Alle Artikel mit dem Schlagwort: Streetblog

Läuft bei mir

Es ist gut drei Wochen her, es regnete heftig und ich hatte wie immer keinen Schirm dabei. War zu knapp bei Kasse einen zu kaufen, und solange es trocken ist, denkt man ja auch nicht dran. Als ich an der Wilhelm-Kaisen-Brücke über die Kreuzung ging, fiel – zack – nicht weit von mir ein Schirm auf die Straße. Ich fragte eine Radfahrerin, ob das ihrer wäre. Nein, sagte sie, der sei wohl vom Himmel gefallen. Nun ja, vielleicht ist er auch aus einem Auto herausgefallen, oder jemand hat ihn vonm Balkon geschmissen. Mir jedenfalls kam er sehr zupass, und obendrein war er lila, meine Lieblingsfarbe. Einen Schirm hatte ich nun, was noch fehlte war eine Lesebrille. Meine alte war vor Wochen zerbrochen und nun sogar ganz weg. Einige Tage später, ich stehe vorm Edeka am Dobben und verkaufe. Drei Jugendliche, eher finstere Typen im Gangstyle, kommen auf mich zu, einer streckt den Arm raus und hält mir, ohne ein Wort, eine Brille hin und geht weiter. Die Brille passt und hat sogar in etwa die …

Überfall am Dobben

Weihnachten, Zeit der Barmherzigkeit – von wegen. Am Dienstagnachmittag, es ist schon dunkel, stehe ich vorm Edeka am Dobben und verkaufe. Ein älterer Herr möchte eine Zeitschrift und öffnet sein Portemonnaie. Ich gehe etwas auf Abstand – gehört sich einfach so –, da kommen zwei Jugendliche und greifen nach der Geldbörse! Der ältere Herr hält sie fest, im Gerangel fallen 20 Euro raus. Ich stelle meinen Fuß drauf, dann geben die Angreifer auf und rennen weg. Ich hinterher, aber ich kann sie nicht mehr einholen. Als sich der ältere Herr wieder gesammelt hat, kauft er mir noch die Zeitschrift ab. Die Polizei will er nicht rufen. Diesen ärgerlichen Fall möchte ich zum Anlass nehmen und alle Kunden bitten: Passen Sie auf, wenn Sie auf der Straße ihre Geldbörse herausnehmen! Gerade in der Weihnachtszeit. Und ich werde in Zukunft noch mehr auf das Umfeld achten, wenn ein Kunde bezahlt. So etwas möchte ich nicht noch einmal erleben. Text: Andreas Kuhlmann, Verkäufer der Zeitschrift der Straße Alle Artikel von Andreas Kuhlmann 08/05/15Krise 11/03/15 Drive-by am Delmemarkt 16/02/15 …

Der verhinderte Strafzettel

Neulich stehe ich vor der Stadtbibliothek und verkaufe. Nicht weit entfernt parkt eine Frau im Halteverbot und geht in die Bibliothek. Und wie es halt so ist, kommen bald zwei Polizisten und schreiben ihr einen Strafzettel. Ich bin sofort in die Bibliothek, um die Fahrerin zu warnen. Hab sie zum Glück schnell gefunden. Sie eilt zu ihrem Wagen und diskutiert mit den Polizisten. Und sie erlassen ihr doch tatsächlich den Strafzettel! Die Frau hat sich bei mir bedankt und mir auch gleich eine Zeitschrift abgekauft. Leider gibt es auch ganz andere Tage. Das nasskalte Wetter macht mir zu schaffen, ich bin noch immer krank, ständig erkältet. Das nervt mich gewaltig. Auch bei der Wohnungssuche geht es nicht so richtig weiter. Ich bin oft kurz davor aufzugeben. Ich setz mich für den Rest meines Lebens auf eine Parkbank, hab ich neulich gedacht. Eine halbe Stunde hab ich das ausgehalten, das ist mir zu langweilig. Ich muss unter Leute und was machen. Und gerade jetzt in der Weihnachtzeit läuft der Verkauf auch gut, es macht richtig Spaß. …

#1 SIELWALL lebt

Kaum zu glauben, aber in einem Büro in Bremerhaven ist tatsächlich noch ein halbes Kistchen #1 SIELWALL aufgetaucht. Habe mich gleich eingedeckt und konnte auch ganz gut verkaufen. Ein paar hab ich noch zurückbehalten, man weiß ja nie, was noch kommt … Und meinen Standort vorm „Edeka“ am Dobben habe ich auch wieder zurückgewonnen. Einige gute Nachrichten also. Jetzt hoffe ich bloß noch, dass ich bald ’ne richtige Wohnung finde, in der ich mir auch wieder was kochen kann – dann brauch ich nicht mehr so viel Geld fürs Essen. Text: Andreas Kuhlmann, Verkäufer der Zeitschrift der Straße Alle Artikel von Andreas Kuhlmann 08/05/15Krise 11/03/15 Drive-by am Delmemarkt 16/02/15 Das Ende vom Lied 02/02/15Läuft bei mir 22/12/14Überfall am Dobben 19/12/14 Der verhinderte Strafzettel 03/11/14 #1 Sielwall lebt 20/10/14 Verkauf mit Flappe 29/09/14 Inkognito auf Malle 18/09/14 Aufregende Zeiten 02/09/14 In der Klinik

Aufregende Zeiten

Ich bin wieder draußen! Habe meinen Klinikaufenthalt gut überstanden; mir geht’s nun deutlich besser als zuvor. Und das Beste: Ende der Woche fahre ich für ein paar Tage in Urlaub – ein Geschenk zu meinem 50. Geburtstag. Dreimal habe ich in der Zwischenzeit versucht, die Zeitschrift der Straße zu verkaufen. Das läuft aber leider gerade nicht so gut. Ich vermute, dass viele die neue Ausgabe #23 UNISEE, in der auch ein Artikel von mir drin ist, schon haben. Oder es war einfach Ferienflaute. Bis ich meine Tagestherapie beginnen kann, wird es noch ein paar Wochen dauern. Drei Dinge helfen mir, die gut zu überstehen. Erstens meine Freunde aus der WG, bei denen ich mich sehr gut aufgehoben fühle – ohne sie würde ich das gar nicht schaffen. Zweitens eine gute Freundin, die ich neulich per Zufall wieder getroffen habe und die mich nun immer wieder auf die richtige Spur setzt. Und drittens die Zeitschrift der Straße, die ich ab Oktober wieder regelmäßig verkaufen werde und für die ich bereits an meinem nächsten Artikel schreibe. Text: …

In der Klinik

Bin noch immer in der Klinik auf Entzug. Es läuft sehr gut, wenn auch die wirklich harten Tage noch bevorstehen. Ich erzähle natürlich allen hier von der Zeitschrift der Straße und alle sagen, ich soll da auf jeden Fall dranbleiben, weiter verkaufen und Artikel schreiben. An meinem nächsten sitze ich bereits und ab Anfang Oktober werde ich auch wieder Hefte verkaufen – das ist so ziemlich das einzige, was mir gerade fehlt. Alle Artikel von Andreas Kuhlmann 08/05/15Krise 11/03/15 Drive-by am Delmemarkt 16/02/15 Das Ende vom Lied 02/02/15Läuft bei mir 22/12/14Überfall am Dobben 19/12/14 Der verhinderte Strafzettel 03/11/14 #1 Sielwall lebt 20/10/14 Verkauf mit Flappe 29/09/14 Inkognito auf Malle 18/09/14 Aufregende Zeiten 02/09/14 In der Klinik