Monate: Februar 2023

DER LETZTE MACHT DAS LICHT AUS

#104 LEERSTAND – Völlig klar: Jede Ausgabe der Zeitschrift der Straße ist eine besondere Ausgabe. Und trotzdem haben wir mit der #104 etwas besonderes versucht – auch für unsere Verhält­nisse. Wir haben uns mit dem „Leerstand“ beschäftigt: einem Phä­nomen, über das zur Zeit viel gesprochen, geklagt und gegrübelt wird. Die meist fotografischen Beiträge in unserem Heft sind dabei ganz unter­schied­lichsten Leerständen gewidmet: Wohnungen, Schu­len, Fabriken und Büros. Auf eine zunächst eher ungewöhlich wirkende Variante wollen wir hier einen zweiten Blick werfen. Auf Kirchen nämlich, von denen nicht nur im übertragenden Sinne immer mehr leer stehen. Dabei ist der Mitgliederschwund christlicher Kirchen gar kein Geheim­nis. Die regelmäßig veröffentlichten Austrittszahlen steigen Jahr für Jahr. Das illustriert einen Bedeutungswandel der Institution Kirche für die Gesellschaft – schlägt sich zunehmend aber auch in der Nutzung kirch­licher Immobilien nieder. Seit dem Jahr 2000 wurden in Deutsch­land bereits mehr als 500 katholische Kirchen offiziell entweiht und teils umgenutzt. Eine davon steht in Rönnebeck, im Bremer Nor­den. Sie wurde 1930 eingeweiht und 2019 wieder geschlossen – vom Weih­bischof dem „profanen Gebrauch zurückgegeben“, wie es …

#104 LEERSTAND

EDITORIAL: Geisterstadt vorm Neuanfang Liebe Leserinnen und Leser, ein Gespenst geht um in den Lokalredaktionen – das Gespenst des Leerstands.Und weil dieses Thema derzeit nicht nur die Bremer Medienlandschaftumtreibt, kennen Sie alle unter Garantie solche Schlagzeilen:Traditionsreiches Familienunternehmen schließt nach fünf Generationen!Innenstadt verwaist! Ganze Stockwerke stehen leer! Keine Sorge: Diese Geschichten wollen wir Ihnen hier und heute nicht schon wieder erzählen. Trotzdem beschäftigt uns der Leerstand auch in der Zeitschrift derStraße. Zum einen, weil er sozusagen Lücken in unsere Themenfelderschlägt: weil in fast jeder Straße, mit der wir uns beschäftigen, Gebäudeleer stehen, die jemandem wichtig waren, die vielleicht einmal ganzeQuartiere geprägt haben. Zum anderen wird es auch für unsere VerkäuferInnenvon Tag zu Tag härter, in immer leerer werdenden FußgängerzonenHefte zu verkaufen. All das geht uns etwas an und beschäftigt uns. Aber wie machen wir ein Heft daraus, wenn die Probleme doch sooffensichtlich auf dem Tisch liegen? Wir haben uns für einen Schritt zurückentschieden, für ein bisschen Abstand, um noch mal neu zu fragen:Was bedeutet Leerstand eigentlich, abgesehen von leeren Schaufensternund hektischem Abverkauf? Und ist wirklich alles …