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EIN SCHNACK MIT STEFAN

#31 WESTERDEICH – Über einen Umweg kam er zur Bildhauerei, durch einen guten Freund zur Zeitschrift der Straße   Ich bin in Tenever aufgewachsen, zusammen mit meiner Schwester. Als ich elf Jahre alt war, ist unsere Mutter abgehauen und hat den Kontakt zur Familie abgebrochen. Zwei Jahre später ist dann unser Vater gestorben. Meine Schwester und ich wohnten erst für ein halbes Jahr bei unseren Großeltern, danach ein Jahr bei einer Pflegefamilie. Aber das war nur für den Übergang, bis wir einen Platz im Heim bekamen: in Alten Eichen in Huchting. Dort habe ich mit acht anderen Jugendlichen in einer Wohngruppe gelebt. Nach der Schule habe ich als Lagerist gearbeitet, über eine Zeitarbeitsfirma. Ich hatte immer nur kurze Verträge, die brauchten halt nur neue Leute, wenn dort besonders viel los war. Nach einem Jahr habe ich damit aufgehört. Was ich dann gemacht habe? Ich habe Dinge verkauft, von denen ich lieber die Finger gelassen hätte. War keine gute Idee. Nach einiger Zeit haben sie mich erwischt. Das war’s dann. Im Gefängnis hab ich in der …

KRISE

Zurzeit läuft so einiges schief bei mir: Ich wurde angegriffen, meine Wohnung macht mich fertig und es gibt immer häufiger Streit um Verkaufsstandorte. Am Edeka am Dobben kam neulich ein Mann, den ich nur flüchtig kannte, auf mich zugestürmt und prügelte auf mich ein. Einige Kunden haben mir geholfen, den Kerl abzudrängen und zu vertreiben. Mir ist zum Glück nicht viel passiert, aber was macht so ein Vorfall denn für einen Eindruck auf die Kunden und Mitarbeiter des Supermarkts? Ich bin jedenfalls heilfroh, dass ich weiter dort stehen und verkaufen darf. Komm ich dann aber nach Hause, geht meine Stimmung in den Keller. Ich muss aus dieser Wohnung raus. Das habe ich schon häufig gesagt, aber jetzt ist wirklich Schluss. Es geht dabei gar nicht um die Wohnung an sich – die ist ganz Ordnung. Aber es ist der schlechte „Geist“, der mich fertig macht. Ich bin in der Wohnung schließlich rückfällig geworden. Und das zieht mich immer wieder runter. Ich werde die Wohnung jetzt kündigen und zur Not auch wieder im Papageienhaus oder einer …

DAS ENDE VOM LIED

Mein Highlight der vergangenen Tage war der Auftritt bei der Release-Party der Februar-Ausgabe unserer Zeitschrift der Straße. Da war ich wieder mal Heini Holtbeen, hab vor den Gästen eine kleine Rede gehalten. Das kann ich, so was ist einfach mein Ding. Ansonsten ging es mir in der vergangenen Woche nicht so gut, ich hab meinen Fuß entzündet, musste Antibiotika nehmen und bin trotz der Kälte nur mit Sandalen gelaufen. Tagelang konnte ich deswegen nicht verkaufen. Das ist richtig blöd, denn wenn ich verkaufe, läuft es oft sehr gut. Manchmal schaffe ich es, in zwei Stunden ein knappes Dutzend Hefte an den Mann und die Frau zu bringen. Am Montag dann aber hatte ich einen ganz schwarzen Tag: Da bin ich mit einer anderen Verkäuferin aneinander geraten. Wir haben uns darum gestritten, wer an einem bestimmten Platz stehen darf. Sogar die Polizei kam. Das Ende vom Lied: Keiner von uns durfte an dem Tag noch dort verkaufen. Das war schon eine gute Entscheidung, ich hab mir das ja auch zum Teil selbst zuzuschreiben. Ich hab es …