EDITORIAL: Geschichten vom Fehlen
Liebe Leserinnen und Leser,
natürlich war da erst einmal nichts, als wir in die Dechanatstraße kamen. Zwar standen uns sehr viele Türen offen, gerade in der Hochschule für Künste – aber dahinter war ja in Zeiten der Pandemie nichts als Leere! Zumindest optisch hat das aber auch seinen Reiz, finden wir (Seite 14). Völlig überfüllt, aber trotzdem menschenleer ist das Klaus-Kuhnke-Archiv, das auch hier im Haus seinen Platz gefunden und zahllose Geschichten aus der Popmusik zu erzählen hat (Seite 8). MusikerInnen wollten wir aber natürlich trotzdem zeigen, also haben wir sie mit ihren Instrumenten einfach nach draußen geholt, damals, als noch Winter war und wir dieses Heft für Sie produziert haben. Diese Porträts von Norbert Schmacke ziehen sich – ausnahmsweise! – durchs ganze Heft. Eines kennen Sie ja jetzt schon vom Titel.
Um etwas, das fehlt, geht es auch in unserer Geschichte aus der St.-Johannis-Schule. Die hätte nämlich gern einen Fußgängerüberweg (vulgo: Zebrastreifen) gehabt, kriegt aber keinen. Warum? Das erfahren Sie auf Seite 12. Außerdem haben wir, ganz coronasafe, drei Jugendliche getroffen, deren Leben seit Monaten fast nur noch digital stattfindet. Wie sich das für sie anfühlt, erfahren Sie auf Seite 20. Und dann sind da noch lauter junge Menschen, die früher mal in einer Wohngruppe, einer Pflegefamilie oder der stationären Jugendhilfe gelebt haben und inzwischen nicht mehr betreut werden – das SOS-Kinderdorf kümmert sich um sie (Seite 24).
Zu guter Letzt wollen wir Ihnen noch Katharina Steuer vorstellen, eine Verkäuferin der ersten Stunde. Ihre Mutter hat sie überredet, uns etwas über sich zu erzählen – worüber wir sehr froh sind (Seite 28).
Viel Spaß beim Lesen wünschen
Jan Zier, Tanja Krämer und das Team der Zeitschrift der Straße
Aus dem Inhalt:
08 Etwas, das bleibt
Seit Jahrzehnten sammelt das Klaus-Kuhnke-Archiv, was von populärer Musik übrig bleibt. Es platzt heute aus allen Nähten – und ist doch stark bedroht
12 Kein Platz für Zebrastreifen (online lesen)
Die Geschichte einer Schule, die gerne einen Fußgängerüberweg haben wollte, aber keinen bekommen kann
14 Ode an die Stille
Bildstrecke
20 „Wir sind auch noch da“
Seit Monaten keine Sportkurse, kaum FreundInnen treffen und Schule digital – wie drei Jugendliche die Corona-Zeit erleben
24 „Die haben ein Ohr für uns“
„Careleaver.Bremen“ hilft jungen Menschen, die vorher in Jugendhilfeprojekten lebten, flügge zu werden
28 „Manchmal ist man einfach unsichtbar“
Katharina Steuer steht meist in Vegesack an der Fähre und ist Verkäuferin der ersten Stunde