EDITORIAL: SZENISCHE EINSTIEGE
Liebe Leserinnen und Leser,
„Es war eine dunkle und stürmische Nacht“, so beginnt der Roman „Paul Clifford“ von Edward Bulwer-Lytton: jenem zweifelhaften englischen Literaten, nach dem gar ein Festival benannt ist. Gekürt werden dort regelmäßig die schlechtesten ersten Sätze von Romanen. Auch Snoopy hat seinen ersten und einzigen Roman mit eben diesem Satz begonnen. Das konnten unsere Autorinnen und Autoren nicht wissen, als sie ihre Texte für diese Ausgabe schrieben, die zum Teil exakt in diesem Setting beginnen: dunkel, windig, Nieselregen.
JournalistInnen lieben szenische Einstiege, und das ist auch oft genau richtig so: Denn wir wollen Sie, unsere Leserinnen und Leser, ja mitnehmen zu den Orten, die wir für Sie gesucht und gefunden haben. Wenn es allerdings – wie in der Überseestadt – allzu oft stürmisch ist (und abends natürlich dunkel), dann sagt das schon viel über einen Ort aus. Abweisend wirkt es dort, wenn der Wind durch die Häuserschluchten fegt. Das Quartier ist immer noch im Werden, das haben auch wir frierend erfahren und aufgeschrieben.
Wir haben ein Paar besucht, das vom heimeligen Steintor an die cleane Waterkant gezogen ist und uns berichtet, wie die Umstellung gelingt (Seite 22). „Versiegelte Landschaften“ fand unser Fotograf vor, die er in eine Bildstrecke mit ganz eigentümlich fesselnder Ästhetik gegossen hat (Seite 14).
Dass die Überseestadt aber auch warm und gemütlich sein kann, haben wir in der Kulturenwerkstatt erlebt (Seite 10) und beim Meze-Essen in Evrim Arslans Bistro (Seite 20).
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Karolina Meyer-Schilf, Jan-Paul Koopmann
und das Team der Zeitschrift der Straße
Aus dem Inhalt:
08 Zwischen Luxusbar und Fresstempel
Unterwegs vom Landmark-Tower zum Zech-Turm
10 Stein für Stein zum Selbst
In der Kulturenwerkstatt werden gezielte Kulturschocks verteilt
14 Versiegelte Landschaften
Bildstrecke
20 Köchin durch Zufall (online lesen)
Evrim Arslan wollte nur ein kleines Restaurant ohne viel Stress. Das Erstere hat geklappt
22 Aus dem Viertel an die Waterkant
Was es bedeutet, nach Jahrzehnten im Viertel in ein Quartier zu ziehen, das sich erst noch erfinden muss
26 „Ein Kaufmann ohne Furcht und Tadel“
Wer war Konsul Smidt?
28 „Ich mag meine Kutte“
Unser Verkäufer Dirk ist ein Walle-Kind und stolz darauf