Ausgabe

#87 NORDSTRASSE

Nordstraße Panorama

EDITORIAL: Ein Abschied

Liebe Leserinnen und Leser,

diesem Anfang wohnt ein Abschied inne: Wir als ChefredakteurInnen dieses wunderbaren Magazins verlassen das Projekt, um uns neuen Herausforderungen zu widmen. Wir tun dies schweren Herzens, denn es war uns in den vergangenen Jahren stets eine Freude, die Zeitschrift der Straße zu betreuen. Es gibt wenige Projekte in Bremen, in denen so viele Menschen unermüdlich und mit so viel frohem Mut und so viel frischem Geist zusammenwirken, um etwas Positives zu bewegen. Wir haben die Studierenden und die Ehrenamtlichen in unserem Redaktionsteam gern dabei begleitet, mit ihnen zusammen Monat für Monat aufs Neue unsere sch.ne Stadt neu entdeckt und sie und die Menschen darin – ob mit Wohnung oder ohne – ein wenig mehr lieben gelernt. Umso mehr freut es uns, Ihnen nun zum Abschluss unserer Arbeit diese Ausgabe zu präsentieren, die vieles von dem vereint, was die Zeitschrift der Straße ausmacht: etwa das Portrait eines Menschen, der die Nordstraße früher wie seine Westentasche kannte und als Lausbub aufsog, was sie an Abenteuern zu bieten hatte (S. 8). Oder das Interview mit einem Menschen, der erst Flugbegleiter war und dann zum Bestatter umschulte – und findet, dass beide Berufe viel gemein haben (S. 14).

Wir suchen in der Zeitschrift der Straße gern die großen Themen im kleinsten Raum. Weil die Menschen nebenan eben Geschichten erzählen können, die das Leben schreibt. Das werden auch unsere NachfolgerInnen so handhaben, in deren Hände wir sehr gern diese Zeitschrift übergeben. Sie werden sich in der nächsten Ausgabe vorstellen.

Daher wünschen wir Ihnen herzlich und zum letzten Mal:
Viel Spaß beim Lesen.

Jan Zier, Tanja Krämer und das Team der Zeitschrift der Straße

Aus dem Inhalt:

08 „Hier war immer was los“

Wolfgang Büchler hat seine Kindheit im Heimatstraßenviertel verbracht – Apfelsinen geklaut, den Straßenstrich beobachtet und später auf einem Schiff angeheuert. Ein Spaziergang

10 „Walle verliert seine Künstler“

Nach über 20 Jahren wurde der Ateliergemeinschaft „Nordstraße 371“ gekündigt. Mit größter Mühe fanden die vier Künstlerinnen neue Ateliers – lange bleiben können sie dort nicht

14 „Das Thema Tod ist ja kein Party-Booster“

Herwig Gründel ist Bestatter. Ein Gespräch über den Wandel der Bestattungskultur, die heilsame Wirkung von bemalten Urnen und Abschiednehmen in Zeiten von Corona

20 „Sie sind schweigend verschwunden“ (online lesen)

In der Nordstraße führte der jüdische Kaufmann Sally Silbermann ein großes Bekleidungsgeschäft. Dann musste er vor den Nationalsozialisten nach Uruguay fliehen

24 „Da haben die Leute gemerkt: Jetzt rollt der Rubel“

Die Künstlerin Frauke Wilhelm über Hafen- und Rotlichtgeschichten rund um die Nordstraße – und warum Lieder ein Stück Menschlichkeit transportieren können

28 Punk im Amt

Wo früher Zölle verwaltet wurden, üben heute viele Bands. Doch Proberäume sind rar in Bremen. Und in der Pandemie ist es still geworden

30 „Ich sehe das alles auch mit Humor“

Olaf Vogel verkauft seit Dezember 2020 in der Obernstraße die Zeitschrift der Straße. Lieber hätte er einen Arbeitsplatz

31 Impressum und Vorschau