Alle Artikel mit dem Schlagwort: zeitschriftderstrasse

DER MULTIFUNKTIONALE AKTIVIST

#90 KLEIN MEXIKO – Gernot Riedl ist eine der markanten Persönlichkeiten von Klein Mexiko. Inmitten der Großstadt wirkt er als Überzeugungstäter in Sachen Bio-Landwirtschaft Ein Tumult der Farben und Formen auf 13,5 Quadratmetern: Vorm Fenster wuchern aus den Kästen gelbe Husarenknöpfe, tiefblaue Hängelobelien und Myrte. Dazu gesellen sich knallroter Riesenziertabak und weiß-rosa Edelpelargonien. Neben der meist offenstehenden Eingangstür räkeln sich Hängeampeln und -geranien. Im Topf darunter geben sich Sonnenblumen, Steinkraut und prächtig orangerote Thitonien die Ehre. Bepflanzt sind einige Kübel mit der lachsrosa Dahlie „Berliner Klene“, weißem Ziertabak und einer tiefblauen Clematis. Über den Blumenbogen am Eingang klettern Damaszener Rosen mit betörendem Duft, angehimmelt von gelben und violetten Dahlien, Staudenphlox, leuchtend gelben Nachtkerzen, roten Stockmalven, Staudensauerampfer … Gernot Riedl lädt alles, was fliegt oder krabbelt, zum Getümmel in sein wild wucherndes Vorgarten-Paradies. Als Ode an das (Klein) Mexiko schaut das Konterfei Frida Kahlos von der Fassade dem bunten Treiben zu – in aufrechter Haltung, mit ernstem Blick, der strengen, blumengeschmückten Frisur und grundiert von der frohen Farbigkeit ihrer Bilder. Dass die mexikanische Malerin als leidenschaftlich …

#90 KLEIN MEXIKO

EDITORIAL: PLATZ IST IN DER KLEINSTEN HÜTTE Klein Mexiko – gehört haben den Namen sicher die meisten von Ihnen schon. Aber wo genau liegt die kleine Siedlung mit dem exotischen Namen eigentlich? Wer nicht gerade jemanden dort kennt oder anderweitig in dem Viertel zu tun hat – etwa, weil das exotische Tier zu Hause erkrankt ist und dringend die Hilfe von Tierärztin Dr. Dörnath benötigt (Seite 18) – wird die Siedlung kaum genau verorten können. Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Gemeint ist das Quarrée zwischen Bismarckstraße, Stader Straße, Bei den drei Pfählen und Bennigsenstraße. Mittendrin und doch versteckt liegt hier die ursprüngliche „Westfalensiedlung“. Warum aus dem drögen Westfalen das bunte Klein Mexiko wurde und wie es überhaupt zu diesem städtebaulichen Kleinod kam, lesen Sie auf Seite 7. Die Häuser sind klein, die Nachbarn nah – da kommt der großzügige Spielplatz wie gerufen. Er ist das Herz des Quartiers (Seite 8) und dient nicht nur den kleinmexikanischen Kindern zum fröhlichen Beisammensein, sondern auch ihren Eltern und Nachbarn, die sich in dem extra gegründeten Verein engagieren. …

Nordstraße Panorama

#87 NORDSTRASSE

EDITORIAL: Ein Abschied Liebe Leserinnen und Leser, diesem Anfang wohnt ein Abschied inne: Wir als ChefredakteurInnen dieses wunderbaren Magazins verlassen das Projekt, um uns neuen Herausforderungen zu widmen. Wir tun dies schweren Herzens, denn es war uns in den vergangenen Jahren stets eine Freude, die Zeitschrift der Straße zu betreuen. Es gibt wenige Projekte in Bremen, in denen so viele Menschen unermüdlich und mit so viel frohem Mut und so viel frischem Geist zusammenwirken, um etwas Positives zu bewegen. Wir haben die Studierenden und die Ehrenamtlichen in unserem Redaktionsteam gern dabei begleitet, mit ihnen zusammen Monat für Monat aufs Neue unsere sch.ne Stadt neu entdeckt und sie und die Menschen darin – ob mit Wohnung oder ohne – ein wenig mehr lieben gelernt. Umso mehr freut es uns, Ihnen nun zum Abschluss unserer Arbeit diese Ausgabe zu präsentieren, die vieles von dem vereint, was die Zeitschrift der Straße ausmacht: etwa das Portrait eines Menschen, der die Nordstraße früher wie seine Westentasche kannte und als Lausbub aufsog, was sie an Abenteuern zu bieten hatte (S. 8). …

#84 DAS BESTE AUS 10 JAHREN

EDITORIAL – Liebe Leserinnen und Leser,

an dieser Stelle führen wir Sie regelmäßig in die Themen des neuen Heft es ein. Wir beschreiben den roten Faden, den wir an einem Ort entdeckt haben, Spuren, denen wir gefolgt sind. Das tun wir nun seit zehn Jahren. Diese Jubiläumsausgabe führt Sie zurück in diese Jahre.

Teaserbild Ladestrasse

#83 LADESTRASSE

EDITORIAL: Jenseits des Tunnels Liebe Leserinnen und Leser, eher viertelorientierte BremerInnen blicken ja bisweilen etwas geringschätzig nach Woltmershausen. Von ihrem Leben ist dieser Stadtteil weit weg, fast so weit wie Bremen-Nord oder gar Bremerhaven, und manchmal ist von den PusdorferInnen dann gar als den „Tunnelmenschen“ die Rede, weil man ja erst unter der B 6 hindurchmuss, um zu ihnen zu gelangen. Wer all das auf sich nimmt, kann am Hohentorshafen zwischen all der Industrie und etwas Brache viele Kreative treffen, die genau dieses Flair hier schätzen – und die fehlende Gentrifizierung. Mit ein paar von ihnen haben wir uns über die Ladestraße unterhalten (Seite 14), genauso wie mit Herrn Fahrenholz, der schon sehr lange hier wohnt (Seite 26). Abends waren wir dann im afrobrasilianischen Kulturzentrum und beim Kampfkunsttanz Capoeira dabei (Seite 20), nachdem wir mit einem vegetarischen Burgerbrater geplaudert hatten (Seite 12). Und dann gibt es da noch ein Schiff, das schon sehr lang hier liegt, obwohl es schon wieder an der Schlachte sein sollte: Die „Roland von Bremen“, der Nachbau einer unweit von hier …

#81 DIE LESUM

EDITORIAL: Treffen am Fluss Liebe Leserinnen und Leser, Wer versucht, die Lesum einmal menschenleer zu erleben, dürfte sich schwertun. Egal wann und wo man an ihr entlangschlendert, immer sieht man Leute: in Booten, am Ufer, am Hafen. Flüsse sind seit jeher Orte der Zusammenkunft. Und so nutzen auch wir von der Zeitschrift der Straße die Gelegenheit, Ihnen Menschen vorzustellen, die sich genau dies vorgenommen haben: Gemeinschaft zu erzeugen, das Miteinander zu zelebrieren. So wie die Aktiven der Kulturinitiative Lesum, die alle nur Kulle nennen. Seit über 40 Jahren bietet der Verein Sport- und Kreativkurse an, organisiert Feste und Veranstaltungen. Was die Menschen antreibt, lesen Sie auf Seite 12. Menschen zusammenbringen will auch die Galeristin Birgit Waller. Sie hat die Villa Lesmona in einen viel beachteten Ort für zeitgenössische Kunst verwandelt (S. 18). Ein Ort der Begegnungen ist auch der Blindengarten in Knoops Park. Wie Blinde hier Pflanzen ertasten und erriechen können, lesen Sie auf Seite 24. Eher ein Gegeneinander haben wir in unserer Bildstrecke visualisiert: Auf den Lesumwiesen streiten NaturschützerInnen, ob dort besser Blumen- oder …

ZWISCHEN ZWEI WELTEN

#80 AM WINTERHAFEN – Er wohnt in der Überseestadt, verkauft die Zeitschrift der Straße aber im Ostertor-Viertel. Warum sich Sascha Reul mit „moderner Stadtentwicklung“ schwertut Für die BewohnerInnen des Ostertor-Viertels ist er vermutlich eine Institution: Sascha Reul verkauft dort seit über acht Jahren die Zeitschrift der Straße. Jeden Morgen ist er vor der Sparkasse am Ostertorsteinweg. „Die Leute aus den umliegenden Geschäften und Cafés fragen sogar nach mir, wenn ich mal zwei bis drei Tage nicht da bin“, erzählt Reul. Im besonders guten Kontakt stehe er mit den MitarbeiterInnen der Sparkasse, von der Filiale habe er sogar eine schriftliche Genehmigung erhalten, dass er an dem Platz sitzen darf. Reul erzählt, er habe viele StammkundInnen, die extra zu ihm kämen. Doch nicht immer laufe der Kontakt so gut: „Dann sitze ich hier und sehe die Menschen jeden Morgen in den Cafés ihre Kaffees trinken, aber wenn ich auf sie zukomme, behaupten sie, dass sie gar kein Geld hätten“, sagt er. „Und am nächsten Tag sehe ich sie wieder ihren Kaffee für drei Euro trinken.“ Häufig werde …

#80 AM WINTERHAFEN

EDITORIAL: Die Überseestadt, so hört und liest man es immer wieder, ist ja noch vielen BremerInnen fremd. Auch jenen, die da wohnen. Es fehle das Leben zwischen all den hochpreisigen Geschosswohnungsbauten, heißt es dann, und auch ein wenig die Alltagstauglichkeit des noch recht neuen Stadtteils. Zu diesem Ergebnis kommt selbst eine eigens erstellte Studie. Und auch die Zeitschrift der Straße, die schon des Öfteren im benachbarten Walle zu Gast, war hier noch nie.