Alle Artikel mit dem Schlagwort: Drogen

#113 Rausch

EDITORIAL: Party, Elend und Ekstase Liebe Leser:innen, nein, „Rausch“ ist kein Bremer Straßenname. Aber es ist ein Thema, das die Straße betrifft, nicht nur, weil viele unserer Verkäufer:innen Suchterfahrung mit sich herumschleppen. Rausch gehört zum Leben, bei Wohnungslosen nicht mehr oder weniger als bei anderen Menschen. Die jahrzehntealte Debatte um die Drogen­szene am Hauptbahnhof hat in den letzten Monaten mal wieder Fahrt aufge­nom­men, weil die Crack-Welle die ganze Stadt herausfordert: Streetworker:innen, Strafverfolgungs­behörden, die Zeitschrift der Straße – aber auch den meisten von Ihnen, unseren Leser:innen, dürften die Folgen nicht entgangen sein. Aber ist Rausch gleich Sucht, gleich Elend, gleich Sicherheitsproblem? Ein paar Minuten zu Fuß vom Drogen-Hot-Spot Hauptbahnhof sieht die Sache gleich ganz anders aus: Für die Bars und Kneipen an der Schlachte etwa ist Rausch ein gern gesehenes Phänomen, ein profitabler Wirtschaftszweig und ein beworbener Anziehungspunkt für den Tourismus. Rausch prägt Straßen und Stadtgesellschaft auf sehr unterschiedliche, manchmal widersprüchliche Weise. Und darum ist er auch ein Thema für die Zeitschrift der Straße. Für diese Themenausgabe haben wir etwa Bremens Cannabis Social Club besucht, einen …

Stopp Elend

#25 ZIEGENMARKT – Sie wollten die Verelendung aufhalten – die einen die der Junkies, die anderen die des Viertels. Ein Rückblick auf das Ende einer der größten Drogenszenen Deutschlands „Meine Damen und Her­ren, liebe Jun­kies, heute ver­tei­len wir sau­be­re Sprit­zen, wer tut es mor­gen?“, steht auf den gro­ßen Schil­dern, die sich die Stu­die­ren­den um­ge­hängt haben. Sie ste­hen auf dem Markt­platz und im Vier­tel, rund ums Siel­walleck. Sie haben Eimer dabei für die Sprit­zen. Vor allem aber in­for­mie­ren sie dar­über, wie man Dro­gen­ab­hän­gi­gen hel­fen kann. Es ist 1991 und die of­fe­ne Dro­gen­sze­ne im Bre­mer Stein­tor­vier­tel gilt als eine der größ­ten in ganz Deutsch­land. Fast alle der Süch­ti­gen sind ob­dach­los und kon­su­mie­ren auf of­fe­ner Straße. Die Jun­kies und ihre Hin­ter­las­sen­schaf­ten sind über­all zu fin­den: in Vor­gär­ten, in Haus­ein­gän­gen, auf Spiel­plät­zen. Schul­hö­fe blei­ben wäh­rend der Pau­sen wegen her­um­lie­gen­den Sprit­zen oder be­nutz­ten Kon­do­men ge­schlos­sen. Dieb­stäh­le, Ein­brü­che, Dea­le­rei und Pro­sti­tu­ti­on sind an der Ta­ges­ord­nung – ir­gend­wo­her muss das Geld für die gan­zen Dro­gen kom­men. Bil­der von aus­ge­mer­gel­ten Ge­sich­tern und sprit­zen­über­sä­ten Vor­gär­ten schmü­cken die Zei­tungs­co­ver bun­des­weit. 23 Jahre spä­ter: Im Kon­takt-Café …