Ausgabe

#46 Wachmannstrasse

Hintergrundfoto: Michael Vogel

EDITORIAL: Ein bisschen Angst und Idealismus

Wenn du aus südwestlicher Richtung kommst und in die Wachmannstraße willst, puh! – also bevor es da so richtig bürgerlich-lauschig wird, muss ja erst einmal der Stern bezwungen werden. „Ein Angstraum“ ist das, sagt der Landes­behinderten­beauftragte, mit dem wir dort einen kleinen Rundgang gemacht haben (Seite 26). Doch schon ein paar Meter weiter kann es erstaunlich ruhig sein! In der alten Villa nämlich, in der statt Kaufleuten und Richtern heute lauter Buddhisten residieren. Wir haben sie mal zu Hause besucht, wo es übrigens sehr schlicht, aber gar nicht so religiös zugeht (Seite 20).

Auch anderswo an der Wachmannstraße ist es weniger bourgeois, als man gemeinhin denkt. Nicht nur in dem ehemaligen Seniorenheim, in dem heute geflüchtete Menschen leben – was nicht jedem im Schwachhausen gleich gefallen hat (Seite 28). Sondern auch bei dem Cembalobauer Christian Kuhlmann, in dessen Werkstatt früher mal ein reicher Kaffeeröster sein Büro hatte. Dort haben wir einen idealistischen Autodidakten kennengelernt, der andere gern zu sich nach Hause einlädt (Seite 8). Ein paar Meter weiter liegt eine kleine Metzgerei (übrigens ein reiner Frauenbetrieb), in der maßvoller Konsum gepredigt und bei Weitem nicht alles verkauft wird, was der Kunde gern haben wollen würde (Seite 12). Apropos Frauen: Unsere neue Kollegin Petra Kettler wollen wir natürlich auch vorstellen. Sie professionalisiert gerade unseren Vertrieb und bekämpft den „Wildwuchs“, wie sie uns auf Seite 30 erklärt.

Der Protest in Schwachhausen war groß. Heute akzeptieren sie die Unterkunft für Geflüchtete

Ein Gespräch mit Petra Kettler, der neuen Vertriebskoordinatorin der Zeitschrift der Straße