Ausgabe

#67 JUGENDKNAST

EDITORIAL: Abschied und Reintegration

Ein wenig Wehmut und ein Neuanfang liegen über diesem Heft. Denn der geschätzte Kollege Philipp Jarke scheidet – schnüff! – aus der Chefredaktion aus. Dafür kommt – tatatata! – nun die ebenso geschätzte Tanja Krämer zurück, die diese wunderbare Aufgabe ja früher schon mal übernommen hatte.

Dies also ist das letzte Heft in der alten Besetzung und doch ist es ganz anders entstanden als die anderen. Es entspringt einer Kooperation mit zwei anderen Straßenzeitungen, dem „Jerusalëmmer“ aus Neumünster und dem „Asphalt“ aus Hannover. Deshalb lesen Sie hier auch lauter Interviews. Zusammen mit den Kollegen durften wir in den letzten Monaten mehrmals in den Jugendknast in Oslebshausen einfahren. Dort konnten wir uns lange mit zwei Insassen unterhalten, Asouad (Seite 8) und Steven (Seite 22), die uns ihre Geschichten erzählten und ihre Sicht auf das Gefängnis. Und auch sonst haben wir ein paar Bewohner in ihren Einzelzimmern besucht (Seite 12). Außerdem sprachen wir mit Karena Bruns (Seite 18), die als Justizvollzugsbeamtin genau dort arbeitet, wo sonst keiner hinwill und wo sie von ihren Klienten nicht immer freundlich empfangen wird. Sie ist diesmal die einzige Frau in dieser notgedrungen etwas männerlastigen Ausgabe.

Es gibt natürlich auch Leute, die der Idee anhängen, die Welt könnte ohne solche Gefängnisse für junge Menschen auskommen. Einer von ihnen ist der emeritierte Bremer Jura-Professor Johannes Feest (Seite 26), den wir in seiner Studierstube trafen, um genau darüber mir ihm zu debattieren.

Viel Vergnügen beim Lesen wünschen Jan Zier, Philipp Jarke
und das ganze Team der Zeitschrift der Straße

Aus dem Inhalt:

08 „Da war reine Leere“

Asouad, der wegen Brandstiftung einsitzt, spricht über seine Flucht aus Syrien und den Versuch, ein besserer Mensch zu werden

12 Zehn Quadratmeter Einsamkeit

Das Leben hinter Gittern ist vor allem eins: einsam. Wie fühlt es sich an, seine Zeit, mit wenigen Ausnahmen, allein in der Zelle zu verbringen?

18 „Ich habe ein dickes Fell“

Karena Bruns arbeitet seit Langem im Jugendvollzug. Ein Gespräch über Leidenschaft, Vertrauen, Erziehung und Erfolg

22 „Wir haben ihn etwas zurechtgestutzt“ (online lesen)

Steven ist das, was man gemeinhin einen Intensivtäter nennt. Niemand habe ihn in der Hand, sagt er. Trotzdem war das Gefängnis für ihn die „Rettung“

26 „Eine einzige Peinlichkeit“

Der Kriminologe Johannes Feest möchte Gefängnisse am liebsten abschaffen. Ein Gespräch über Erziehung durch Zwang, Strafmündigkeit und die Illusion der Resozialisierung

Hintergrundbild: Sascha Olitzka/flickr.com