Hintergrundfoto: Maret Hosemann/flickr.com
EDITORIAL: Von Vorurteilen und Hausbesuchen
Die Frau hat mich noch nie gesehen, bittet mich aber gleich zu sich herein. „Es ist doch kalt draußen“, sagt sie – und schon kocht sie einen Pott Kaffee für mich, während ich in ihrer warmen Stube sitze. Nein, mit der Presse will sie nicht so gern sprechen, obwohl sie mir viel zu erzählen hat – aber das Leben hat ihr viel Grund gegeben zu misstrauen. Drei Mal sei sie schon geflohen, erzählt sie. Dennoch empfängt sie mich offen und warmherzig.
Wenn in der Politik und bei Wohnungsbaukonzernen von der Reihersiedlung die Rede ist, dann wird oft über, aber selten mit den Bewohner:innen dieser Schlichtbauten geredet (Seite 8). Und: Ja, auch wir haben Berührungsängste. Aber wir haben uns aufgemacht und waren bei Michaela (Seite 12) und Mücke (Seite 14), bei Günter und Heiko (Seite 20), haben Dieter getroffen (Seite 22) und auch allerlei Haustiere gestreichelt (Seite 16). Und wir waren bei den Nachbar:innen aus der Reiherstraße, um mit jenen zu reden, die allerlei Vorurteile pflegen und damit Politik machen – aber auch um weltoffene Menschen zu treffen (Seite 24). Apropos Politik: Bei Joachim „Barlo“ Barloschky waren wir natürlich auch, dem engagierten Sprecher des Bündnisses „Menschenrecht auf Wohnen“. Was er uns dazu zu sagen hat, lesen Sie ab Seite 26.
Viel Vergnügen wünschen Jan Zier, Philipp Jarke
und das ganze Team der Zeitschrift der Straße
26 – „ICH BIN AUCH FÜR RADIKALERE MASSNAHMEN OFFEN“ (online lesen)
Joachim Barloschky über Schlichtwohnungen, Hausbesetzungen und die Ohnmacht der Bremer Politik
