Month: März 2017

DIE MACHT DER GEWÖHNUNG

#46 WACHMANNSTRASSE – Nach anfänglichen Protesten akzeptieren die Schwachhauser heute die Unterkunft für Geflüchtete   Am Anfang war die Angst vor den Flüchtlingen groß. Rückblende: Wir schreiben das 2013 und der Bremer Senat sucht händeringend nach Wohnraum. In Schwachhausen wird eine zweite Flüchtlingsunterkunft geplant, über 1.000 Menschen flüchten allein in diesem Jahr nach Bremen. 2016 werden es sogar 3.185 sein. Doch so einfach ist das in Schwachhausen nicht. Die grüne Beiratssprecherin Barbara Schneider erinnert sich, dass einige AnwohnerInnen vorschlugen, neue Flüchtlingsunterkünfte doch lieber in Tenever einzurichten. Weil dort die Nachbarn doch auch Arabisch sprächen. Als im Dezember 2013 die erste Einwohnerversammlung einberufen wird, stellen sich die StadtteilpolitikerInnen schon auf die alten, vorurteilsdurchtränkten Argumente ein. Und die kommen auch: „Es ist oft nur eine Frage von Minuten, bis die ersten Ängste wegen Lärm, Dreck und Kriminalität durch die Flüchtlinge ausgesprochen werden“, sagt Schneider. Die entkräftet sie mit Fakten: Die Bremer Polizei verzeichnet rund um Flüchtlingsunterkünfte keinen Anstieg von Kriminalität. Ebenso wenig käme es vermehrt zu Ruhestörungen. Die Mehrheit der gut 60 AnwohnerInnen scheint diese Sorgen nicht …

#46 WACHMANNSTRASSE

EDITORIAL: EIN BISSCHEN ANGST UND IDEALISMUS Wenn du aus südwestlicher Richtung kommst und in die Wachmannstraße willst, puh! – also bevor es da so richtig bürgerlich-lauschig wird, muss ja erst einmal der Stern bezwungen werden. „Ein Angstraum“ ist das, sagt der Landes­behinderten­beauftragte, mit dem wir dort einen kleinen Rundgang gemacht haben (Seite 26). Doch schon ein paar Meter weiter kann es erstaunlich ruhig sein! In der alten Villa nämlich, in der statt Kaufleuten und Richtern heute lauter Buddhisten residieren. Wir haben sie mal zu Hause besucht, wo es übrigens sehr schlicht, aber gar nicht so religiös zugeht (Seite 20). Auch anderswo an der Wachmannstraße ist es weniger bourgeois, als man gemeinhin denkt. Nicht nur in dem ehemaligen Seniorenheim, in dem heute geflüchtete Menschen leben – was nicht jedem im Schwachhausen gleich gefallen hat (Seite 28). Sondern auch bei dem Cembalobauer Christian Kuhlmann, in dessen Werkstatt früher mal ein reicher Kaffeeröster sein Büro hatte. Dort haben wir einen idealistischen Autodidakten kennengelernt, der andere gern zu sich nach Hause einlädt (Seite 8). Ein paar Meter weiter liegt …