Ausgabe

#74 Langemarckstrasse

EDITORIAL: Vom Heim- und Fernweh

Das Erbe des Nationalsozialismus ist noch immer präsent in Bremen – zum Beispiel in der Straße, der wir uns diesmal gewidmet haben. Denn die Langemarckstraße erinnert mit ihrem Namen an eine Schlacht im Ersten Weltkrieg, die von den Nazis instrumentalisiert und in ihrem Sinne hochstilisiert wurde. Bis heute konnte man sich nicht darauf einigen, die Straße umzubenennen. Dabei passt dieser Name so gar nicht zu diesem Ort: Denn die Langemarckstraße kann viel davon erzählen, wie es ist, wenn verschiedene Kulturen friedlich zusammenleben. Alte und Junge, Alteingesessene und Zugezogene prägen ihn – Menschen, die angekommen sind oder noch nach einem Zuhause suchen.

So wie Xander Abdul, ein junger Mann, der an der Universität Bremen Jura studiert. Und nebenbei im Restaurant seiner Mutter aushilft. Er sprach mit uns über Familie, Religion und Zusammenhalt in der afrikanischen Community (Seite 8). Ein Teil dieser Community findet sich auch in unserer Bildstrecke wieder. 13 Friseure säumen die Langemarckstraße – auf nicht mal einem Kilometer. Wir haben sie mal gefragt, warum sie ihren Beruf ergriffen haben (Seite 14).

Den Traum vom Reisen verkaufen auch Ernst Kaiser und Rene Schnittger. Der eine bietet seit über sechzig Jahren Wohnwagen feil (Seite 12). Der hat einen Growshop – und hat Pflanzhilfen und Gerätschaften für Kund:innen, die es eher ins Traumland zieht (Seite 20).

Auch unser Verkäufer Michael Luuk hatte eine Arbeit, auf die er stolz war. Doch das ist lange her. Wie er sie verlor, warum er nach Bremen kam und wieso es ihn woanders hinzieht, erzählte er uns in seinem selbst ernannten Wohnzimmer, dem Gordons (Seite 26).

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Seit 1957 werden in der Langemarckstraße Wohnwagen verkauft. Mittlerweile ist der Chef über 90 und sein Mechaniker eigentlich im Ruhestand