Ausgabe

#35 AM SCHWARZEN MEER

EDITORIAL: TROTZIGE RANDLAGE

Am Schwarzen Meer, das klingt nach Urlaub, nach Sonne, nach der angenehmen Schläfrigkeit, die Wärme und Wellenrauschen verursachen. Das Bremer Schwarze Meer hingegen erzeugt wenig von dieser Stimmung. Stattdessen fühlt man sich zurückversetzt in das Ostertorsteinviertel der Neunzigerjahre.

Graffitis und Tags, wohin man schaut, herrenlose Sitzmöbel am Straßenrand, mit Parolen beschriftete Betttücher in den Fenstern, zwei bekannte Tattoostudios an einer Straße von gerade einmal 630 Metern – und dazwischen schmale Altbremer Familienhäuser und kleine Geschäfte, die schon seit Jahrzehnten hier ihre Kundschaft finden.

Die Gentrifizierung, so scheint es, hat Am Schwarzen Meer noch keine Ankerpunkte gefunden. Die Bewohner, die unsere Autoren für diese Ausgabe interviewten, sind auf eine trotzige Weise stolz darauf. Die Ateliergemeinschaft Krake etwa, die nicht nur Energieversorger mit Werbematerial ausstattet, sondern auch Punkbands betreut (S. 22).

Oder das Ehepaar Lösche-Hartlage, das aus der Sammelleidenschaft des einen das Geschäftsmodell der anderen formte (S. 24). Stolz auf seine Arbeit ist auch Markus Becker. Er arbeitet als Präparator im Zentrum für Pathologie. Warum er das macht und ob seine Arbeit den Genuss von Erdbeeren beeinflusst, lesen Sie auf Seite 8.

Diese Ausgabe entstand übrigens in Zusammenarbeit mit der Hochschule Bremen: Studierende des Fachs Internationale Journalistik schrieben und fotografierten die Geschichten in diesem Heft. Es war eine bereichernde Erfahrung für alle – und wir hoffen, auch für Sie, die Leserinnen
und Leser. Aber urteilen Sie selbst!

Viel Spaß beim Lesen wünschen
Tanja Krämer, Philipp Jarke und das ganze Team der Zeitschrift der Straße

 

Aus dem Inhalt

08   Der Präparator

Besuch bei einem, für den der Tod Arbeitsalltag ist

12   Mach es selbst! (online lesen)

Wie jemand durch ein Tauschgeschäft zum Tätowierer wurde

14   Meer der Farben

Fotostrecke

20   Abseits der Massen

Eine neue Kneipe weitab von Szene und Laufkundschaft. Wie soll das gehen?

22   Sie nennen es Arbeit

Zwischen seriös und Punkrock: ein Besuch im Atelier Krake

24   Halt ’ne Platzfrage

Sie handelt mit dem, was er sammelt. Über eine liebevolle Symbiose

27   Wir feiern Jubiläum

Die Zeitschrift der Straße wird fünf Jahre alt

30   Ein Schnack mit … Ovidiu

 

 

Hintergrundfoto: Aaron van Dorn/flickr.com