Alle Artikel mit dem Schlagwort: Straßenmagazin

#82 ARSTERDAMM

EDITORIAL: „Was für eine langweilige Straße“, sagte einer, als wir in der Redaktionskonferenz das erste Mal über den Arsterdamm sprachen. Aber das war natürlich nur eines dieser Vorurteile, dem auch Journalistenmenschen leider manchmal aufsitzen. Wir korrigieren das hiermit.

UNSERE LOSUNG FÜR 2017

Seit über 25 Jahren engagieren sich Straßenmagazine weltweit für einige der schwächsten, verwundbarsten und am stärksten diskriminierten Mitglieder der Gesellschaft. Nicht zufällig entstanden die ersten Straßenmagazine, als die marktradikalen Reformen von Präsident Reagan (US) und Premierministerin Thatcher (GB) ihre volle Wirkung entfalteten. Das Prinzip der Solidarität von Gemeinschaft wurde durch das Prinzip des Wettbewerbs aller gegen alle ersetzt. Und dieser Wettbewerb kennt viele Verlierer. Derzeit wird das gesellschaftliche Klima nochmals deutlich rauher und kälter. Immer mehr populistische Spalter kommen an die Macht, profilieren sich durch Hetze gegen Verlierer und Schwache und ermutigen ihre Anhänger teils ganz offen zu gewalttätigen Übergriffen gegen jene. In solchen Zeiten ist es umso wichtiger, dass wir – die Straßenmagazine – uns vor die Ausgegrenzten, Beschimpften und Angegriffenen stellen, dass wir uns unsere eigene Humanität bewahren und mit gutem Beispiel vorangehen. In einer harten Welt sein weiches Herz zu zeigen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Mut. Das Team der Zeitschrift der Straße wird auch 2017 wieder mutig sein!   Text: Michael Vogel

Gruppenbild der TeilnehmerInnen der INSP-Tagung 2016

TAGUNG DER STRASSENZEITUNGEN IN ATHEN

Am 13.-16. Juni 2016 fanden sich 120 Vertreterinnen und Vertreter von 59 Straßenzeitungen und -magazinen aus 30 Ländern in Athen ein (Bild oben). Dorthin hatte unser Dachverband INSP (International Network of Street Papers) zur Jahrestagung geladen. Ausgerichtet wurde die Tagung von Shedia, dem griechischen Straßenmagazin, das erst 2013 gegründet wurde, aber seither enorm erfolgreich agiert und viel Aufmerksamkeit erfährt. Dank einer Förderung des Stifterverbands konnte ich die Zeitschrift der Straße in Athen vertreten und von dort live über Twitter berichten. Die Umstände der Tagung waren schwierig. Täglich streikten unterschiedliche öffentliche Verkehrsbetriebe. Ein Fluglotsenstreik lag in der Luft. Und das Hotel, in dem die meisten Teilnehmer wohnen sollten, hatte eine Woche vor Beginn der Tagung den Betrieb eingestellt und Insolvenz angemeldet. Das durch jahrelange Politik- und Wirtschaftskrise gestählte griechische Organisationsteam vermochte es trotzdem, eine nahezu perfekte Tagung zu zaubern. Im Kern dient die jährliche INSP-Tagung dem Erfahrungsaustausch, Training, gegenseitiger Beratung, dem Hervorheben besonderer Innovationen und neuer Entwicklungen sowie der Stärkung von Kooperation und Solidarität. Zusätzlich setzt jede Tagung eigene Akzente, die in Athen auf sozialem Unternehmertum …

WIR SIND 5 JAHRE!

Die Zeitschrift der Straße feiert Jubiläum. Nicht alles lief wie geplant. Aber vieles besser als erwartet. Wir sind eben ein Lernprojekt – heute wie damals   Am 2. Februar 2011 lag sie endlich vor uns: Die erste Ausgabe der Zeitschrift der Straße. Zwei Jahre Arbeit, bisweilen ungewöhnliche Kooperationen, viel Zeit und auch einige Nerven hatte sie uns gekostet. Das Foto oben zeigt den Verkaufsstart mit Bertold Reetz (links) und den VerkäuferInnen Kati und Kai (†2015). Kaum einer von uns hätte gedacht, wohin sie uns führen würde: Knapp 300.000 Hefte haben unsere Straßenverkäuferinnen und -verkäufer bislang an Mann und Frau gebracht, Tausende Bremerinnen und Bremer kaufen regelmäßig bei ihnen. Viele Leserinnen und Leser sammeln die Ausgaben als journalistischen Stadtplan. Die gedruckten Auflagen zahlreicher Ausgaben sind ausverkauft. Die Versuchung ist groß, die Geschichte der Zeitschrift der Straße als souveräne Erfolgsstory zu erzählen und dabei alle Irrungen und Beinahe-Pleiten der letzten Jahre unter den Tisch fallen zu lassen. Doch das wäre nur die halbe Wahrheit. Bremens Straßenmagazin ist nicht nur ein Sozialprojekt, sondern auch ein Lernprojekt für Studierende …