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VERKÄUFER IM RAMPENLICHT: PANAYIOTIS VON SHEDIA, ATHEN

SHEDIA/Athen: Panayiotis Triantafillidis, 35 Jahre alt, ist ein griechisches Mitglied der Roma, dessen Leben sich verändert hat, indem er die Zeitung Shedia in Athen verkauft hat. In diesem Artikel erklärt er, wie er, erst nachdem er das Lesen gelernt hatte, wirklich verstand, was Shedia war. Jetzt kann er gar nicht mehr aufhören, das Magazin zu lesen, das er selber verkauft und das ihm geholfen hat eine Wohnung zu mieten.

Ich komme aus Istiataia (einer Stadt im Norden der griechischen Insel Evia), ich wurde in Athen geboren und lebte die meiste Zeit in der Gegend von Aspropyrgos. Ich bin ein griechischer „Gypsy“ und das hat mir viele Probleme bereitet im Leben. Mein Vater war ein Marktverkäufer und ich habe ihm bei vielen Arbeiten geholfen. Als er 2008 gestorben ist, brach es uns allen das Herz. Es ist so lange her und ich kann es immer noch nicht glauben.

Ich wollte unbedingt von Zuhause weg, aber ich konnte nicht, weil ich mich um meine Mutter kümmern musste. Sie war sehr streng. Sie wollte nicht, dass ich abends auf den Straßen herumlaufe, weil sie Angst hatte, ich könnte Ärger mit der Polizei bekommen. Es ist normal dass uns „Gypsys“ Rassismus entgegengebracht wird. Eines Tages hab ich dann  gesagt, ich laufe von Zuhause weg und komme nicht wieder. Seit ich ein Kind war, habe ich davon geträumt mein eigenes Zuhause zu haben, aber ich konnte es mir nie leisten, weil ich keine geregelte, stabile Arbeit hatte.

Als ich jung war, hatte ich einen Unfall und habe alle Zähne verloren. Das machte es für mich schwer einen Job zu finden, weil die Leute mich sahen und dachten, ich wäre ein Drogenabhängiger. Als ich zu einem Ort namens Renti ging (ein Arbeiterviertel), lernte ich die Nachbarschaft kennen und die Leute mochten mich. Ich habe mich um Hunde gekümmert, sie gefüttert und den Nachbarn geholfen. Eine Frau ließ mich in ihrem Haus bleiben und erlaubte mir ein Bad zu nehmen und dort zu schlafen.

Später zog ich ins Stadtzentrum. Ich hatte keine beständige Arbeit, aber ich hatte etwas Geld von einer Aushilfsstelle in einem Kiosk in Syntagma Square. Im Gegenzug gab mir der Besitzer Essen und ein bisschen Geld. Aber ich hatte keine Freunde, ich war sehr einsam.

Eines Tages fielen mir ein paar Leute mit roten Westen auf, die ein Magazin verkauften (die Straßenzeitung Shedia), aber ich wusste nicht richtig, was es war, weil ich nicht lesen konnte. Ich war nie in der Schule gewesen. Einmal hat mich meine Mutter hingeschickt, aber die anderen Kinder haben mich geschlagen und mir mein Geld gestohlen, so bin ich nie wieder hingegangen.

Ich fragte einen Verkäufer über die Straßenzeitung aus. Er erzählte mir was es war und wie es funktionierte, aber ich verstand die ganze Sache nicht ganz.

In der Zwischenzeit arbeitete ich auf einem Friedhof. Erst hatte ich Angst, doch nach einer Weile habe ich mich dran gewöhnt. Es gab eben nämlich Zeiten wo ich sehr hungrig war und keinen einzigen Cent für Essen hatte.

Einmal traf ich eine Gruppe von Polizisten, die mich mochten und mir halfen, aber ihre Haltungen waren ziemlich extrem. Sie haben mein Denken beeinflusst und bewirkten, dass ich mich feindlich gegen Asylsuchende und Migranten fühlte und mich rassistisch den Menschen gegenüber verhielt. Aber glücklicherweise verstand ich sehr schnell, dass das falsch war. Ich habe meine Aktionen bereut, war enttäuscht von mir selbst. Ich habe niemals von mir gedacht, dass ich so sein und denken könnte.

Eines Tages, als ich die Hauptstraße von Athen entlanglief, traf ich eine große Versammlung vor einem Gebäude (eine Hilfsstelle für Migranten). Ich fragte, ob ich auch mitmachen könne und sie sagten mir, dass sie alle Menschen akzeptieren. Das war der Zeitpunkt, wo ich meine Einstellung komplett änderte. Ich bemerkte, was ich falsch gemacht habe und wie viel Gutes dabei verloren geht. Mit der Hilfe eines privaten Lehrers lernte ich schnell lesen und schreiben.

Eines Tages sah ich wieder jemanden mit einer roten Weste auf der „Shedia“ stand. Ich fragte wieder nach. Ich habe in der Zwischenzeit gelernt und verstand jetzt besser. Ich besuchte die Büros, redete mit den Menschen und alles wurde mir im Detail erklärt. Diesmal war ich richtig heiß darauf, anzufangen. Kurz danach bekam ich einen Anruf und wurde ins Büro eingeladen. Mir wurde die rote Weste gegeben und meine ersten 10 kostenlosen Kopien. Am ersten Tag ging ich schnell zu meinem Platz und wartete bis es Zeit für mich war, meinen neuen Job zu beginnen. Es war ein unglücklicher Tag, meine Tasche wurde gestohlen, doch ich gab nicht auf.

Ich sah, dass die Dinge sich schnell begannen zu verändern und ich war sicher, dass ich es schaffen würde. In zwei Monaten hatte ich mir eine kleine Summe Geld gesammelt und habe mir sofort meine eigene kleine Wohnung gemietet. Kurz danach halfen mir die Leute vom Straßenmagazin, meine Zähne machen zu lassen. Ich war so glücklich und hatte die Energie noch mehr Zeitschriften zu verkaufen. .Als ich heimkam, dachte ich vor dem Einschlafen an Shedia und die Leute, die mir diese Möglichkeit gaben. Jetzt, wo ich lesen kann, kann ich nicht aufhören jede Seite des Magazins zu lesen.

Natürlich gibt es auch manche Leute, die das Magazin nicht mögen und viele schlechte Sachen über uns sagen. Das Schlimmste, was mal jemand zu mir sagte ist, dass wir betteln würden. Ich fühlte mich peinlich berührt, aber ich verstand dass nicht jeder verstehen konnte, wie wichtig es für mich ist – und wie es mir geholfen hat.

Die Leute lernen uns jetzt immer besser kennen und ich bin sehr froh darüber. Die Menschen können sehen, wie ich mich verändert habe. Sogar wenn ich es eines Tages schaffe, einen anderen Job zu finden, möchte ich Shedia nicht verlassen. Ich möchte sicher gehen, dass ich ein bisschen Zeit haben werde, die Zeitung zu verkaufen. Manchmal hab ich Probleme damit, meine Miete zu bezahlen, aber ich gebe nicht auf. Die Menschen fragen mich Dinge über die Leute von Shedia und was ich antworte ist, dass ich mit der Zeitung auch eine zweite Familie gefunden habe. Wir unternehmen viele Dinge zusammen und ich bin sehr froh, sehr stolz und glücklich dass ich Teil dieser Familie bin.

Wenn es Shedia nicht gegeben hätte, wäre ich ein Landstreicher. Durch Shedia habe ich all meine Träume wahr gemacht, die ich seit meiner Kindheit hatte. Und jetzt kann ich weiter träumen.

Text und Fotos: Shedia. Mit freundlicher Genehmigung des INSP Nachrichtendiensts www.INSP.ngo / Shedia. Übersetzung vom Englischen ins Deutsche von Anne Winterhager

#31 Westerdeich

Hintergrundfoto: Antonio Ponte/flickr.com

EDITORIAL: Alles im Fluss

Als unsere Redaktion sich für die kleine Straße Westerdeich links der Weser entschied, waren einige unserer Autoren unsicher: Kann man in einer so beschaulichen Ecke Bremens spannende Geschichten finden?

Ein wenig Recherche zeigte: Wie so oft täuschte der erste Eindruck. Allein die Historie dieses Ortes liest sich wie ein Roman. Der Westerdeich war bis in die 1960er-Jahre ein Anziehnungspunkt für Sonnenhungrige und Erholungssuchende aus der ganzen Stadt. Mit einem Sandstrand, der ganze sechs Kilometer lang war, konnte auch der Osterdeich nicht mithalten. Unser historisches Foto gibt einen Eindruck davon, was hier bei gutem Wetter im Sommer los war.

Doch die Zeiten änderten sich. Der Sand musste dem Neustädter Hafen weichen, die zahlreichen Kneipen, Wirtschaften und die Badeanstalt wurden vom expandierenden Holzhandel verschluckt. Zurück blieben eine kleine Straße am Deich mit schöner Aussicht auf die Weser – und ihre bunt gemischten Bewohner.

Wir trafen Alteingesessene wie den ehemaligen Matrosen Hermann Brandt, den die vorbeiziehenden Schiffe auf eine lukrative Geschäftsidee brachten (S. 20). Einen Wegeobmann im Kleingärtnerverein, der die meiste Zeit seines Lebens auf einer Parzelle verbrachte, die er nun dem Hochwasserschutz opfern muss (S. 24). Und eine junge Frau, die sich mit Kickboxen ihren Platz in der Welt erkämpft (S. 8). Diese und einige weitere Themen finden Sie in dieser Ausgabe.

Haben Sie Kritik oder Anregungen? Wir freuen uns über Leserbriefe unter redaktion@zeitschrift-der-strasse.de.

EIN SCHNACK MIT STEFAN

#31 WESTERDEICH – Über einen Umweg kam er zur Bildhauerei, durch einen guten Freund zur Zeitschrift der Straße

 

Ich bin in Tenever aufgewachsen, zusammen mit meiner Schwester. Als ich elf Jahre alt war, ist unsere Mutter abgehauen und hat den Kontakt zur Familie abgebrochen. Zwei Jahre später ist dann unser Vater gestorben.

Meine Schwester und ich wohnten erst für ein halbes Jahr bei unseren Großeltern, danach ein Jahr bei einer Pflegefamilie. Aber das war nur für den Übergang, bis wir einen Platz im Heim bekamen: in Alten Eichen in Huchting. Dort habe ich mit acht anderen Jugendlichen in einer Wohngruppe gelebt.

Nach der Schule habe ich als Lagerist gearbeitet, über eine Zeitarbeitsfirma. Ich hatte immer nur kurze Verträge, die brauchten halt nur neue Leute, wenn dort besonders viel los war. Nach einem Jahr habe ich damit aufgehört. Was ich dann gemacht habe? Ich habe Dinge verkauft, von denen ich lieber die Finger gelassen hätte. War keine gute Idee. Nach einiger Zeit haben sie mich erwischt. Das war’s dann.

Im Gefängnis hab ich in der Bildhauerwerkstatt gearbeitet. Das war genau das Richtige für mich. Zwei professionelle Bildhauer kamen regelmäßig in die Anstalt und haben uns angelernt. Mit der Zeit konnte ich dann richtige Skulpturen anfertigen, aus Stein und Holz. Zum Beispiel habe ich einen Wal aus Stein gehauen, ein anderes Projekt war eine Bank. Die Sachen wurden verkauft und in der Stadt aufgestellt. Mein letzter Auftrag war, kleine Tonfiguren für Beamte anzufertigen, die in Pension gingen – als Abschiedsgeschenk.

Künstlerische Arbeit liegt mir, das habe ich von meinem Vater. Als ich fünf oder sechs Jahre alt war, hat er viel mit mir gemalt. Als ich etwas älter war, haben wir gemeinsam Glas graviert oder mit dem Lötkolben auf Holz gemalt. Derzeit zeichne ich viele Graffitis (auf Papier, nicht auf Wänden!) und Mangas: Drachen, Wikinger, Frauen, keltische Symbole.

Mein Traum ist, eine Ausbildung zum Bildhauer zu machen. Vielleicht wird das eines Tages noch mal was. Derzeit muss ich mich mit Zeichnen begnügen, mein Zimmer ist zu klein für eine Werkstatt, außerdem sind die Werkzeuge teuer, die Hämmer, Meißel, Feilen, auch das Material.

Zur Zeitschrift der Straße bin ich durch Bommel gekommen. Er ist ein guter Freund von mir, wir kennen uns schon ewig. Bommel verkauft die Zeitschrift schon länger und hat mich mal mitgenommen. Seit einem Jahr stehen wir beide am Hauptbahnhof, entweder beim Edeka oder bei den Parkautomaten. Wir wechseln uns da ab. Am Parkautomaten gibt es mehr Trinkgeld, dafür kaufen die Leute am Supermarkt mehr Zeitschriften. Da sind viele Stammkunden dabei, von der swb und sogar ein Polizist.

Apropos Polizei: Neulich hat am Bahnhof ein verwirrter Mann einen Betonklotz in eine Autoscheibe geschmissen. Ich habe ihn beobachtet und die Polizei gerufen. Ein paar Straßen weiter haben sie ihn geschnappt. Muss ja nicht sein, so was.

Protokoll und Foto: Philipp Jarke

SPENDE DEIN PFAND!

HINZ&KUNZT / Hamburg: Aufmucken lohnt sich! Nach unseren Berichten und den Protesten unserer Leser ist Flaschensammeln am Hamburger Flughafen nicht mehr verboten. Noch besser: Ab sofort arbeiten drei Hinz&Künztler dort als professionelle Leergutbeauftragte.

Mein Bild von Flaschensammlern hat sich um 180 Grad gewendet“, sagt Mercedes Lazar-Heubel. Die 33-Jährige betreut am Flughafen Hamburg das Projekt „Spende dein Pfand“, bei dem seit September Fluggäste vor dem Abflug ihre ausgetrunkenen Pfandflaschen spenden statt wegwerfen können. Heute ist die Projektleiterin voller Verständnis für die Menschen, die sich meistens unauffällig durch die Terminals bewegen und in den Mülleimern nach Pfandflaschen suchen: „Eigentlich spricht gar nichts dagegen“, sagt sie. „Ich habe gemerkt, dass diese Menschen einfach darauf angewiesen sind.“

Noch vor einem halben Jahr sah sie das ganz anders: „Ich habe mich wirklich gestört gefühlt, wenn ich das gesehen habe“, räumt Lazar-Heubel ein. Sie habe wie so viele das Elend nicht sehen wollen und hätte die schwierige Situation der Flaschensammler nicht verstanden. Damals war am Flughafen das Sammeln auch noch verboten. Das sollte einen „ungestörten Betrieb“ gewährleisten und den Fluggästen einen „angenehmen Aufenthalt“ ermöglichen, hieß es. Wer wiederholt gegen das Verbot verstieß, musste mit einer Anzeige rechnen. 97-mal zeigte die Flughafenverwaltung im Jahr 2014 Flaschensammler an.

Online-Petition mit überwältigender Beteiligung

Ein Unding, fanden wir bei Hinz&Kunzt. Unser Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer startete eine Onlinepetition gegen dieses Vorgehen. 57.000 Menschen unterzeichneten innerhalb von nur drei Tagen. Das hätten selbst wir nicht erwartet – und die Verantwortlichen am Flughafen erst recht nicht. „Erst durch die Petition ist uns bewusst geworden, dass wir ein Problem haben“, sagt Lazar-Heubel. Aber dann war klar, dass etwas geschehen musste.

Die Petition war der Anfang einer Erfolgsgeschichte. Das Flaschensammelverbot hob der Flughafen danach rasch auf. Zunächst für eine Testphase, dann dauerhaft. „Es gibt von ein paar Ausnahmen abgesehen eigentlich keine Probleme“, sagte uns Johannes Scharnberg vom Flughafenmanagement im April. Inzwischen hat seine Mitarbeiterin Lazar-Heubel im Ankunftsbereich Pfandregale aufhängen lassen, damit die Sammler nicht mehr im Dreck wühlen müssen. Zwischen Hinz&Kunzt und dem Airport haben viele Gespräche stattgefunden. Zunächst waren wir skeptisch, doch schnell wurde uns klar, dass alle Beteiligten an einer sinnvollen Lösung des Konflikts interessiert waren. Mercedes Lazar-Heubel hatte längst den Kontakt zu anderen Flughäfen gesucht, die bereits Konzepte im Umgang mit Flaschensammlern ausprobiert haben.

Im Mai flogen wir nach Stuttgart, um uns das Projekt „Spende dein Pfand“ anzusehen. Vor den Eingängen zu den Sicherheitskontrollen stehen dort große Sammelbehälter aus Plexiglas, in die die Passagiere ihre Flaschen werfen können. Mit in den Abflugbereich dürfen sie die ja ohnehin nicht nehmen. 302.000 Flaschen und Dosen landeten 2014 in diesen Behältern. Pfand im Wert von 61.500 Euro. Bilanz steigend: „Bislang liegen wir 2015 deutlich über den Vorjahreszahlen“, sagt der Stuttgarter Flughafensprecher Johannes Schumm zufrieden.

Das diene zum einen dem Umweltschutz, erklärt Alexis Hanke von der Uni Hohenheim. Schließlich können die Flaschen so recycelt werden und landen nicht auf der Müllkippe. Hanke hat sich das Konzept zusammen mit seinen Studenten ausgedacht. Doch was tun mit dem gesammelten Pfandgeld? Erst hat sein Seminar überlegt, es an wohltätige Organisationen zu spenden. Doch dann kam den Studenten eine bessere Idee: Langzeitarbeitslose sollten für die Leerung der Pfandbehälter und die Sortierung der Flaschen eingestellt werden. Ihr Gehalt könnte durch das gesammelte Pfand finanziert werden.

Vorbild Stuttgart

Ausgedacht, umgesetzt: Seit Herbst 2013 läuft das Projekt in Stuttgart erfolgreich in Zusammenarbeit mit der örtlichen Straßenzeitung Trott-war. Auch in Köln wird seit Mai so Pfand gespendet. Vier Menschen sind in Stuttgart fest als professionelle Flaschensammler angestellt. „Wir schaffen die Chance für jemanden, auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen“, sagt Hanke sichtlich stolz. „Das ist eine tolle Symbiose.“

Im Flugzeug zurück war uns schnell klar, dass wir uns das auch für Hamburg wünschen. Langzeitarbeitslose, die unbedingt wieder einen festen Job haben wollen, kennen wir schließlich eine Menge. Und auch beim Hamburger Flughafen kam die Idee gut an. „Spende dein Pfand“ heißt es seit September auch hier. „Wir freuen uns riesig, dass wir zusammen mit Hinz&Kunzt ein sinnvolles Projekt umsetzen können“, sagt Lazar-Heubel. Auch Stephan Karrenbauer ist begeistert: „Für uns ist es die schönste Geschichte des Jahres: dass ein so schwieriger Konflikt beendet wird – und drei Menschen einen Arbeitsplatz bekommen. Das motiviert auch unser ganzes Team.“ Die Stimmung ist gekippt – ins Positive.

Hinz&Künztler als Leergutbeauftragte eingestellt

Am meisten freut das die Drei, die nun endlich wieder einen festen Job haben. Da ist Jaroslaw, der bis vor kurzem noch in einer Hütte direkt neben S-Bahn-Gleisen gewohnt hat. Geld verdiente er mit dem Verkauf von Hinz&Kunzt und Flaschensammeln. „Ich bin ein Profi“, sagt er grinsend und zeigt den Greifarm, mit dem er sammelt. Für ihn ist die Anstellung der Beginn des geregelten Lebens, das er sich lange gewünscht hat. Und die Eintrittskarte in eine eigene Wohnung. „Ich hasse das Leben auf der Straße“, sagt er. Seine Fröhlichkeit schlägt um in Melancholie, wenn er darüber spricht. Umso größer ist die Vorfreude auf die eigenen vier Wände: „Ein Zimmer, Küche, Bad. Was brauche ich mehr?“

Dann ist da „Opa“ Georgi Nikolov, den wir im Sommer 2013 unter der Kennedy-Brücke getroffen haben. Der heute 50-Jährige zeltete dort mit seiner Frau, seiner Tochter, dem Schwiegersohn und seinen zwei Enkeln. Die bulgarische Roma-Familie kam auf der Suche nach Arbeit nach Hamburg. Seit zwei Jahren lebt sie nun in zwei kleinen Kirchenkaten, die Hinz&Kunzt organisiert hat. Die Kinder gehen in die Schule. Nach mehreren Minijobs werden Georgi und seine Frau nun endlich eine Krankenversicherung haben.

Der Dritte im Bunde ist Uwe. Er hat Angst davor, einen Job in der freien Wirtschaft nicht zu schaffen. „Ich brauche diesen Schutz, den mir Hinz&Kunzt bietet“, sagt er. Dass er mal am Airport arbeiten würde, hätte er sich nicht träumen lassen. Er, der panische Flugangst hat. „Ich denke die ganze Zeit: Geil, ich steig da nicht ein! Ich bleib hier“, sagt er schelmisch. „Ich muss ja arbeiten.“

Wir sind alle zufrieden: Uwe, Georgi, Jaroslaw, Stephan und Mercedes. „Ich habe mal wieder gemerkt, dass Reden das A und O ist“, sagt Lazar-Heubel. „Wenn man vernünftig über etwas spricht, gibt es immer Lösungen.“

Nachtrag und Kommentar

Flaschensammlern helfen ist eine gute Sache. Wir dürfen aber nicht vergessen, was das eigentliche Problem ist: Die immer größer werdende Armut.

Wir haben in den vergangenen Monaten viel für Flaschensammler bewegt. Nachdem wir beklagten, dass sie nicht in die neuen Big-Belly-Mülleimer in der Innenstadt hineingreifen können, hat der Senat 100.000 Euro für Pfandregale bereitgestellt, die nach und nach installiert werden. Nach unseren Berichten über Strafanzeigen gegen Flaschensammler am Flughafen und der anschließenden Onlinepetition wurden die Anzeigen zurückgenommen. Pfandsammeln ist dort in der Folge jetzt erlaubt, auch am Flughafen gibt es Pfandringe.

Unterm Strich haben wir das Leben für die Flaschensammler in Hamburg etwas leichter machen können. Darüber freuen wir uns, und auch von unseren Lesern bekommen wir dafür viel Zuspruch. Und trotzdem dürfen wir damit nicht zufrieden sein.

Dass es immer mehr Flaschensammler gibt, daran haben wir uns gewöhnt. Viele von ihnen haben wir in den vergangenen Monaten kennen gelernt. Da war der Rentner, der am Flughafen schon als Arbeiter die Rolltreppen mit gebaut hat und jetzt jeden Tag aus Wedel mit der S-Bahn kommt, um am Airport im Müll zu wühlen. Da war der Softwareentwickler, der seit zehn Jahren keine Gehaltserhöhung mehr bekommen hat und deshalb nach Feierabend regelmäßig einmal die Mülleimer in der Mönckebergstraße abklappert. Da war der Koch, der in der Nebensaison keine Anstellung fand und täglich sechs Stunden die Innenstadt nach Pfandgut durchkämmte. Die Obdachlosen oder psychisch Kranken, die kaum eine andere Möglichkeit haben, Geld zu verdienen.

Das eigentliche Problem ist, dass all diese fleißigen Menschen gezwungen sind, für ihr Auskommen im Müll zu wühlen. Dass regelmäßig Studien mit dem Ergebnis veröffentlicht werden, die Kluft zwischen Arm und Reich in diesem Land werde immer größer. Dass wir uns daran gewöhnt haben, dass es so ist. Dass wir daran nichts ändern konnten, obwohl wir es seit Jahren anprangern.

Klar ist es ein Skandal, dass den Pfandsammlern das Leben mit Strafanzeigen und Hausverboten auch noch schwerer gemacht wird. Und wir müssen weiter dafür streiten, dass sie nicht kriminalisiert und vertrieben werden – zum Beispiel an den Bahnhöfen der Deutschen Bahn. Unser Ziel muss aber eine Gesellschaft sein, in der niemand darauf angewiesen ist, im Müll zu wühlen.

Die verantwortlichen Politiker dürfen wir nicht damit davon kommen lassen, ein paar Pfandregale aufzuhängen und so die Symptome ihrer eigenen Politik abzumildern. Nachhaltige Maßnahmen gegen Armut müssen her. Packen wir’s an!

Text: Benjamin Laufer. Fotos: Mauricio Bustamante. Mit freundlicher Genehmigung des INSP Nachrichtendiensts www.INSP.ngo / Hinz&Kunzt, Hamburg.

#30 Weserstadion

Hintergrundfoto: wetterrolf/flickr.com

EDITORIAL: Grün, Weiss, Bunt

Werder – das ist für viele Bremer:innen ein Heiligtum. Es gibt wohl niemanden in dieser Stadt, der nichts mit dem Weserstadion und seiner Mannschaft verbindet. Ein guter Ort also für unsere Autorinnen und Autoren, nach Themen zu graben. Und eine Herausforderung: Galt es doch, Menschen und Geschichten zu finden, die eben noch nicht stadtbekannt sind, keine Promis und Stars – und dennoch eine große Rolle spielen.

Tatsächlich wurden wir auch diesmal fündig und präsentieren Ihnen fünf Geschichten, in denen es meist nur am Rande um Fussball geht – aber immer um Begeisterung und Leidenschaft. Björn Struß beschreibt eine moderne Geschichte von David gegen Goliath: die des Tennisclubs Rot-Gelb direkt neben dem Stadion, der aus Sicherheitsgründen weichen soll – und dies nicht will. Unsere Autorin June Koch traf den Mann, der sich um das leibliche Wohl der Werder-Spieler kümmert. Sie sprach mit ihm bei flambiertem Steak über Fußball, Genuss und Kochen als Mannschaftssport.

Katja Hoffmann war unterdessen bei einem Training der besonderen Art: dem der Bremer Blindenfußballmannschaft, bei der es besonders laut zugeht. Bunt wird es in unserer Fotostrecke: Hartmut Müller thematisiert mit einem Fotoprojekt den Kampf für Toleranz und Miteinander – und gegen die Homophobie. Wir finden: Das Weserstadion ist ein guter Ort für solche Geschichten.

Und was sagen Sie? Wenn Ihnen diese Ausgabe gefallen hat, Sie Kritik haben oder gern eine Straße vorschlagen möchten, über die wir in einem der nächsten Hefte berichten sollen, melden Sie sich unter redaktion(ät)zeitschrift-der-strasse.de. Wir freuen uns.

 

Aus dem Inhalt

08   LETZTER AUFSCHLAG

Sie sollen weg, wollen aber nicht weichen: die Tennisspieler von Rot-Gelb

12   POST VOM DFB

Ein Bremer Ultra wehrt sich gegen sein Stadionverbot

14   TOLERANZ IM FUSSBALL

Fotostrecke

18   HÖR AUF DEN BALL

Bei diesem Training wird es laut: zu Gast bei der Bremer Blindenfussballmannschaft

22   EINFACH IST PERFEKT

Kochen mit Stern für die Stars von Werder Bremen

24   DIE FLUT

Dein Freund und Helfer? Am Spieltag unterwegs mit zwei Kontaktpolizisten

30   EIN SCHNACK MIT … TOMA

 

#29 Grohner Düne

Hintergrundfoto: Román__PG/flickr.com

EDITORIAL: Hinter der Fassade

Als wir in der Redaktion diskutierten, ob wir uns in der aktuellen Ausgabe mit der Grohner Düne beschäftigen wollen, diesem Koloss mit über 1.500 Mieter:innen, standen viele Fragen im Raum: Werden die Menschen aus diesem Wohnkomplex mit uns sprechen wollen? Werden sie uns die Türen öffnen, ihre Geschichten erzählen? Und nicht weniger wichtig: Werden die Bremer:innen Lust haben, diese Geschichten auch zu lesen?

Schließlich hat die Grohner Düne nicht den besten Ruf. In den Zeitungen liest man viel von Kriminalität und Drogen, von Polizeieinsätzen und Gewalt. Jenseits dieser Schlagzeilen aber sind die Grohner Düne und ihre Bewohner weitgehend unbekannt. Auch aus unserer Redaktion waren viele vor der Recherche noch nie dort gewesen. Umso wichtiger war es uns, genauer hinzusehen. Mehrfach waren unsere Reporter vor Ort, sprachen mit Passant:innen, Ladenbesitzern, Mieter:innen. Es hat sich gelohnt.

Philipp Jarke etwa traf einen Mann, der als einer der ersten Mieter in die Düne einzog. Stolz war er damals. Die Bewohner:innen veranstalteten Feste, feierten zusammen Silvester. Lesen Sie ab Seite 8, wie es weiterging.

Einen ganz anderen Blick hinter die Fassaden der Düne gewann unser Reporter André Beinke. Er versuchte sich am Couchsurfing. Wer ihn bei sich übernachten ließ und was dann passierte, lesen Sie in zwei Geschichten ab Seite 20. Außerdem: die Geschichte von fünf Cousins und ihrem liebsten Zufluchtsort. Und ein Gedicht.

Wenn Ihnen diese Ausgabe gefallen hat, Sie Kritik haben oder gern eine Straße vorschlagen wollen, der wir uns widmen sollen, melden Sie sich unter redaktion@zeitschrift-der-strasse.de. Wir freuen uns.

#28 Plantage

Hintergrundfoto: Marie Coleman/flickr.com

EDITORIAL: Und wieder ist alles anders

Es gibt Straßen in Bremen, die wirken, als hätten sie sich seit einem Jahrhundert nicht verändert. Und es gibt die Plantage in Findorff.

Vor 265 Jahren als Sommersitz eines Superreichen entstanden, wurde die Plantage Ausflugslokal der gehobenen Gesellschaft, Heimat der Eisenbahner in kleinen Reihenhäusern, nüchternes Gewerbegebiet und zuletzt Zentrum der Bremer Medien- und Designszene. Die einzige Konstante in dieser Straße ist der Wandel.

Von Veränderung handeln auch die Geschichten, die unsere Autoren aufgeschrieben haben: Carolin Hoffmann beschreibt am Beispiel eines Mannes, was die moderne Arbeitswelt aus dem Beruf des Pastors machen kann: Vorbei die Zeiten, in denen Pastoren ruhender Pol der Gemeinde waren, stets ansprechbar für jeden und mit Muße zur inneren Einkehr. Stattdessen Zeitdruck, Terminhatz, Zerrissenheit (S. 8).

Joschka Schmitt traf einen Künstler und Studenten, der eher zufällig zum Galeristen wurde (S. 12), während Felix Müller im Rundfunkmuseum auf eine Welt stieß, die stillzustehen scheint. Doch wippen die Finger der Funker am Morsegerät, füllt sich eine Weltkarte an der Wand mit Reißzwecken: Jede markiert einen Kontakt in andere Länder (S. 20).

Wiebke Plasse versuchte, Kummer und Sorgen mit Morgenyoga zu vertreiben (S. 27), und André Beinke machte die Tankstelle in der Plantage zum Ausgangspunkt einer Reise ins Paradies. Ob und wie er dort angekommen ist, lesen Sie ab Seite 22.

 

 

FRÜHSTÜCK DER STRASSE 2

Letzte Woche gab es ein zweites Frühstück der Straße, wieder organisiert von den Studentinnen Lisa Hummel, Katharina Brasch und Marissa Käßhöfer von der Hochschule Bremerhaven. Sie sind bis zum Sommer die Marketing-Truppe der Zeitschrift der Straße. In dieser Funktion hatten sie bereits im Januar ein erstes Frühstück für Bedürftige und Obdachlose auf die Beine gestellt, finanziert mit Spenden auf der Online-Plattform betterplace.org (wir berichteten).

Weil beim ersten Mal mehr Spenden eingegangen waren, als für das Frühstück benötigt wurden, versprachen sie, mit dem Restgeld ein weiteres Essen zu bestreiten. 200 Euro waren noch übrig, weitere 180 Euro kamen über einen erneuten Spendenaufruf im Internet zusammen – innerhalb nur eines Tages. „Es war toll zu sehen, wie schnell das Geld beisammen war“, sagt Marissa Käßhöfer.

Den Termin für das Frühstück gaben die Studentinnen über Karten und Plakate in der Bahnhofsmission, dem Café Papagei und der Teestube der Hoppenbank bekannt. Der Andrang am 17. Mai war dann groß: Ab 11 Uhr war die Tafel zwischen Hauptbahnhof und Übersee-Museum gedeckt, bereits eine Stunde später waren die 300 Brötchenhälften, der Kaffee und die Säfte aus. Hier darum noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle unsere Spender! Das Frühstück der Straße ist eine der zahlreichen Aktionen unserer engagierten Freiwilligen, bedürftige Menschen auch jenseits der Zeitschrift der Straße zu unterstützen. Weitere Veranstaltungen sind in Planung. Wir freuen uns deshalb über jede Spende – ob es Geld sei, Zeit oder Sachleistungen. Was bei uns aktuell passiert, erfahren Sie übrigens auch auf unserer Facebook-Seite. Schauen Sie doch einmal vorbei!

Text: Tanja Krämer

KRISE

Zurzeit läuft so einiges schief bei mir: Ich wurde angegriffen, meine Wohnung macht mich fertig und es gibt immer häufiger Streit um Verkaufsstandorte. Am Edeka am Dobben kam neulich ein Mann, den ich nur flüchtig kannte, auf mich zugestürmt und prügelte auf mich ein. Einige Kunden haben mir geholfen, den Kerl abzudrängen und zu vertreiben. Mir ist zum Glück nicht viel passiert, aber was macht so ein Vorfall denn für einen Eindruck auf die Kunden und Mitarbeiter des Supermarkts? Ich bin jedenfalls heilfroh, dass ich weiter dort stehen und verkaufen darf.

Komm ich dann aber nach Hause, geht meine Stimmung in den Keller. Ich muss aus dieser Wohnung raus. Das habe ich schon häufig gesagt, aber jetzt ist wirklich Schluss. Es geht dabei gar nicht um die Wohnung an sich – die ist ganz Ordnung. Aber es ist der schlechte „Geist“, der mich fertig macht. Ich bin in der Wohnung schließlich rückfällig geworden. Und das zieht mich immer wieder runter.

Ich werde die Wohnung jetzt kündigen und zur Not auch wieder im Papageienhaus oder einer ähnlichen Einrichtung einziehen. Und dann von dort aus einen Neustart machen.

Und dann habe ich immer wieder mit Standortproblemen zu kämpfen. Verkaufsstellen, die ich mir über Wochen und Monate aufgebaut habe, werden mir von Kollegen streitig gemacht. Komme ich mal etwas später als gewöhnlich, steht schon jemand anderes da. Ich möchte ja gar nicht die besonders guten Standorte für mich allein haben – darum verkaufe ich ja an jedem Wochentag an einem anderen Ort. Aber ich erwarte von meinen Kollegen, dass wir uns untereinander absprechen, wer an welchem Tag wo verkauft, und dass das dann auch eingehalten wird. Sonst macht der Verkauf einfach keinen Spaß mehr.

Trotz allem bin ich immer noch am Ball, stehe verlässlich an meinen Standorten (wenn man mich lässt), und habe immer noch viele nette Begegnungen mit Lauf- und Stammkundschaft. Was mir sehr hilft, den Frust, der sich mitunter einstellt, zu vergessen.

Neulich konnte ich jemandem eine ganz besondere Freude machen. Ich stand mit meinen Zeitungen vor der Stadtbibliothek, als ein junger Kerl, offenbar aus einem anderen Land, auf mich zukam und wissen wollte, was ich da in der Hand hätte. Das sind Straßenzeitungen, sagte ich. Kosten die was?, fragte er mich. 2 Euro, meinte ich. Da sah er mich traurig an, denn er hatte kein Geld. Er drehte sich schon um und wollte gehen, da tipp ich ihm auf die Schulter und drücke ihm einen neuen Kalender in die Hand, den ich zufällig bei mir hatte. Aber ich habe doch kein Geld, sagte der andere. Ist für dich, ein Geschenk!, sagte ich. Da riss der Kerl die Arme hoch, lachte und tanzte fast schon vor Freude. Und damit hat er dann auch mir wiederum eine Riesenfreude gemacht!

Es gibt also auch schöne Momente, und jetzt sind auch wieder die richtigen Temperaturen, um wieder andere Sachen anzugehen: Schon bald werde ich im Schnoor als Heini Holtenbeen unterwegs sein. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.

Text: Andreas Kuhlmann, Verkäufer der Zeitschrift der Straße

#27 Silberpräge

Hintergrundfoto: Mo/flickr.com

EDITORIAL: Altes Eisen, junger Beat

An der Silberpräge, das ist ein Name mit Tradition. Und Tradition ist etwas, auf das die Hemelinger stolz sind. Alteingesessene Betriebe, inhabergeführte Läden, Fabriken, in denen man gern zur Arbeit ging – das hat den Stadtteil geprägt. Heute wirken manche Orte entlang der Silberpräge und der Hemelinger Bahnhofstraße trist. Geschäfte stehen leer, so manches Gebäude könnte einen neuen Anstrich vertragen. Doch wie so oft finden sich auch hinter grauen Mauern wunderbare Geschichten.

Die eines türkischen Kulturvereins etwa, der es schafft, die scheinbaren Gegensätze von Tradition und Moderne zu vereinen, und dem es so gelingt, für Jugendliche interessant zu bleiben – egal, ob sie Volksmusik machen wollen oder Hip-Hop (Seite 8). Oder die von Arnold Mudder, dem Besitzer der Modellbahnbörse. Gott und die Welt hat er gesehen, mit Hinz und Kunz einen Schnack gehalten, und vermutlich würde er selbst mit Petrus an der Himmelspforte noch erfolgreich um den Preis einer Modellbahn feilschen (Seite 22).

Tradition, wenn nicht gar Legende, sind auch die Partys in der „Blauen Villa“. Seit über dreißig Jahren wohnt dort eine WG mit wechselnder Besetzung. Partys haben sie alle gemacht. Wie sie sich vorbereiten, was sie mit Schrankpinklern machen und warum Feiern gut sind für die Hygiene im Haus, erzählen die Bewohner im Interview (Seite 20).

Diese und weitere Geschichten finden Sie in unserem Heft und auf www.zeitschrift-der-strasse.de.

Wo einst Johnny Cash und Nirvana auftraten, treffen sich heute Hunderte Kohlfahrer. Ein Abstecher zum Aladin