Ausgabe

#118 TEERHOF

EDITORIAL: Reif für die Insel

Liebe Leser:innen,

Bremen ist eine Stadt am Wasser, das wissen Sie natürlich. Aber während etwa in unserer letzten Ausgabe über die Flughafenallee davon nur wenig zu mer­ken war, gilt es für diese hier umso mehr. Der Teerhof, die kleine Halb­insel zwischen Schlachte und Neustadt, ist wahrscheinlich das wässrigste Quartier der Stadt. Als spitzes Ende des Stadtwerdersliegt die Straße sozusagen mitten in der Weser, oder genauer gesagt: zwischen dem Fluss und seinem Nebenarm.

Besonders viel zu sehen ist davon allerdings nicht, wenn man erst mal da ist. Links wie rechts ist die Straße von mehrstöckigen Häusern gesäumt und macht eher den Eindruck eines lang gezogenen Innenhofs. „Wie eine Burg“, hatten sich gleich mehrere unserer Redakteur:innen beim ersten Besuch notiert. Und tatsächlich: Diese Erfahrung der Abschottung ist uns auch über die ganze Recherche hinweg erhalten geblieben. Während wir direkt vorn an der Bürgermeister-Smidt-Brücke sowohl das Kunstmuseen Weserburg (Seite 8) als auch die benachbarte Gesellschaft für Aktuelle Kunst (Seite 20) sehr ergiebige Einblicke in zeit­genöss­ische Malerei und Installation gewinnen konnten, ist uns der hintere Teil der Straße weitgehend verschlossen geblie­ben. Was nicht heißt, dass wir nichts zu erzählen hätten. Im Gegenteil: Fragend und beobachtend haben wir uns etwa in unserer Bildstrecke mit dem Lebensraum Teerhof beschäftigt (Seite 16). Und mit dem hier ansässigen Lan­des­behindertenbeauftragten Arne Frankenstein haben wir uns zum Interview getroffen (Seite 12).

Wir haben jedenfalls viel gelernt auf dem Teerhof und hoffen, dass Sie am Ergeb­nis mindestens so viel Freude haben wie wir beim Schreiben und Foto­gra­fieren. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!

Karolina Meyer-Schilf, Jan-Paul Koopmann
und das Team der Zeitschrift der Straße

Aus dem Inhalt:

08 Kunst am Ufer gegnüber
Ein Besuch in der Weserburg

12 „Ich möchte gar nicht gerne über Grenzen sprechen
Ein Gespräch über die Rechte von Menschen mit Behinderung

16 Irgendwo dazwischen
Bildstrecke

20 „Ich stehe auch regelmäßig etwas verloren vor zeitgenössischen Kunstwerken“
Im Gespräch über Kunst und Vermittlung

24 Tresengespräche
Neuanfang für das selbstverwaltete Kulturzentrum Irgendwo

28 „Man braucht ein bisschen Geduld“
Verkäuferporträt

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