Autor: Redaktion

#90 Klein Mexiko

EDITORIAL: Platz ist in der kleinsten Hütte Klein Mexiko – gehört haben den Namen sicher die meisten von Ihnen schon. Aber wo genau liegt die kleine Siedlung mit dem exotischen Namen eigentlich? Wer nicht gerade jemanden dort kennt oder anderweitig in dem Viertel zu tun hat – etwa, weil das exotische Tier zu Hause erkrankt ist und dringend die Hilfe von Tierärztin Dr. Dörnath benötigt (Seite 18) – wird die Siedlung kaum genau verorten können. Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Gemeint ist das Quarrée zwischen Bismarckstraße, Stader Straße, Bei den drei Pfählen und Bennigsenstraße. Mittendrin und doch versteckt liegt hier die ursprüngliche „Westfalensiedlung“. Warum aus dem drögen Westfalen das bunte Klein Mexiko wurde und wie es überhaupt zu diesem städtebaulichen Kleinod kam, lesen Sie auf Seite 7. Die Häuser sind klein, die Nachbarn nah – da kommt der großzügige Spielplatz wie gerufen. Er ist das Herz des Quartiers (Seite 8) und dient nicht nur den kleinmexikanischen Kindern zum fröhlichen Beisammensein, sondern auch ihren Eltern und Nachbarn, die sich in dem extra gegründeten Verein engagieren. …

#88 Lehester Deich

EDITORIAL: Raus aufs Land Liebe Leser:innen, Sie kennen uns noch nicht, denn wir sind neu hier. Wir, das sind Karolina Meyer-Schilf und Jan-Paul Koopmann, und wir sind die neue Chefredaktion der Zeitschrift der Straße. Wir heißen Sie herzlich willkommen in unserem ersten Heft und hoffen, auch Sie freuen sich über die neue Bekanntschaft! Bei unserem Debüt hatten wir es gefühlt gleich mit einem journalistischen Endgegner zu tun: Der Lehester Deich ist eine stille Straße. Lang, weit draußen, fern vom Trubel der Stadt. Und fast konnte man sich fragen: Füllen wir damit ein ganzes Heft? Aber wie Sie sehen: Es geht, das Heft ist voll. Wir haben Orte kennengelernt wie das Theater am Deich, wo eine Premiere sehnsüchtig auf das Ende der Pandemie wartet (Seite 16). Vor allem sind uns erstaunlich viele Tiere begegnet, ein Schaf des neuen Arche-Parks hat es glatt auf die Titelseite geschafft, aber auch die Pferde von Hof Stein (Seite 24) bekommen ihren großen Auftritt. Nicht bei allen beliebt und trotzdem interessant sind die Nutrias, die den Bremer Deichen (Seite 14) zu …

Nordstraße Panorama

#87 NORDSTRASSE

EDITORIAL: Ein Abschied Liebe Leser:innen, diesem Anfang wohnt ein Abschied inne: Wir als Chefredakteur:innen dieses wunderbaren Magazins verlassen das Projekt, um uns neuen Herausforderungen zu widmen. Wir tun dies schweren Herzens, denn es war uns in den vergangenen Jahren stets eine Freude, die Zeitschrift der Straße zu betreuen. Es gibt wenige Projekte in Bremen, in denen so viele Menschen unermüdlich und mit so viel frohem Mut und so viel frischem Geist zusammenwirken, um etwas Positives zu bewegen. Wir haben die Studierenden und die Ehrenamtlichen in unserem Redaktionsteam gern dabei begleitet, mit ihnen zusammen Monat für Monat aufs Neue unsere sch.ne Stadt neu entdeckt und sie und die Menschen darin – ob mit Wohnung oder ohne – ein wenig mehr lieben gelernt. Umso mehr freut es uns, Ihnen nun zum Abschluss unserer Arbeit diese Ausgabe zu präsentieren, die vieles von dem vereint, was die Zeitschrift der Straße ausmacht: etwa das Portrait eines Menschen, der die Nordstraße früher wie seine Westentasche kannte und als Lausbub aufsog, was sie an Abenteuern zu bieten hatte (S. 8). Oder das …

Teaser Dechanatstraße

#86 Dechanatstrasse

EDITORIAL: Geschichten vom Fehlen Liebe Leser:innen, natürlich war da erst einmal nichts, als wir in die Dechanatstraße kamen. Zwar standen uns sehr viele Türen offen, gerade in der Hochschule für Künste – aber dahinter war ja in Zeiten der Pandemie nichts als Leere! Zumindest optisch hat das aber auch seinen Reiz, finden wir (Seite 14). Völlig überfüllt, aber trotzdem menschenleer ist das Klaus-Kuhnke-Archiv, das auch hier im Haus seinen Platz gefunden und zahllose Geschichten aus der Popmusik zu erzählen hat (Seite 8). Musiker:innen wollten wir aber natürlich trotzdem zeigen, also haben wir sie mit ihren Instrumenten einfach nach draußen geholt, damals, als noch Winter war und wir dieses Heft für Sie produziert haben. Diese Porträts von Norbert Schmacke ziehen sich – ausnahmsweise! – durchs ganze Heft. Eines kennen Sie ja jetzt schon vom Titel. Um etwas, das fehlt, geht es auch in unserer Geschichte aus der St.-Johannis-Schule. Die hätte nämlich gern einen Fußgängerüberweg (vulgo: Zebrastreifen) gehabt, kriegt aber keinen. Warum? Das erfahren Sie auf Seite 12. Außerdem haben wir, ganz coronasafe, drei Jugendliche getroffen, deren …

WIE MAN SICH SEIN HOBBY ABGEWÖHNT

#51 WALLER PARK: Erich Schneider führt seit zwei Jahren einen Modellbauladen. Gern würde er mehr Kinder in seinem Geschäft begrüßen, aber seine Kundschaft wird immer älter (Online-Artikel) Das Handy in Erich Schneiders Brusttasche klingelt. Er wirft einen kurzen Blick drauf und schüttelt den Kopf. „Nicht der schon wieder“, murmelt er und sagt etwas geheimnisvoll: „Das meinte ich vorhin mit der Sozialstation.“ Schneider kauft und verkauft Modelleisenbahnen und Modellbauzubehör. Der kleine, vollgestellte Laden an der Ecke Gröpelinger Heerstraße/Altenescher Straße sieht aus, als stehe er schon seit sehr langer Zeit dort. Tatsächlich gibt es „Erich’s Modell-Shop“ aber erst seit zwei Jahren. Schneider, 57 Jahre alt, besaß vorher eine kleine Spedition. Weil sich das aber nicht mit seinem Leben als alleinerziehender Vater vertrug, begann er, hauptberuflich in einem Modellbauladen zu arbeiten, in dem er vor dem Studium schon gejobbt hatte. Als dieser, wie so viele andere auch, den Betrieb einstellte, entschloss sich Schneider, einen eigenen Laden zu eröffnen. Erschwingliche Lösungen für passionierte Bastler Ein alter Herr kommt langsam, sich an den Regalen abstützend, in den Laden. „Ich muss …

DAS PHÄNOMEN LESTRA

#38 HORNER KIRCHE – Ein unabhängiger Supermarkt in Familienbesitz hält sich wacker im Konkurrenzkampf mit Lebensmittelketten und Discountern. Unser Autor schaut nach, wie das geht.   Lestra steht in einem Reisführer als Bremer Einrichtung, deren Besuch lohnt. Beachtlich für einen Supermarkt. Allerdings kein gewöhnlicher seiner Art. Lestra war schon „Supermarkt des Jahres“, „Bester Getränkehändler“, „Beste Weinabteilung Deutschlands“, „Beste Tiefkühlabteilung“, „Lieblingstheke Käse“, „Fischtheke des Jahres“ und „Lieblingsmarkt“. Stets ausgezeichnet durch Fachleute oder Kundenbefragungen. „Andere Geschäfte haben auch viel Auswahl, aber Lestra toppt das noch einmal“, sagt Karsten Nowak, Leiter des Geschäftsbereiches Einzelhandel der Handelskammer Bremen. „Man kann seinen Grundeinkauf dort erledigen und bekommt viele Besonderheiten dazu. Etliche Lebensmittel findet man nur dort.“ Das Lestra Kaufhaus als Gourmet Tempel im Stadtteil Um als Familienunternehmen gegen übermächtige Ketten und Discounter bestehen zu können, hat das Kaufhaus einen langen Weg zurückgelegt. Der heutige Edel-Supermarkt mit dem besonderen Ruf eröffnet 1970 direkt gegenüber der Horner Kirche. Lestra ist Mittelpunkt des Stadtteils, ausgestattet jedoch mit einer Strahlkraft, die weit darüber hinaus reicht. Ein Jahr zuvor hatte die BSAG auf dem ehemaligen Straßenbahndepot eine knapp 3.000 …

Zynischer Kontrast: I love Bremen

DAS MÜSSEN WIR HINKRIEGEN – FÜR ALLE!

Gastbeitrag von Hinz&Kunzt, Hamburg: Freunde fragen mich manchmal, ob es mich frustriert, wenn sie oder andere sich jetzt intensiv für Flüchtlinge engagieren – und die Obdachlosen so ins Hintertreffen geraten. Nein, dass sich so viele um die Neuankömmlinge kümmern und offen für sie sind, finde ich richtig toll. Das macht mir Mut für die Zukunft. Das geht übrigens nicht nur mir so, sondern auch anderen in unserem Team von Hinz&Kunzt. Ein Kollege ist ganz aktiv als Flüchtlingshelfer, auch viele Obdachlose und Ex-Obdachlose engagieren sich. Und die Obdachlosen sind dadurch nicht ins Hintertreffen geraten. Sie waren es schon, bevor die Flüchtlinge kamen. Nur wird jetzt erst so richtig deutlich, was alles möglich ist, wenn eine ganze Stadt sich anstrengt. Hamburg hat, wie Bremen viele Tausende Menschen untergebracht. Mehr schlecht als recht, aber immerhin. Politiker, Behördenmitarbeiter, Mitarbeiter der Unterkünfte, Freiwillige – sie arbeiten bis an den Rand der Erschöpfung. Diese Meisterleistung unserer Städte begeistert mich. Und machen mich gleichzeitig ein bisschen neidisch. Warum wird das Thema Obdachlosigkeit nicht mit derselben Power angepackt? Ich komme mir schon vor …