Ausgabe

#57 Schweizer Viertel

Hintergrundfoto: André Hofmeister/flickr.com

EDITORIAL: Besser als ihr Ruf

Was haben sich die Planer wohl dabei gedacht, als sie dem damaligen Neubauviertel im Bremer Osten so viele Schweizer Straßennamen verpassten? 25 sind es, wenn wir uns nicht verzählt haben. Aber warum nur? Die Gegend ist flach wie sonst auch in der Norddeutschen Tiefeebene, und statt des Rufs der Berge vernimmt man das Rauschen der Autobahn. Was den Wohlstand angeht, ist das Quartier auch eher eine Anti-Schweiz: Jeder vierte Einwohner bezieht Hartz IV, von den Kindern sogar jedes zweite.

Das Schweizer Viertel galt lang als sozialer Brennpunkt, nicht umsonst hat es von der Stadt einen Quartiersmanager an die Seite gestellt bekommen. Seither sind nicht alle Probleme verschwunden, aber wir haben bei unseren Recherchen viele Menschen kennengelernt, die für ihr Viertel brennen und es voranbringen wollen. Die Lehrerinnen und Lehrer an der Albert-Einstein-Oberschule beispielsweise, die es schaffen, ihren Jugendlichen die Prinzipien der Demokratie zu vermitteln, obwohl manche kaum auf liniertem Papier schreiben können (Seite 20).

Oder Christa Brämsmann, die in Tenever ein Mütterzentrum aufgebaut hat, das Frauen fördert und mittlerweile 75 Angestellte hat. (Seite 12). Mirko Eggers und Yannick Rath sorgen für Gerechtigkeit auf Bremens Fußballplätzen – warum sie gern Schiedsrichter sind, erzählen sie auf Seite 24. Wie aus Ozan Keskin, der mit drei Jahren aus der Türkei nach Bremen gekommen war, ein Tubist wurde, ist eine längere Geschichte, aber dafür eine großartige. Die Bremer Kammerphilharmoniker und die Gesamtschule Bremen-Ost spielen darin eine tragende Rolle (Seite 8).

Sie lernten sich in der Notunterkunft kennen und wurden Freundinnen