Alle Artikel in: Ausgabe

#131 Halmerweg

Titelfoto: Wolfgang Everding / Hintergrundbild: Norbert Schmacke EDITORIAL: Wie wild ist der Westen? Liebe Leser:innen, also eines können wir Ihnen gleich schon sagen: Der Halmerweg war wirklich ein harter Brocken. Unzählige Male waren unsere Autor:innen und Fotograf:innen vor Ort, haben mit vielen freundlichen Menschen gesprochen, spannende Geschichten aufgetan – und immer, wenn es dann ernst wurde, wenn die erzählte Geschichte fotografiert und aufgeschrieben werden sollte, klappte irgendetwas nicht. Gesprächspartner:innen waren nicht mehr zu erreichen, Termine fielen ins Wasser, zum Teil war es wie verhext. So ist das aber manchmal, wenn man aus der innerstädtischen Komfortzone herausgeht – dorthin, wo keine berühmte Sehenswürdigkeit steht, wohin sich selten Tourist:innen verirren und wo einfach Menschen ihr Leben leben und das hinterher nicht unbedingt in einer Zeitschrift lesen wollen. Dann ist bei uns Kreativität gefragt und man muss ein bisschen um die Ecke denken. Unser Fotograf Torsten Schmidt etwa nahm sich einen Vormittag Zeit und fotografierte schlicht „ein paar Farbkleckse“, wie er sagt: Das bunte Leben im wilden Bremer Westen sehen Sie in unserer Bildstrecke (S. 18). Den echten …

#130 Sandstraße

Titelfoto: Tim Lachmann / Hintergrundbild: Beate C. Koehler EDITORIAL: Bremen beschaulich Liebe Leser:innen, selten fliegen einem die Geschichten so zu wie bei dieser Ausgabe. Aus dem Vor-Ort-Termin der Redaktion, bei dem wir eigentlich nur kurz die kleine Straße erkunden wollten, wurde ein zauberhafter Abend mit tollen Gesprächen und noch mehr Ideen – fast wie ein kleiner Kurzurlaub mitten in der eigenen Stadt. Vielleicht liegt es daran, dass wir vom Domshof aus starteten und uns die Schuldenuhr am anderen Ende der Sandstraße erst zum Schluss die Laune verdarb (S. 26). Oder an Domprediger Christian Naegeler, der uns zufällig über den Weg lief und sich nicht nur spontan Zeit für unsere Fragen nahm, sondern einige Tage später sogar bereit war, sich von uns beim sonntäglichen „Getting Ready“ fotografieren zu lassen (ab S. 14). Im Klostergarten hinter der Glocke hörten wir, wie sich gerade die Sopranistin für Mahlers 8. Sinfonie einsang – und fragten uns, wie Domkantor Tobias Gravenhorst eigentlich mit der legendär schwierigen Akustik im Dom zurechtkommt (S. 10). Und dann ist da ja auch noch Manufactum. …

#129 Am Fischbahnhof

Titelfoto: Norbert Schmacke / Hintergrund: Wolfgang Everding EDITORIAL: Nah am Wasser gebaut Liebe Leser:innen, gut zwei Jahre ist es her, dass wir die Hafenstraße in Bremerhaven besucht haben. Und vielleicht erinnern Sie sich noch: Wir haben damals versprochen wiederzukommen. Das lösen wir jetzt ein, mit einer Straße, die zwar wieder das Maritime im Namen trägt, aber doch für ein völlig anderes Umfeld steht. Wir waren nämlich am Fischbahnhof, der früher zentraler Umschlagplatz für den Handel mit Meerestieren war, den man heute aber eher als Eventlocation kennt. Wir haben uns mit der Kamera auf die Suche gemacht, wie viel Fisch es hier eigentlich noch gibt (Seite 16), aber natürlich wollten wir auch wissen, was hier heute sonst noch so alles passiert. Unsere erste Überraschung war, dass wir auf gleich mehrere Schauplätze von Wissenschaft und Technik gestoßen sind. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt unterhält hier etwa eine Forschungsstelle für die leider brandaktuelle Frage nach Sicherheitstechnik auf See. Was das bedeutet und wie es funktionieren kann, hat uns der kommissarische Leiter des Instituts im Interview erzählt …

#127 Sankt-Jürgen-Straße

Titelfoto: Norbert Schmacke / Foto im Hintergrund: Wolfgang Everding EDITORIAL: Auf dem Weg in die Klinik Liebe Leser:innen, die Sankt-Jürgen-Straße in der Östlichen Vorstadt ist vielen vor allem als Zufahrt zum Krankenhaus bekannt – und diese Beziehung von Haus und Straße ist wechselseitig kompliziert. Als die bis heute gelegentlich so genannte Klinik nämlich tatsächlich noch Sankt-Jürgen-Krankenhaus hieß, da lag sie noch an der „Krankenstraße“. Das hat sich später sozusagen umgedreht und führt bis heute manchmal zu Verwirrungen. Aber nicht nur in Sachen Namen prägt das Krankenhaus die Straße. Denn der millionenschwere Umbau des Klinikareals betrifft natürlich auch die Anrainer. Da ist zum Beispiel die alte Augenklinik, die gerade als Grundschule und Kita zu neuem Leben erwacht. Wir haben uns vor ein paar Jahren schon einmal dort umgesehen, wo heute Kinder durch die Gänge flitzen – und nehmen Sie gerne mit auf einen kleinen Ausflug in diese etwas unheimliche Interimszeit: als die Klinik nicht mehr da – aber auch noch nicht ganz weg war (Seite 16). Dass die Sankt-Jürgen-Straße aber natürlich nicht nur aus dem Krankenhaus …

#126 Woltmershauser Straße

Titelfoto: Norbert Schmacke / Foto im Hintergrund: Wolfgang Everding EDITORIAL: Einfach Pusdorf Liebe Leser:innen, es braucht eine besondere Beziehung zwischen Mensch und Raum, damit wer auf die Idee kommt, einem Stadtteil einen Spitznamen zu geben. Wie dieses Verhältnis in Woltmershausen ganz genau aussieht, können wir Ihnen zwar nicht erklären – aber ausgeprägt ist es auf alle Fälle. Denn hier, an der Woltmershauser Straße, sagt wirklich niemand Woltmershausen. Sondern Pusdorf. Aber auch abgesehen vom Namen haben wir ein Quartier kennengelernt, das wir so nicht erwartet hatten. Vor allem sind die Menschen auf eine Weise offen und herzlich, wie wir es nur selten bei unseren Recherchen erleben: „Wer seid ihr? Ach was! Könnt ihr mir auch gleich erzählen – kommt erst mal rein!“ So geht das hier. Und so haben wir wirklich eine Menge kennengelernt: einen Glaser und Ätzer, der wohl zu den letzten seiner Art gehört (S. 16), eine Journalistin, die um ein kriselndes Lokalblatt ringt (S. 22), eine Stickerei, die vor einer Weile noch in Aleppo stand (S. 26) – und nicht zuletzt fusionierende Kirchengemeinden …

#125 Schildstrasse

Titelfoto: Susanne Frerichs / Foto im Hintergrund: Norbert Schmacke EDITORIAL: Echte Kenner Liebe Leser:innen, es gibt eine Faustregel bei uns: Je bekannter die Straße, umso schwieriger die Themenfindung. Wie das kommt? Nun, wir wollen ja nicht immer nur das erzählen, was ohnehin schon jeder weiß. Wir suchen die Geschichten hinter den Fassaden – am liebsten solche, die noch nicht – oder jedenfalls nicht so – erzählt wurden. Das ist naturgemäß schwierig, wenn in einer Straße das Kulturzentrum Lagerhaus, das Figurentheater „Mensch, Puppe“ und das Theaterkontor liegen – und um die Ecke auch noch die legendäre Lila Eule. Aber wie immer haben wir uns unerschrocken jeder Herausforderung gestellt, von der das Interview mit einem Vampir (S. 16) vermutlich die gefährlichste war. Aber auch die Geschichte der Lila Eule (S. 12) zum Jubiläum ganz ohne Apo-Folklore zu erzählen, sondern rein über die Musik, ist gar kein so einfaches Unterfangen. Gut, wenn man echte Kenner:innen unter seinen Autor:innen hat. Im Lagerhaus selbst hat uns dann ausnahmsweise nicht interessiert, was auf der Bühne geschieht, sondern dahinter. Was bedeuten eigentlich …

#124 Am Deich

Titelfoto: Beate C. Koehler / Foto im Hintergrund: Wolfgang Everding EDITORIAL: Nah am Wasser gebaut Liebe Leser:innen, mit dieser Ausgabe der Zeitschrift der Straße haben wir es endlich mal wieder in die Neustadt geschafft – wenn auch nur an ihren Rand. Die Straße Am Deich liegt nämlich, wie der Name schon verrät, am Ufer der Weser und damit direkt an der Grenze zum alten Bremen. Einen Deich gibt es hier übrigens wirklich, was die kleine Straße wichtig für die ganze Stadt macht. Aber auch sonst ist die Straße sehr viel bekannter, als der doch sehr spärliche Durchgangsverkehr vermuten lässt. Weithin über den Fluss zu sehen ist etwa die Beck’s-Brauerei, der man gar nicht zutrauen würde, dass sich der große Komplex ganz am Ende einer kleinen Sackgasse versteckt. Wie gesagt: Viel Verkehr kommt hier wirklich nicht durch, aber an Zielen mangelt es nicht. Da wäre zum Beispiel das ehemalige Künstlerhaus am Deich, das seit Kurzem Künstler:innenhaus heißt. Warum das so ist und warum das nur wenig mit aktuellen Trends und Zeitgeisterei zu tun hat, haben wir …

#123 Rathaus

Titelfoto: Beate C. Koehler / Foto im Hintergrund: Wolfgang Everding EDITORIAL: Endspurt Liebe Leser:innen, dieses Heft fing ganz gemütlich an – und wurde dann doch noch zum schweißtreibenden Kraftakt. Wie das kam? Nun, wir haben diesmal sehr zeitig angefangen zu planen, damit wir diesen besonderen Ort, das Bremer Rathaus, auch mit der gebotenen Ausgeruhtheit würdigen können. Außerdem, so dachten wir, steht das Rathaus ja selbst ungerührt seit Jahrhunderten an Ort und Stelle – was soll also passieren? Also stiegen unsere Autor:innen und Fotograf:innen schon im Sommer in den spektakulären Dachstuhl (S. 8), vereinbarten früh einen Interviewtermin mit dem viel beschäftigten Bürgermeister Andreas Bovenschulte (S. 12) und machten sich kunsthistorisch fundierte Gedanken zu den Wandmalereien im Bacchuskeller (S. 24). Für die Fotostrecke aus besseren Zeiten (S. 16) stieg unser Bildredakteur Jan Zier tief ins Archiv – und kam ins Schwärmen. Aber dann kam es doch noch mal dicke: Weil ein Rathausheft einfach nicht auskommt ohne eines dieser besonderen hanseatischen Highlights, die dort jährlich stattfinden, besuchten wir Anfang Novem­ber – und damit schon mitten in der Layout- und Korrekturphase …

#122 Achterdiek

Titelfoto: Torsten Schmidt / Foto im Hintergrund: Nora Elbrechtz EDITORIAL: Gestern noch Stadtrand Liebe Leser:innen, die Chancen stehen ganz gut, dass Sie vor dem Blick in dieses Heft noch nie von Achterdiek gehört haben. Bei uns in der Redaktion ging es jedenfalls gleich mehreren Leuten so – und das passiert uns eher selten bei einer Straße dieser Länge. Es kann auch nicht daran liegen, dass hier nichts los wäre. Manchen ist hier sogar viel zu viel los: Entlang der Straße wurden immer neue Wohngebiete und Büroflächen erschlossen, ohne dass sie verkehrstechnisch entlastet wurde. Zu den Anlieger:innen kommen weitere, denen Achterdiek als Schleichweg durch den Bremer Osten dient. Auf unseren eigenen Touren haben wir uns wie immer nach möglichst unterschiedlichen Geschichten umgesehen – und das auch mit Erfolg. Zum Beispiel haben wir uns beim Blick auf den Golfplatz gefragt, was eigentlich dran ist an den Vorurteilen vom Reiche-Leute-Sport. Und siehe da: Zumindest hier stimmt das gar nicht (S. 8). Mit der Kamera unterwegs waren wir bei der Hundeschule und haben deren vierbeinige Gassi-Azubis bei der Arbeit beobachtet (S. …

#121 Contrescarpe

Titelfoto: Wolfgang Everding / Foto im Hintergrund: Kim Mayer EDITORIAL: Ins grüne Herz der Stadt Liebe Leser:innen, Bremen hat 4.455 Straßen, Wege und Plätze. Nicht alle sind so berühmt wie die Böttcherstraße, deren Name eine richtige Marke im touristischen Portfolio des Stadtstaates ist. Wo hingegen etwa Kribiweg oder Korbweide liegen, müssten Sie wahrscheinlich erst mal erklären, wenn Sie sich dort verabreden wollten. Mit der Contrescarpe, um die sich unsere aktuelle Ausgabe dreht, ist es kompliziert. Im Uniseminar, dem Sie und wir dieses Heft verdanken, war der Name zumindest ein Begriff, den genauen Verlauf allerdings hatten wir auch nach mehreren Wochen noch nicht so hundertprozentig drauf, weil die Straße zwischen Hauptbahnhof und Altstadt zwar ziemlich prominent liegt, hier aber doch eigenwillige Wege einschlägt. Die meisten reden ohnehin eher von „den Wallanlagen“ und diesem „Zickzackweg“ am Ufer des alten Stadtgrabens. Und eben hier waren die Studierenden nun unterwegs und haben zwischen viel Geschichte nach Geschichten gesucht, die es zu erzählen gilt. Und sie haben auch welche gefunden, wie etwa beim Teppichhändler Abnussi, dessen wohl bestes Geschäft wirtschaftlich …