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ZEHN JAHRE ZEITSCHRIFT DER STRASSE

Wir sagen Danke

Im Februar 2011 erschien sie zum allerersten Mal: die Zeitschrift der Straße. Zehn Jahre und 83 Ausgaben später blicken wir zurück – auf die Anfänge, die Höhen, aber auch die Tiefen von Bremens erstem Straßenmagazin.

Zu Beginn sind wir erst einmal zu spät gekommen: 2011, als wir mit der Zeitschrift der Straße anfingen, gab es die anderen Straßenzeitungen in Deutschland schon seit 15 Jahren. Sie waren zu einer Zeit entstanden, in der das gesellschaftliche Miteinander noch etwas besser funktionierte. Lobby der Wohnungslosen zu sein war damals verkaufsfördernd für eine Straßenzeitung.

Die Zeitschrift der Straße hat bewusst ein anderes Konzept gewählt. Anders als die anderen Straßenzeitungen widmet sie sich nicht hauptsächlich sozialen Problemen. „Wir wollten ein modernes Magazin in einem besonderen Format aufbauen, das zeitlos, aber auch kulturell wertvoll ist und die einzelne Straße beschreibt, in der die jeweilige Ausgabe eben spielt“, sagte Mit-Gründer Bertold Reetz von der Inneren Mission mal in einem Interview. Leichtgängiger sollte die Zeitschrift der Straße sein, aber auch authentischer: Sie sollte die gesellschaftlichen Probleme dann thematisieren, wenn sie zum jeweiligen Ort passten. Und so ansprechend geschrieben und gestaltet sein, dass man sie nicht aus Mitleid, sondern aus echtem Interesse kauft – und vor allem gerne liest.

Zugleich ist das Projekt von Anfang an nicht nur als Straßenmagazin, sondern auch als Lehr- und Lernprojekt vor allem für Studierende entstanden. Studierende des Cruise Tourism Managements der Hochschule Bremerhaven machten Marketing, Journalismus-Studierende aus Bremen schreiben Texte, das erste Design entwickelten Studierende der Bremer Hochschule für Künste.

Eine ganz klare redaktionelle Unabhängigkeit

Heute arbeiten die unterschiedlichsten Menschen in Marketing, Redaktion und Vertrieb. Durch dieses ehrenamtliche Engagement ist auch das wirtschaftliche Risiko für die Innere Mission geringer – es war ja ein ziemliches Wagnis, in Bremen ein eigenes Straßenmagazin zu gründen. Trotzdem ging dem Heft nach der sechsten Ausgabe zunächst das Geld aus. Bis 2015 verbrauchte das Projekt über 80.000 Euro. Die Verluste konnten über Förderpreise und gewonnene Wettbewerbe kompensiert werden.

Die Reaktion der wohnungs- und obdachlosen Menschen in Bremen war übrigens erst einmal „ganz schlecht“, erinnert sich Reetz: „Wir haben zunächst kaum VerkäuferInnen gefunden.“ Viele haben sich geschämt, das Magazin zu verkaufen, die Zeitschrift der Straße war ja noch nicht etabliert. Heute ist sie ein Lern-, Sozial- und Medienprojekt mit einem Geschäftsmodell, das sich selbst trägt. Soziale Stadtrundgänge und eine „Uni der Straße“ sind entstanden. Zugleich spielt Werbung im Heft nur eine sehr untergeordnete Rolle und es gibt keinerlei Advertorials – sondern eine ganz klare redaktionelle Unabhängigkeit.

Wir sagen Danke

Dass wir bereits seit zehn Jahren über Bremen berichten können, das verdanken wir den Menschen, die sich stets für unser Heft interessieren: Ihnen, liebe LeserInnen! Mit dem Kauf der Zeitschrift ermöglichen Sie unseren VerkäuferInnen ein regelmäßiges Zubrot. Mehr noch: Sie ermöglichen ihnen, mit Ihnen in Kontakt zu treten. Auf Augenhöhe. Weil sie etwas anzubieten haben, das Wert hat. Dieser Kontakt ist der Kern, um den es uns in unserer Arbeit geht. Bedanken möchten wir uns auch bei allen SpenderInnen. Gerade jetzt, wo Lockdown und Abstandsregeln den Straßenverkauf so unfassbar erschweren, können wir unseren ca. 70 VerkäuferInnen den Verdienstausfall nur mithilfe Ihrer Spenden einigermaßen ersetzen.

Ein ganz besonderer Dank gilt nicht zuletzt all den Menschen, die durch ihr ehrenamtliches Engagement die ZEITSCHRIFT DER STRASSE erst möglich machen – sei es im Vertrieb, in der Organisation, in der Redaktion, im Marketing und natürlich auf der Straße. DANKE!