Hintergrundfoto: Open Grid Scheduler/Grid Engine/flickr.com
EDITORIAL: Ein Elefant wird erkundet
Irgendwas mit Kolonialismus in Bremen sollten wir machen, haben sie uns an der Uni Bremen gesagt, denn: Das war ihr Schwerpunkt in den Kulturwissenschaften, in diesem Sommersemester. Nun, da gibt es viele Orte in Bremen, die einem einfallen, wenn es um die „Dekolonisierung der Stadt“ geht (so hieß das wissenschaftsoffiziell). Aber eigentlich ist es nur einer, der wirklich heraussticht: der Elefant im Nelson-Mandela-Park hinter dem Hauptbahnhof.
Also haben wir uns erst mal einen ganzen Tag lang da herumgedrückt, um zu sehen, was so passiert (Seite 8). Haben die Leute überhaupt eine Ahnung, was es mit dem riesigen Viech auf sich hat? Nicht unbedingt, wie auch unser Besuch im Hermann-Böse-Gymnasium zeigt, wo man dem einstigen „Reichskolonialehrendenkmal“ zwar ganz nahe, dann aber doch weit weg ist (Seite 18).
Das zeigt auch ein Gespräch, das wir mit Gudrun Eickelberg geführt haben, die sich seit Jahren schon um den Elefanten kümmert (Seite 16). Dabei wird ganz in der Nähe neuerdings rege geforscht und in der eigenen Vergangenheit gewühlt (Seite 12).
Andererseits finden auch wir, bei aller Liebe zur Uni, mit deren Student:innen wir nun dieses Heft auf die Beine gestellt haben: Es kann nicht immer nur um die dunkle Vergangenheit gehen! Man muss auch mal raus – manchmal auch jeden Tag, wie die 128.000 Menschen, die täglich nach Bremen pendeln (Seite 26). Und dann ist da noch ein wichtiges Anliegen, das den Nelson-Mandela-Park betrifft, aber ganz besonders auch unsere Verkäufer:innen: ein öffentlicher Trinkwasserbrunnen (Seite 22).
Viel Vergnügen beim Lesen wünschen Philipp Jarke, Jan Zier
und das ganze Team der Zeitschrift der Straße
Online Artikel: Das übersehene Leid
Neben dem Elefanten steht ein kleines Mahnmal – das bundesweit einzige seiner Art, das an den Völkermord an den Herero erinnert.
