ohne Kategorie

#111 SCHARNHORSTSTRASSE

EDITORIAL: Schwachhausen durch die Hintertür

Liebe Leser:innen,

pünktlich zum Herbstanfang ist unsere Sommerpause vorbei und wir melden uns nach zwei Monaten zurück mit einer neuen Ausgabe der Zeitschrift der Straße: einer etwas ungewöhnlichen allerdings, weil die Texte diesmal nicht aus den Händen und Köpfen unserer ehrenamtlichen Redaktion stammen, sondern von Studierenden der Uni Bremen. Die haben sich im vergangenen Semester mit der Scharnhorststraße beschäftigt.

Wir befinden uns also in Schwachhausen, einem Stadtteil, der nicht nur Bremen bekannt ist für prachtvolle Villen in Parknähe oder doch wenigstens aufwendig sanierte Altbremer Häuser: ganz hübsch jedenfalls, in ruhiger Lage – und nicht ganz billig. Tatsächlich ist die Scharnhorststraße auch nicht gerade ein sozialer Brennpunkt. Im Gegenteil scheint hier alles wie im Dornröschenschlaf vor sich hin zu schlummern, was sicher nicht nur an der Verkehrsberuhigung liegt.

Die Scharnhorststraße führt durch eine Wohngegend, der Verkehr fließt wie im Kreis drumherum über Kurfürstenallee, Kirchbachstraße, Schwachhauser Heerstraße und Bürgermeister-Spitta-Allee. Das heißt allerdings nicht, dass in der Straße nichts los wäre.

Wir sind hier etwa auf einen Verein gestoßen, der sich seit gut 40 Jahren um Kinder in Chile kümmert (Seite 8) und heute vor einst ungeahnten Problemen steht, weil es dem Land auf dem Papier zu gut geht. Am Ende der Straße haben wir Robert Volk kennengelernt, der hier einen Kiosk betreibt, wie es ihn anderswo kaum noch gibt (Seite 12). Und nicht zuletzt haben wir ein ganz neues Wohnprojekt besucht, in dem Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam leben (Seite 22), auf hohem finanziellen Niveau, aber eben trotzdem solidarisch.

Wir laden Sie ein, uns nach Schwachhausen zu begleiten, und wünschen eine spannende Lektüre!

Karolina Meyer-Schilf, Jan-Paul Koopmann
und das Team der Zeitschrift der Straße

Aus dem Inhalt:

08 Die vergessenen Kinder
Schon seit 40 Jahren unterstützt ein Bremer Verein chilenische Kinder

12 „Geld ist nicht alles“
Robert Volk betreibt einen der letzten klassischen Kioske in Bremen

16 Was ist ein Buch wert?
Bildstrecke

22 Fäden spinnen
Ein soziales Wohnprojekt ist endlich fertig: teuer, aber solidarisch

28 „Das Einzige, was mich hier hält, ist die Erdanziehungskraft“
Unser Verkäufer Marco hat noch viel vor im Leben

Ab 2. Oktober 2023 bei unseren Verkäufer*innen auf Bremens und Bremerhavens Straßen erhältlich!