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DIESES VERDAMMTE WOCHENENDGEFÜHL

Freitagnachmittag. Das Wochenende steht bevor. Für Unzählige das rettende Ufer nach einer strapaziösen Arbeitswoche. Sie alle arbeiten auf das Wochenende hin. Unternehmungslust oder Ruhezeit stehen auf dem Plan. Obdachlose sind in der Woche auch eher rastlos, versuchen durchzukommen, eine ebenso stressige Woche, aber nicht unbedingt mit der Hoffnung verbunden, ein tolles Wochenende zu haben. Wochenende bedeutet für sie oft Leere: eine trostlose, fast menschenleere Bremer Innenstadt, unterbrochen nur vom Lärm der Discothekenbesucher am Wochenende. Man muss die Zeit rumbringen, irgendwie diesen Wochenendtrip wieder überstehen. Und für einige der Betroffenen endet das Wochenende im Vollrausch, um zu vergessen. Das Wochenende auf der Straße zeigt sich oft monoton, doch nicht nur das. „Du ahnst, es war nicht das letzte Wochenende auf der Straße. Unzählige werden folgen. Wieder alles auf Null. Am liebsten das Wochenende überspringen, beiseiteschieben, um direkt zum Montagmorgen zu kommen, denkst du.“ Diese Gefühle kennen viele Obdachlose. Irgendwann am Wochenende erfasst es jeden. Das melancholische Loch ist vor allem auf der Straße tief. Menschen, die dort leben, haben keine räumliche Ausweichmöglichkeit, keinen emotionalen Fluchttunnel. Überempfindlichkeit …

UNSERE LOSUNG FÜR 2017

Seit über 25 Jahren engagieren sich Straßenmagazine weltweit für einige der schwächsten, verwundbarsten und am stärksten diskriminierten Mitglieder der Gesellschaft. Nicht zufällig entstanden die ersten Straßenmagazine, als die marktradikalen Reformen von Präsident Reagan (US) und Premierministerin Thatcher (GB) ihre volle Wirkung entfalteten. Das Prinzip der Solidarität von Gemeinschaft wurde durch das Prinzip des Wettbewerbs aller gegen alle ersetzt. Und dieser Wettbewerb kennt viele Verlierer. Derzeit wird das gesellschaftliche Klima nochmals deutlich rauher und kälter. Immer mehr populistische Spalter kommen an die Macht, profilieren sich durch Hetze gegen Verlierer und Schwache und ermutigen ihre Anhänger teils ganz offen zu gewalttätigen Übergriffen gegen jene. In solchen Zeiten ist es umso wichtiger, dass wir – die Straßenmagazine – uns vor die Ausgegrenzten, Beschimpften und Angegriffenen stellen, dass wir uns unsere eigene Humanität bewahren und mit gutem Beispiel vorangehen. In einer harten Welt sein weiches Herz zu zeigen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Mut. Das Team der Zeitschrift der Straße wird auch 2017 wieder mutig sein!   Text: Michael Vogel

DER ZEITSCHRIFT-DER-STRASSE-VIDEOCLIP

In unserem neuen Videoclip kommen zehn unserer Aktiven zu Wort. Sie beschreiben, wie aus ihrer Sicht die Zeitschrift der Straße ihren Anspruch einlöst, zugleich ein Medienprojekt, ein Sozialprojekt und ein Lernprojekt zu sein. Auf dreierlei Weise schafft die Zeitschrift der Straße damit gesellschaftliche Rendite.   Videoproduktion: Fabian Giering Konzeption & Foto: Michael Vogel  

WEIHNACHTSWÜNSCHE VON OBDACHLOSEN

Das Team des Hamburger Sozialprojekts Straßenblues hat obdachlose Menschen nach ihren Weihnachtswünschen befragt und das Video daraus gemacht. Die geäußerten Wünsche sind bescheiden: eine neue Jacke (Benjamin, 39), eine große Reisetasche „für das ganze Gerümpel“ (Raffi, 35), Jacke und Schuhe (Zafir, 35), ein großer Rucksack und eine Isomatte (Maribo, 66) und eine Wolldecke für den Hund (Rolf, 70). Mit dem Video sollen Schenkerinnen und Schenker gefunden werden, die diese Wünsche erfüllen möchten. Eine schöne Idee, die wir auch in Bremen verfolgen sollten.     Das Video erfüllt aber noch einen weiteren und vielleicht wichtigeren Zweck. Es zeigt obdachlose Menschen aus einer Nähe, die für Passanten auf der Straße kaum erreichbar ist. Als Betrachter fragt man sich unwillkürlich, wieso diese Menschen wohl auf der Straße gelandet sein mögen und wie sie unter solchen Umständen leben können. Das Video weckt Mitgefühl für Menschen auf der Straße und Interesse an ihnen. Damit ist viel gewonnen, denn Mitgefühl und Interesse sind gute Voraussetzungen für Hilfsbereitschaft und Solidarität. Auch unsere Bremer Zeitschrift der Straße verfolgt als Lernprojekt für Studierende dieses …

Zynischer Kontrast: I love Bremen

DAS MÜSSEN WIR HINKRIEGEN – FÜR ALLE!

Gastbeitrag von Hinz&Kunzt, Hamburg: Freunde fragen mich manchmal, ob es mich frustriert, wenn sie oder andere sich jetzt intensiv für Flüchtlinge engagieren – und die Obdachlosen so ins Hintertreffen geraten. Nein, dass sich so viele um die Neuankömmlinge kümmern und offen für sie sind, finde ich richtig toll. Das macht mir Mut für die Zukunft. Das geht übrigens nicht nur mir so, sondern auch anderen in unserem Team von Hinz&Kunzt. Ein Kollege ist ganz aktiv als Flüchtlingshelfer, auch viele Obdachlose und Ex-Obdachlose engagieren sich. Und die Obdachlosen sind dadurch nicht ins Hintertreffen geraten. Sie waren es schon, bevor die Flüchtlinge kamen. Nur wird jetzt erst so richtig deutlich, was alles möglich ist, wenn eine ganze Stadt sich anstrengt. Hamburg hat, wie Bremen viele Tausende Menschen untergebracht. Mehr schlecht als recht, aber immerhin. Politiker, Behördenmitarbeiter, Mitarbeiter der Unterkünfte, Freiwillige – sie arbeiten bis an den Rand der Erschöpfung. Diese Meisterleistung unserer Städte begeistert mich. Und machen mich gleichzeitig ein bisschen neidisch. Warum wird das Thema Obdachlosigkeit nicht mit derselben Power angepackt? Ich komme mir schon vor …

VerkäuferInnen der Zeitschrift der Straße

KAUFEN STATT ALMOSEN GEBEN

Viele Bremerinnen und Bremer kennen inzwischen die Zeitschrift der Straße. Und wer eine Ausgabe durchgeblättert und gelesen hat, der weiß: Es lohnt sich. Unser Magazin bietet ungewöhnliche Einblicke in diese Stadt und Geschichten von Menschen, über die sonst niemand schreibt. Dennoch passiert es immer wieder, dass Passanten unseren Verkäufern keine Zeitung abkaufen, sondern ihnen einfach eine Münze zustecken. Das mag nett gemeint sein, doch es degradiert unsere Kollegen auf der Straße (sicherlich ungewollt) zu Almosenempfängern. Wir vom Projekt Zeitschrift der Straße wollen eine Alternative zum „Schnorren“ schaffen. Wir wollen, dass bedürftige Menschen selbstbewusst ein publizistisches Qualitätsprodukt anbieten und so positive Begegnungen, Gespräche und Erfahrungen entstehen. Und zwar auf Augenhöhe. Zehntausende Exemplare der Zeitschrift der Straße wurden bereits verkauft, Zehntausende Kontakte geschaffen zwischen besser situierten und häufig ausgegrenzten Menschen. Deshalb appellieren wir an Sie, liebe Leserinnen und Leser: Statt Almosen zu geben, kaufen sie weiterhin die neuesten Ausgaben bei unseren Verkäufern. Wenn Sie ihnen ansonsten etwas Gutes tun wollen, dann helfen Sie mit der wirksamsten Werbung der Welt: Erzählen Sie in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis von …

LOGO ALS ZEICHEN FÜR TOLERANZ

Das Logo der Zeitschrift der Straße, was stellt es dar? Abstrakte Grafik? Oder 7. auf dem Kopf stehend mit einer römischen II auf der Seite liegend („7. Februar“)? Oder ein stilisiertes Z und ein Gleichheitszeichen („Die Zeitschrift setzt sich für Gleichheit ein“)? Oder ein stilisiertes Z über Fahrbahnbegrenzungen („Zeitschrift + Straße“)? Oder ein Gesicht mit Auge, Nase und Mund („Die Zeitschrift zeigt das Gesicht der Straße“)? Oder die Bremer Stadtmusikanten mit Punkt = Hahn, Winkel = Katzenbuckel und zwei Strichen = Hund und Esel? Dies und mehr haben Menschen im Logo der Zeitschrift der Straße schon gesehen. Auch der Designer unseres Logos, Glen Swart, mochte sich nicht auf eine einzige Deutung festlegen, wie seine Skizzen zeigen. Vielmehr spielte er mit Bedeutungsverschiebungen, indem er das Logo unterschiedlichen Kontexten aussetzte (siehe unten). Mehrdeutigkeit ist wohl eine der Stärken des Symbols, das seit Anfang 2015 die Titelseite jeder Ausgabe ziert. Unsere studentischen Redakteurinnen und Redakteure müssen mit Mehrdeutigkeit umgehen, wenn sie über Straßen und Orte recherchieren und Beobachtungen, Erlebnisse und Begegnungen in Artikeln und Bildern verarbeiten. Und Mehrdeutigkeit …