Hintergrundfoto: IamNotUnique/flickr.com
EDITORIAL: Neues wagen
Kattenturm ist einer der jüngsten Ortsteile Bremens. In den 1960er-Jahren entstanden hier, wo bislang Wiesen und Felder waren, etliche mehrgeschossige Wohnblöcke für Tausende Bewohner. In den Wirtschaftswunderjahren herrschte Wohnungsnot und Aufbruchstimmung zugleich, doch so recht wollte der Traum vom gemeinschaftlichen Leben in der Großwohnsiedlung auch hier nicht funktionieren. Mit den Jahren häuften sich die Probleme: Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Perspektivlosigkeit – Kattenturm wurde als sozialer Brennpunkt bekannt, und der Sonnenplatz bildete trotz seines schönen Namens keine Ausnahme.
Nicht dass mit einem Mal alles anders wäre, aber in letzter Zeit lässt sich ein klarer Aufwärtstrend erkennen. Der neu gestaltete Sonnenplatz, der im April offiziell wiedereröffnet wurde, ist ein Sinnbild dafür. Wie die angrenzenden Hochhäuser zu ihren freundlichen Graffitis gekommen sind, lesen Sie ab Seite 20.
Viele Menschen rund um den Sonnenplatz arbeiten dafür, dass es wieder oder weiter voran geht. Indem sie Neues wagen, wie der ehemalige Seemann Husseni Compaore, der als Sprach- und Kulturlotse Neuankömmlingen in Kattenturm bei der Integration hilft (Seite 8) und dafür mit seinen Kolleginnen und Kollegen den Hilde-Adolf-Preis erhalten hat. Oder wie Erwin und Marina Rach, die ihr Eiscafé kurzerhand um eine Kaffeerösterei ergänzten, weil sie die abnehmende Qualität der Kaffeelieferanten einfach nicht hinnehmen wollten (Seite 22).
Nicht mehr ganz neu ist die Roboterrobbe Ole, die bei der Betreuung von Alzheimerpatienten eingesetzt wird. Der ehrenamtliche Helfer Günter Ahrens erinnert sich, wie das Haus O’land damals die Robbe eingeführt hatte – als eines der ersten Seniorenheime im Lande (Seite 10).
Viel Vergnügen beim Lesen wünschen Tanja Krämer, Philipp Jarke
und das ganze Team der Zeitschrift der Straße

08 – Der Botschafter (online lesen)
Er kam, sah – und liebte seine neue Heimat Kattenturm
