten vieles wieder neu erlernen – vermeintliche und echte Selbstverständlichkeit neu aufrollen. Und das kann bekanntlich nie schaden.
Tatsächlich eher ein Zufall ist, dass sich auch fast alle unserer Geschichten von der Bismarckstraße ums Arbeiten drehen: im Wortsinn Hand- und Lohnarbeit, aber stets in besonderer Form. Torsten Bauer betreibt etwa eine der letzten Neonglasbläsereien Deutschlands und gehört zu den vielleicht letzten VertreterInnen eines aussterbenden Traditionshandwerks. Ihn haben wir in seiner Werkstatt besucht (Seite 16). Mit dem Blick in die Zukunft waren wir hingegen im „Creative Hub“, wo fast 150 Start-ups gemeinsam ihre ersten Schritte in neue Geschäftszweige unternehmen und dabei eine solidarische Community aufbauen (Seite 12). Ein höchstens auf den ersten Blick gewöhnlicher Einzelhan- del ist „Kassiopeia“, dessen Sortiment sich über die Jahre wie selbstverständlich von Kaffee und Tee um Edelsteine erweitert hat (Seite 8).
Das alles sind Schlaglichter auf eine lange und sehr bekannte Bremer Straße, die Sie ganz bestimmt vom Durchfahren kennen – aber hinter deren Kulissen und Fassaden wir Sie gerne einladen möchten.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Karolina Meyer-Schilf, Jan-Paul Koopmann
und das Team der Zeitschrift der Straße
Aus dem Inhalt:
08 Fachhandel der Sterne (online lesen)
Der kleine Laden „Kassiopeia“ hat neben Tee und Kaffee auch Mystik im Sortiment
12 Ein Heim für 150 Projekte
In eine alte Kinderklinik sind heute die Kreativen eingezogen, um zu arbeiten
16 Tradition mit Strahlkraft
Bildstrecke
22 Leben im Kunstwerk
Die Afa-Siedlung galt einst als stil- widrig und ist heute ein Denkmal
28 Freud und Leid der Straße
Unsere VerkäuferInnen Steffi und Janosch schlagen sich als Paar durch
30 Todesanzeige
Wir nehmen Abschied von Florea Ispas